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Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Mein Vater erzählt - Gutkin, P: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Me

Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Mein Vater erzählt - Gutkin, P: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Me

Titel: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Mein Vater erzählt - Gutkin, P: Stell Dir vor Du bist Kind - und es ist Krieg Me Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gutkin
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unsere Mutter gefreut, als wir beide plötzlich im Türrahmen standen. Sie hat mindestens so heftig geweint, wie bei der Verabschiedung, als wir in die Kinderlandverschickung gefahren sind. Doch dieses Mal waren es Freudentränen.

Öl im Hafen
    Nachdem die Lebensmittelgeschäfte, trotz Androhung drastischer Strafen, leer geplündert waren, ging das Gerücht um, dass im Hafen noch etwas zu holen sei. Es gäbe keine Kontrollen mehr im Hafengebiet, sodass ein jeder bis an die Lagerhäuser käme.
    Einige Freunde und ich sind losgezogen, um etwas zu erhaschen. Am liebsten natürlich etwas Essbares.
    Doch wir kamen viel zu spät. Es gab nur noch Kartoffelmehl - und Speiseöl.
    Die Tanks, in denen das Öl gelagert wurde, befanden sich im Untergeschoss eines Lagerhauses. Eine lange Rampe für die LKW führte hinunter bis an die Tanks.
    Menschen, ausgestattet mit Milchkannen, leeren Flaschen und Gefäßen aller Art, haben die Tanks angezapft. Um so viel wie möglich davon nach Hause zu tragen, haben die meisten Leute ihre Gefäße bis an den Rand gefüllt. Der eine oder andere hatte dann schon mal auf der Rampe mit dem Öl geschlabbert. Mit der Zeit ist der Boden dermaßen rutschig geworden, dass Gehen auf der Rampe nicht mehr möglich war.
    So sehr sich die Männer und Frauen abmühten, es war einfach nicht möglich, zurück nach oben zu kommen. Einer rutschte aus, riss dabei noch einen weiteren mit und beide suhlten sich im Öl. Einige versuchten vergebens, Halt an den Wänden zu finden; die Füße rutschten trotzdem weg.
    Endlich hatte jemand die Idee, eine Kette zu bilden. So hielten sich mindestens vierzehn Männer an den Händen fest, damit die menschliche Kette bis nach unten reichte. Die Leute begannen, sich an der Menschenkette nach oben zu hangeln. Zuletzt löste sich die Kette von unten nach oben wieder auf.

Plündern nicht getraut
    Die Düsseldorfer hungerten, wie alle Menschen in den zerstörten Städten. In den ländlichen Gebieten war meistens noch etwas Essbares aufzutreiben. Im Tausch gegen wertvollen Hausrat oder Schmuck gaben die Bauern in Düsseldorf-Hamm Nahrungsmittel ab. Aus Verzweiflung plünderten viele Menschen. Das heißt, sie brachen in Geschäfte ein oder durchsuchten verlassene, stadtnahe Bauernhöfe nach etwas Essbarem. Ich habe mich nicht getraut zu plündern. Vor den Bauernhöfen standen Schilder mit Aufschriften wie zum Beispiel: Plündern wird mit dem Tode bestraft.
    Mein Freund Helmut, der die Panzerfaust abgeschossen hat, ist auf einem Bauernhof zu Tode gekommen. Helmut war zusammen mit seinem Vater auf den verlassenen Hof gegangen, um etwas Essbares zu suchen. Er trat auf eine Mine, die daraufhin explodierte. Seinem Vater ist nichts passiert.
    In der Stadt gab es nichts mehr zu plündern. Die Geschäfte hinter den aufgebrochenen Türen waren leer. Die Schilder mit der Aufschrift: Plündern wird mit dem Tode bestraft beeindruckten niemanden mehr. Die Ladenbesitzer waren entweder tot oder geflohen.

Zum Stoppeln auf die andere Rheinseite
    Als die von den Amerikanern behelfsmäßig errichtete Pontonbrücke einige Wochen nach Kriegsende für Fußgänger und Radfahrer freigegeben wurde, radelten wir mit Taschen und Säcken zum Kartoffelstoppeln auf die andere Rheinseite. Diese schwimmende Brücke führte von Volmerswerth nach Grimlinghausen.

    © Bundesarchiv Bild - 146-1978-062-24 – Fotograf: ohne Angabe
    Nachdem die Bauern ihre Felder abgeerntet hatten, durfte jeder andere dort die Reste zusammensuchen, die die Erntemaschinen nicht gepackt hatten.
    Oft habe ich beim Rückweg auf der Brücke gesehen, wie amerikanische Soldaten den Erwachsenen die vollen Taschen wegnahmen und die Lebensmittel in den Fluss schütteten. Wir Kinder hatten Glück. Uns haben sie nie etwas abgenommen.
    Mit der Zeit sprach es sich herum, dass die schwarzen Soldaten freundlicher waren und so gut wie nie die Lebensmittel wegnahmen. So haben also die Erwachsenen mehr oder weniger unauffällig vor einer Brückenüberquerung gewartet, bis eine Wachablösung stattgefunden hat, und ein schwarzer Soldat Dienst hatte.

Trümmerverarbeitung - Monte Klamotte
    Am Aachener Platz, im Stadtteil Bilk, ist ein ungefähr dreißig Meter hoher Schuttberg entstanden, den die Lastwagen auf einer Serpentinenstraße befuhren. Dieser Berg wurde im Volksmund Monte Klamotte genannt Er war auf eine erschreckende Art faszinierend. Nur Trümmerteile der zerstörten Stadt.
    Neben dem Berg befand sich ein riesiges Mahlwerk, in dem aus den

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