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Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Mein Vater erzählt - Gutkin, P: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Me

Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Mein Vater erzählt - Gutkin, P: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Me

Titel: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Mein Vater erzählt - Gutkin, P: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gutkin
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uns der Pilot des Aries nicht entdeckt, erreichten wir unbemerkt den Feldrain.
    Flach auf dem Boden liegend, robbten wir vorwärts und stopften eifrig Porree in die Säcke. Alles, was wir erreichen konnten, haben wir ausgerupft und in die Säcke gepackt. Ich habe mich schon auf das Festmahl gefreut, welches meine Mutter damit zubereiten würde.
    Auf einmal ging es los: „Pack! - Zzzsch“, hörte ich das mir schon bekannte Geräusch einer Panzerabwehrkanone – kurz Pak genannt.
    In einiger Entfernung schlug die Granate auf das Feld.
    Zu Tode erschrocken verharrten wir in der Bewegung.
    Ich hatte irrsinnige Angst.
    Werner zischte: „Die haben uns gesehen! Was machen wir denn jetzt?“
    Otto fragte angstvoll: „Sollen wir die Säcke liegen lassen?“
    Ich antwortete: „Nein, auf keinen Fall. Die nehmen wir mit.“
    Werner: „Guckt mal da drüben, da kommt wieder der Aries-Beobachter. Der muss uns gesehen haben.“
    Wieder und wieder explodierten Granaten auf dem Feld und rissen Löcher in den Boden.
    Zuerst hörte ich „pack“ und augenblicklich schlugen die Dinger ein.
    „Lasst uns verstreut wegrennen“, schrie Werner.
    Das war eine gute Idee. In einer Fächerformation flitzten wir, einer hierhin und einer dorthin, runter vom Feld, damit wir nicht alle gleichzeitig getroffen würden. So konnten vielleicht einige von uns überleben. Ich presste den halb gefüllten Jutesack vor meine Brust und rannte Haken schlagend wieder einmal um mein Leben.
    Wir trafen uns glücklicherweise alle unversehrt bei den Fahrrädern wieder.
    Zu Hause war die Freude über unsere Ernte groß. Wir haben fast eine Woche lang Porree in allen Variationen gegessen. Es gab Porree-Gemüse, Porree-Frikadellen, Porree-Rouladen, Porree-Reibekuchen, Porree-Salat.
    Seitdem mag ich keinen Porree mehr essen.

Amerikaner kommen in die Stadt
    Nach fast siebenwöchigem Beschuss rückten am 17. April 1945 amerikanische Truppen in Düsseldorf ein. Auch über die breite Kölner Straße rollten die Panzer an den Hausruinen vorbei. Die Bewohner hatten zum Zeichen des Friedens weiße Tücher und Bettlaken aus den Fenstern gehangen. Neugierig haben wir Kinder zwischen anderen Menschen dort gestanden und bekamen von den amerikanischen Soldaten Kaugummi und Schokolade. Das war eine Freude.
    Einige Zeit später bekamen wir auch den Inhalt der sogenannten Care-Pakete. Hellbraune Päckchen, gefüllt mit Zigaretten, Kaugummi, Kekse, Butter und Schwarzbrot in Dosen. Wir haben dazu Ein-Mann-Paket gesagt. Ein Soldat konnte sich im Notfall davon eine Woche ernähren.

Ich hole meinen Bruder nach Hause
    Mein jüngerer Bruder wurde im Rahmen der Kinderlandverschickung von Dettelbach aus in die Rhön evakuiert. Das ist ein großes Mittelgebirge, das an Bayern, Hessen und Thüringen grenzt. Wo genau er sich aufhielt und ob er noch lebte, wussten wir nicht. In Deutschland herrschte ein einziges Chaos. Die Großstädte waren zum größten Teil zerstört und sehr viele Menschen entweder tot, in Kriegsgefangenschaft geraten oder vermisst. Verzweifelte Nachfragen meiner Eltern bei den zuständigen Ämtern halfen nicht weiter.
    Dank einer Nachbarin, die schon in den ersten Kriegstagen zu Verwandten in die Nähe von Schweinfurt gezogen ist, bekamen meine Eltern endlich ein Lebenszeichen von Karl. Sie war nun ebenfalls zurück in Düsseldorf und besuchte meine Mutter.
    Aufgeregt erzählte sie, dass sie wüsste, wo mein Bruder ist.
    Meine Eltern waren sehr erleichtert. Da die nette Frau noch einmal nach Schweinfurt fahren musste, um ihre Möbel abzuholen, schlug sie vor, ich solle mitfahren und meinen Bruder nach Hause holen. Meine Eltern und ich fanden den Vorschlag toll. Und so bin ich mitgefahren.
    Die Nachbarin hat für uns beide die Fahrkarten besorgt.
    Wie alle anderen bekam ich von der zuständigen Besatzungsmacht eine Art Personalausweis ausgestellt, mit dem ich mich nicht mehr als hundert Kilometer vom Wohnort entfernen durfte.
    Es handelte sich um ein längliches Stück Papier, etwa halbes DIN A 5 Format. Auf der einen Seite waren die Personalien vermerkt und auf der anderen Seite war eine kleine Landkarte abgebildet.
    Meine Mutter hat mir mal wieder mein kleines Köfferchen mit einigen Klamotten gepackt. Dazu gehörten unter anderem frische Strümpfe, Waschzeug, wozu Schwemmseife gehörte, die aus Knochen hergestellt wurde, und ein Messer.
    Dann sind die Nachbarin und ich zum Hauptbahnhof gegangen. Nach vielem Fragen und langem Warten sind wir endlich am späten

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