Stella Blomkvist
lernen!
13
Das Mäuschen ist völlig am Ende.
Mich überrascht das nicht. Die
ersten Tage im Gefängnis sind immer die schlimmsten, besonders in der
Einzelzelle. Später kriegt man dann Tabletten, die den Aufenthalt dort erträglich
machen; tagsüber was Beruhigendes und abends was zum Schlafen. Und ab und zu
ein wenig unter der Hand gehandeltes Koks, um das triste Dasein ein wenig
aufzupeppen.
Bevor ich auf’s Land, zu Birna ins
Gefängnis gefahren bin, hatte ich Raggi über den Stand der Dinge in ihrem Fall
ausgefragt. Um herauszufinden, was die Goldjungs vorhatten.
»Sie wird eine lange Haftstrafe
kriegen, das ist doch klar«, sagte er.
»Aber wenn sie Informationen
ausspuckt, die euch weiterhelfen?«
»Das ist doch ein dummes Lieschen.
Was sollte die schon wissen?«
»Mit
Sicherheit ein paar Namen.«
Raggi zuckte mit den Schultern. »Du
weißt doch, wie der Laden läuft«, meinte er. »Wir müssen wasserdichte
Informationen kriegen, damit das bei Gericht irgendwelchen Einfluss auf das
Urteil hat.«
Wasserdichte
Informationen.
»Ich ertrage das nicht, hier zu
sein«, wispert Birna am Tisch im Gesprächszimmer.
»Darüber hättest du mal nachdenken
sollen, bevor du dich auf diesen Blödsinn eingelassen hast.«
Für einen Augenblick scheint es, als
wolle sie anfangen zu heulen. Aber dann reißt sie sich zusammen. »Kannst du
gar nichts machen?«, fragt sie.
»Die haben Beweismittel in den
Händen. Ganze zwei Kilo.«
Sie schaut mich mit ihren großen,
braunen Augen bittend an.
»Es könnte dein Urteil möglicherweise
mildern, wenn du ihnen Namen geben könntest«, lege ich nach. »Wenn du auf die
verweisen könntest, die dich benutzt haben. Auf die, denen das Kokain gehört.«
Sie hatte ganz offensichtlich die
Zeit in den letzten Tagen gut
genutzt, um über ihre Lage nachzudenken. »Ich weiß nicht, wie die heißen«,
antwortet sie.
»Aber du
musst doch wissen, wer dir diese Fahrt nach Brasilien
angeboten hat?«
»Also, das
war so. Ein Mädchen hat mich gefragt, ob ich nicht in ein paar Tagen viel Geld
verdienen wollte.«
»Wann war das?«
»Vor ein
paar Monaten.«
»Um wie
viel Geld ging’s dabei?«
»Dreihunderttausend.«
»Und du
hast einfach okay gesagt?«
Sie nickt.
»Was hat sie dir dann gesagt? Was
musstest du dafür tun, um das Geld zu bekommen?«
»Da hat sie mir noch nichts weiter
gesagt. Nur dass mich demnächst jemand anrufen
würde.«
»Und dann?«
»Jemand hat mich angerufen.«
»Wann?«
»So vor drei Wochen.«
»Wer war das?«
Birna schüttelt den Kopf: »Ich
kannte die Stimme nicht. Aber er hat Englisch
gesprochen.«
»Was hat er dir gesagt, was du tun
sollst?«
»Ich sollte nach Brasilien reisen,
in einem bestimmten Hotel drei Nächte bleiben, dann
zurück nach Kopenhagen fliegen und von da aus direkt
nach Hause.«
»Sonst nichts?«
»Nein.«
»Hat er nichts von Kokain gesagt?«
»Ich habe es die ganze Zeit nicht
gesehen. Erst, als die Polizei es mir hier zu Hause gezeigt
hat.«
»Wie ist es denn dann in deine
Tasche gekommen?«
Sie zuckt mit den Schultern: »Jemand
im Hotel muss das Zeug da reingelegt haben.«
»Du musst aber doch einen Verdacht
gehabt haben, um was es bei der Aktion ging?«
»Ich habe nur versucht, nicht
darüber nachzudenken«, antwortet sie mit leiser
Stimme. »Ich hab das Geld so dringend gebraucht.«
»Hast du das Hotel in Rio selber
gebucht?«
»Nein, das Zimmer war schon für mich
reserviert worden.«
»Wer hat sich darum gekümmert?«
»Ich weiß es nicht.«
»Und der Freund?«
»Den habe ich nur erfunden, um
überhaupt etwas zu sagen«, antwortet sie peinlich
berührt.
»Okay.«
Eine Weile herrscht Schweigen in dem
kleinen Zimmer.
»Machen wir weiter«, sage ich dann.
»Was solltest du tun, als du wieder nach Hause
gekommen bist?«
Sie leckt sich die bleichen Lippen.
»Jemanden
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