Steirerkind
als ich noch klein war«, sagte er.
»Und Sie wissen beide nicht, wo diese Uhr geblieben ist?«
Beide schüttelten den Kopf.
»Darf ich jetzt zu Gregor?«, fragte Irene Wintersberger noch einmal.
»Gehen Sie nur«, sagte Sandra, »aber halten Sie sich bitte zu unserer Verfügung.«
Während sich die Witwe über den Korridor entfernte, sprach Bergmann ihren Sohn an. »Eine Frage noch …«
»Ja?« Lukas Wintersberger wandte den Blick vom Rücken seiner Mutter ab und dem Chefinspektor zu.
»Wussten Sie, dass Gregor Fitzner an illegalen Glücksspielen teilgenommen hat?«
»Nicht konkret. Mir war nur bekannt, dass er gern gezockt hat. Er war ja deshalb schon früher immer wieder in Geldnöte geraten. Aber ich hab mit Glücksspiel nichts am Hut. Deshalb kann ich auch nicht beurteilen, wann Glücksspiel anfängt, illegal zu werden.«
»Glauben Sie, dass Gregor Fitzner Ihre Mutter abgezockt hat, um in Ihrem Jargon zu bleiben?«, wiederholte Bergmann die Frage, die der junge Mann seiner Mutter zuvor nicht beantwortet hatte.
»Ja. Das glaube ich. Sie ist zwar noch immer recht fesch, aber doch viel zu alt für ihn. Ihre Kohle hat er offenbar ganz gut gebrauchen können.«
»Sie meinen, das Geld Ihres Vaters.«
»Sie ist die Finanzministerin in unserer Familie und verwaltet das Budget«, erklärte Lukas Wintersberger. »Außerdem hat mir Elena erzählt, dass Gregor nebenbei was laufen hat. Mit einer Kollegin von ihr.«
»Und das verschweigen Sie Ihrer Mutter?« Sandra wunderte sich über die mangelnde Loyalität des Sohnes.
»Warum sollte ich meiner Mutter denn wehtun? Sie war richtig happy mit Gregor. Außerdem wollte ich mir zuerst ihn vorknöpfen. Ich weiß es ja selbst erst seit Kurzem.«
»Und wer ist die Nebenbuhlerin Ihrer Mutter?«
»Die kleine Chinesin aus dem Blauen Engel.«
»Lucy Zhang?«
»Nein, das ist die größere von beiden. Die andere heißt Jenny Wang.«
Nur vage erinnerte sich Sandra an den Namen der Tänzerin, die am 23. Dezember krank gemeldet gewesen war. Niemand hatte die junge Frau bisher einvernommen, da sie nicht als Zeugin gegolten hatte. Das mochte ein Versäumnis gewesen sein, das es nun nachzuholen galt. Sie blickte auf ihre Uhr. Wenn Bergmann seinen Zug erreichen wollte, mussten sie jetzt los. Der Chefinspektor interpretierte ihren Blick richtig und verabschiedete sich von Lukas Wintersberger. Sandra folgte ihrem Partner zum Aufzug.
»Kannst du diese Chinesin noch vernehmen?«, fragte Bergmann auf dem Weg nach unten. »Ich muss morgen Vormittag im Tiergarten Schönbrunn sein. Bei den Elefanten …«
Sandra hatte schon vermutet, dass er wegen seiner Tochter nach Wien fuhr. Obwohl man sich bei Bergmann nie ganz sicher sein konnte.
»Seit wann sind dir Elefanten lieber als halbnackte Pole-Tänzerinnen?« Den Scherz hatte sie sich nicht verkneifen können, war er doch schlecht genug, um von Bergmann selbst stammen zu können.
Wie erwartet, konnte der Chefinspektor herzlich darüber lachen. »Das nun nicht gerade. Aber sag mal: Hat sich nicht dein Julius letztens mit dieser Wang vergnügt?«
Der Aufzug hielt an, die Türe öffnete sich.
Sandra schluckte ihre Antwort hinunter. Erst als sie die Leute im Foyer des Krankenhauses hinter sich gelassen hatten und hinaus ins Freie traten, antwortete sie dem Chefinspektor.
»Julius hat sich mit niemandem vergnügt. Jedenfalls nicht so, wie du das meinst«, erklärte sie forsch.
Bergmann ging unbeirrt weiter.
»Dann hat das wohl nur so ausgesehen.«
»Mistkerl!«, schimpfte Sandra ihm hinterher.
»Also doch.« Bergmann grinste, während er darauf wartete, dass Sandra die Schlösser des Wagens mit der Fernbedienung entriegelte.
»Ich hab dich gemeint«, stellte sie klar und drückte auf den Knopf.
Bergmann grinste noch, als sie längst losgefahren waren.
Wie gut, dass sie das Wochenende ohne den Chefinspektor verbringen würde, freute sich Sandra. Gleich nach dem Abendessen wollte sie mit Julius im Blauen Engel vorbeischauen, um Jenny Wang zu befragen. Er würde sicher nichts dagegen haben. Schließlich hatte er ein reines Gewissen.
Kapitel 7
Montag, 11. Februar 2013
Der VW Passat verließ die Tiefgarage des Wohnhauses im Grazer Bezirk Lend in der Morgendämmerung. Dass es schneite, bemerkte Sandra erst gar nicht, obwohl sie den dreckigen Matsch in der Stadt nicht ausstehen konnte. Ihre Gedanken kreisten noch immer um Julius und um das wunderbare Wochenende, das sie miteinander verbracht hatten. Schade nur, dass ihnen
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