Stella Blomkvist
Die kleinen Zimmer sind sowohl zum Saufen und
Glotzen, als auch dazu da, um über anderweitige Befriedigung als die der Augen
zu verhandeln.
Ich habe mir einen abgelegeneren
Platz ausgesucht. Die Bar befindet sich links, die kleine Bühne rechts von mir
und eine von Regenbogenfarben beleuchtete Menge vor mir auf der Tanzfläche.
Genau der richtige Platz, um Bacchus im Schnelldurchlauf durch den Körper zu jagen.
Sammle Kräfte für die Nacht. Lebe wieder neu auf.
Was für ein Tag!
Ich habe mehr als siebzig Namen auf
Sindris Liste durchgestrichen. Bin die Straßen abgelaufen. Habe geklingelt,
gelächelt, gelabert.
Ohne Erfolg.
Bei acht Adressen war keiner zu
Hause. Wird mich morgen einen weiteren Besuch kosten. Wenn ich denn Lust habe,
diesen dämlichen Idiotenjob weiterzumachen. Was zum Teufel geht es mich an,
wer mir diesen Zettelheini geschickt hat?
Ahhh!
Wie schön Jackie den Körper reinigt!
Schleckt mit brennender Zunge die Nerven. Ich schließe die Augen und fühle, wie
das Feuer durch die Adern fließt. Bis in die Fingerspitzen und in die Zehen. In
die Brust. Und den Bauch.
Ahhh!
Jemand tippt mir auf die Schulter.
Zweimal. Reißt mich aus Bacchus’ sinnlicher Umarmung.
Ich öffne träge die Augen.
Ein junger Kerl guckt von oben auf
mich herunter. Er ist gut angezogen und Sonnenbank gebräunt.
Leckerchen! Scheint brauchbar zu
sein!
»Bist du Stella Blómkvist?«, fragt
er. »Die Rechtsanwältin?«
»Und wenn?«
»Sigvaldi will mit dir reden.«
Ich stehe auf und folge dem Kerl
durch die Menschenmenge auf dem Tanzboden in den Spiegelsaal. Dort wackeln
einige Mädels mit den Hintern, ziehen sich aus und schlenkern ihre Busen vor
verschwitzten, kurzatmigen Männern, die ihnen mit Geldscheinen zuwinken.
Porno-Valdi sitzt in einem
Chefsessel mit hoher Lehne in einem großen Büro, das sich neben einer Bar
befindet. Er hat einen schwarzen Anzug und ein schwarzes Hemd an und guckt sich
im Fernsehen die Strip-Show eines Mädchens auf Video an. Ich begutachte
schweigend das dunkle, glänzende Haar und den Drei-Tage-Bart.
Plötzlich dreht er sich im Sessel zu
mir hin, legt die Hände auf den Tisch und starrt mich
mit stechendem Blick an. Lächelt dann ganz plötzlich, aber auch nur mit dem
Mund. Er hat Ähnlichkeit mit einem Raubtier.
»Was darf
ich dir anbieten?«, fragt er.
Ich schaue von ihm auf das Standbild
auf dem Bildschirm. Das Mädchen ist gerade dabei, den rosanen Slip
auszuziehen. Schaue ihm dann wieder in die schwarzen Augen: »Ich steh
eigentlich mehr auf Schwänze.«
Er stellt das Videogerät aus, lässt
sich zurück in seinen Sessel fallen und lacht laut auf. Die schwarzen
Brusthaare springen aus dem offenen Ausschnitt, Njamm njamm ... Verlockendes
Raubtier.
Sigvaldi wurde zuerst berühmt für
den Import von Mädchen. Sie kamen massenweise ins Land, um sich in diesem
erotischen Etablissement zu verdingen. Dann begann der Dorfklatsch zu blühen
und Sigvaldi wurde auch noch berühmt-berüchtigt für alles andere, was ihm
bisher noch niemand hat nachweisen können.
»Was willst
du trinken?«
»Jack
Daniels.«
Er gibt dem jungen Kerl ein Zeichen.
Der verschwindet durch die Tür und kommt einen Moment später mit einer Flasche
und zwei Gläsern wieder.
»Prost«,
sagt Sigvaldi.
Ich lasse
Jackie einen Moment die Zunge umschmeicheln, bevor ich ihn den Hals
herunterrinnen lasse. Ahhh!
Schaue dann wieder in die dunklen
Augen: »Macht es dir wirklich Spaß, so eine Mösenbar zu besitzen?«
Er lacht
nicht. Guckt mich stattdessen unbewegt an.
»Was wird aus Saemi?« Seine Frage
unterbricht die minutenlange Stille.
»Hast du Interesse an ihm?«
»Haben die irgendwelche Beweise?«
»Erzähl mir zuerst, warum du
Interesse an Saemi hast.
Arbeitet er für dich?«
»Saemi ist ein alter
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