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Steirerkind

Steirerkind

Titel: Steirerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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Mandant beinahe von einem Geländewagen in den Straßengraben abgedrängt worden. Der Fahrer hatte es in der fraglichen Nacht offensichtlich überaus eilig, vom Tatort wegzukommen. Das sollte Ihnen doch reichen, um dem Hinweis meines Mandanten nachzugehen.«
    »Na, schön. Aber wie sollen wir diesen ominösen Wagen denn finden, wenn Sie nichts Konkreteres haben?«
    »Was halten Sie davon, die Leute in der Gegend zu befragen, ob ihnen vielleicht ein Raser in der Tatnacht aufgefallen ist?« Der Sarkasmus in Streiters Stimme war nicht zu überhören.
    »Hervorragende Idee, Herr Doktor Streiter. Niemand im Seewigtal kann sich daran erinnern, einen Schuss gehört zu haben. Aber ein Raser hätte den Anrainern auffallen sollen?«, meinte Bergmann, nicht weniger sarkastisch. »Die Burschen am Land fahren doch alle wie die Geistesgestörten«, fügte er hinzu.
    »Gegen solche Klischees möchte ich mich auf das Allerheftigste verwehren«, protestierte Streiter kampflustig.
    »Was denn für Klischees? Sehen Sie sich doch mal die Unfallstatistiken an.«
    »Meine Herren, so kommen wir nicht weiter«, bremste Sandra die beiden Männer ein, um sich gleich darauf an Tobias Autischer zu wenden.
    »Ich würde gerne etwas versuchen, um ihrer Erinnerung ein wenig auf die Sprünge zu helfen.«
    »Ja?«
    »Schließen Sie bitte die Augen«, forderte sie ihn auf. »Wir werden versuchen, Ihre Heimfahrt noch einmal vor Ihrem geistigen Auge ablaufen zu lassen.« Eben war ihr in den Sinn gekommen, dass er als Skirennläufer darauf trainiert war, Strecken zu visualisieren. Vielleicht half ihm das, sich doch noch deutlicher zu erinnern, was nachts auf der Straße geschehen war. Wenn sie ihn gedanklich dorthin zurückführen konnte, fiel ihm möglicherweise etwas ein, dem er bisher keine Bedeutung beigemessen hatte. Einen Versuch war es allemal wert, fand Sandra.
    Tobias Autischer sah seinen Anwalt fragend an. Der deutete ihm mit einer Geste, der Aufforderung der Ermittlerin nachzukommen.
    »Gut. Dann schließen Sie bitte die Augen, und kehren Sie jetzt in Gedanken noch einmal zu jener Nacht zurück. Sie sitzen in Ihrem Auto. Einem Audi?«, tippte Sandra auf den Großsponsor des ÖSV.
    Tobias Autischer nickte mit geschlossenen Augen.
    »Audi A6 Avant«, antwortete er.
    »Okay. Sie fahren also auf der Ennstal Bundesstraße und biegen ins Seewigtal ab. Welche Abzweigung nehmen Sie?«
    »Die bei Höhenfeld.«
    »Gut. Sie biegen also ab und fahren weiter, bis Sie den Wagen bemerken, der Ihnen entgegenkommt. Wo genau befinden Sie sich jetzt?«
    »Gleich nach der letzten Kurve beim Petersberg«, antwortete der Befragte.
    »Und was genau sehen Sie?«
    »Scheinwerfer. Die grellen Lichter kommen rasch auf mich zu. Das Auto ist vielleicht noch 100 Meter von mir entfernt. Warum blendet der Idiot nicht ab?«
    »Er hat das Fernlicht eingeschaltet?«
    »Ja. Er ist jetzt vielleicht noch 60 Meter entfernt. Ich nehme Gas weg und kneife die Augen zusammen. 30 Meter. Verdammt! Der Typ fährt viel zu weit links. Ausweichen kann ich vergessen. Sonst lande ich im Graben. Bloß auf der Straße bleiben! Ich fahre höchstens noch 30 km/h. Wie ein Irrer zischt er haarscharf an mir vorbei. Es ist ein dunkles Auto. Genau kann ich die Farbe nicht erkennen, aber es ist höher als mein Kombi.«
    »Könnte es sich um einen schwarzen Range Rover Evoque handeln?«
    »Gut möglich.«
    Gut möglich, wiederholte Sandra in Gedanken. Es konnte aber unmöglich Gregor Fitzners Wagen gewesen sein, überlegte sie weiter. Der war um diese Uhrzeit bei Jenny Wang. Oder hatte die Tänzerin gelogen? Das Mädchen hatte sie angefleht, ihrem Chef nur ja nicht zu verraten, dass sie gar nicht so krank gewesen sei, wie sie vorgegeben hatte, um blau machen zu können. Mit ihrer leichten Verkühlung hätte sie sehr wohl tanzen können, hatte sie zugegeben. Nein, Jenny Wang hatte ihr die Wahrheit gesagt, glaubte Sandra.
    Konnte jemand anders mit dem Range Rover unterwegs gewesen sein? Aber wie wäre Gregor Fitzner dann heim nach Rohrmoos gekommen? Vielleicht war das im Seewigtal ein anderer Evoque gewesen. Oder auch ein ganz anderes KFZ-Modell.
    »Schauen Sie bitte in den Rückspiegel«, fuhr Sandra laut fort.
    »Okay …«
    »Sehen Sie den Wagen noch?«
    »Ich sehe die roten Rücklichter.«
    »Gut. Wie sehen diese Rücklichter aus? Können Sie mir die Form beschreiben?«
    »Ich weiß nicht … Ich bin heilfroh, dass das noch mal gut gegangen ist.«
    »Konzentrieren Sie sich bitte nur auf die

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