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Steirerkind

Steirerkind

Titel: Steirerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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keine Zeit zum Skifahren geblieben war. Aber das wollten sie am kommenden Wochenende nachholen, wenn sie ihn ein weiteres Mal in Schladming besuchen würde.
    Das rote Ampellicht nahm Sandra mehr oder weniger unterbewusst wahr. Genauso reflexartig, wie sie den Wagen an der Kreuzung anhielt, schaltete sie auch den Scheibenwischer ein.
    Am Samstag hatte sie Julius bei Kaiserwetter ins Planai-Stadion begleitet, wo er live von der Herren-Abfahrt berichtet hatte. Die grenzenlose Begeisterung der vielen Zuschauer hatte auch sie mitgerissen. Vor eindrucksvoller Kulisse hatten sie eine spannende Abfahrt mit zwei spektakulären Stürzen im steilen Zielhang miterlebt, bei denen zum Glück niemand verletzt worden war.
    Hätte nicht ein Schweizer, sondern der um Haaresbreite zweitplatzierte Österreicher, WM-Gold geholt, wäre dieser Tag makellos gewesen. So war er es – zumindest aus österreichischer Sicht – nur beinahe. Doch sobald sich Sandra und Julius dem Après Ski hingegeben hatten, war dieser Wermutstropfen rasch vergessen gewesen.
    Die Damenabfahrt am Sonntag hatte Sandra sausen lassen, um sich nach einer langen Nacht endlich einmal wieder richtig auszuschlafen. Während Julius bereits seiner Arbeit auf der Planai nachgegangen war, hatte sie das ausgiebige Frühstück genossen, das ihr aufs Zimmer serviert worden war.
    Am frühen Nachmittag war sie zur Polizeiinspektion aufgebrochen, um die beiden Skirennläufer zu befragen, die noch auf ihrer Liste standen. Deren Namen hatte sie aber bald streichen können, waren die Herren doch zur Tatzeit nachweislich daheim im Tiroler Pitztal beziehungsweise im Salzkammergut gewesen.
    Sandra war früher als erwartet ins Hotel zurückgekehrt. Im Hallenbad war sie zügig 25 Längen geschwommen und hatte anschließend die Sauna aufgesucht. Die Rückenmassage, die ihr Julius nach seiner Rückkehr von der Planai versprochen hatte, war, wie schon jene in der Nacht zuvor, ihrer Leidenschaft zum Opfer gefallen.
    Ein Hupkonzert riss Sandra abrupt aus ihrer Erinnerung an die heißeste Liebesnacht seit langem. Erschrocken blickte sie auf. Vor lauter Tagträumen hatte sie übersehen, dass die Ampel auf Grün umgeschaltet hatte, was ihr so gut wie nie passierte. Peinlich berührt bog sie nach rechts in die Strassgangerstraße ein.
    Bergmann würde ihre Stimmung sofort wittern und sie damit aufziehen, wenn sie sich nicht zusammenriss. Doch Sandra hatte bereits eine Strategie entwickelt, die genau das verhindern sollte.
     
    *
     
    Dass der Chefinspektor sie noch neugieriger als sonst beäugte, als sie das Büro betrat, hatte Sandra erwartet.
    »Und? Wie war’s in Schladming?«, fragte er, wenig überraschend, als Erstes.
    Seinem Blick nach zu urteilen, hätte Sandra schwören können, dass er sich nicht nach den Ermittlungsfortschritten im Mordfall Wintersberger erkundigte.
    Warum um alles in der Welt interessierte er sich bloß so sehr für ihr Privatleben? Vermutlich nur, weil sie kaum je etwas darüber preisgab. Woran sich bestimmt auch in Zukunft nichts ändern würde. Ihre Antwort beschränkte sich daher aufs Berufliche.
    »Die letzten beiden Skirennläufer auf der Liste konnten ebenfalls mit Alibis aufwarten. Miriam soll sie zur Sicherheit noch mal überprüfen. Wo ist sie eigentlich?« Sandra setzte sich an ihren Schreibtisch und fuhr den Computer hoch.
    »Bei den Kollegen, die die Spielhölle in Schladming ausgehoben haben. Sie sucht dort nach weiteren Hinweisen im Überwachungsprotokoll, die Fitzner und seine Kumpanen betreffen.«
    »Das kann sie sich sparen.«
    »Hä? Wieso das denn?« Bergmann blickte sie überrascht über seinen Bildschirm hinweg an.
    Diesmal würde sie den Spieß umdrehen und den Chefinspektor auf die Folter spannen, hatte sich Sandra vorgenommen.
    »Sagen wir so: Ich hatte eine sehr interessante Unterredung mit … Wie war doch gleich noch mal der Name?« Irrte sie sich oder sah Bergmann sie ärgerlich an? Es machte ihr Spaß, mit ihm sein Spielchen zu spielen. »Warte … Ich komm gleich auf den Namen …«, versuchte sie ihn weiter zu provozieren, indem sie ihre Antwort möglichst lange hinauszögerte. »Vielleicht sollte ich mir rasch einen Tee holen …«
    Ein Grinsen huschte über Bergmanns Gesicht. Offensichtlich hatte Sandra den Bogen überspannt. Er schien begriffen zu haben, was sie im Schilde führte. Den Gefallen, die ihm zugedachte Rolle zu übernehmen, machte er ihr jedoch nicht.
    Spielverderber!, dachte Sandra. Aber wenigstens war ihr Privatleben

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