Stella Blomkvist
anrufen.«
»Wen?«
»Das war die Nummer eines Pagers.
Ich sollte mittwochnachmittags, eine Woche, nachdem
ich angekommen war, dort anrufen und eine
Nachricht senden.«
»Was für eine Nachricht?«
»Das waren ein paar Zahlen.«
»Und dann?«
»Dann sollte jemand mich
zurückrufen.«
»Aber du weißt nicht, wer?«
Sie schüttelt wieder den Kopf.
»Und was ist mit dem Geld?«
»In Kopenhagen habe ich nur Geld für
die Reise bekommen. Und für das Hotel.«
»Und die dreihunderttausend?«
»Die sollte ich hier zu Hause
bekommen.«
»Wenn der Stoff in die richtigen
Hände gelangt war, oder was?«
»Könnte sein.«
»Okay.« Ich durchdenke kurz die
ganze Sache. »Mir scheint, du hast zwei Infos, die du
den Bullen verkaufen kannst«, sage ich dann und schaue Birna streng an. »Zum
einen den Namen deiner Freundin. Zum anderen die Nummer des Pagers und die Nachricht,
die du senden solltest. Stimmt’s?«
Sie nickt.
»Bist du
dabei?«
»Muss ich
dann nicht ins Gefängnis?«
»Doch, aber sie werden dir
möglicherweise die Zeit verkürzen.«
»Ist das
nicht sicher?«
»Nein, es ist möglich, aber nicht
sicher. Aber wenn du überhaupt nichts sagst, kannst du darauf wetten, dass du
lange in den Knast wanderst.«
Sie sitzt für einen Moment
regungslos. »Hast du einen Zettel?«, fragt sie dann.
Als ich ihr Papier und Stift reiche,
schreibt sie den Namen ihrer Freundin in Kopenhagen auf, die Nummer des Pagers
und die Zahlennachricht, die sie senden sollte, und schiebt dann das Blatt zu
mir über den Tisch.
14
Sirenengeheul direkt hinter mir!
Ich bin auf dem Weg nach Hause. Bin
gemütlich in östlicher Richtung eine kleine Nebenstraße am Meer entlanggefahren
und habe hin und wieder einen Blick auf den Berg Esja geworfen, dem die
Abendsonne dunkles Rouge aufgelegt hat.
Ich kriege einen wahnsinnigen
Schrecken, schere nach rechts aus an den Straßenrand und drossele meine
Geschwindigkeit. Völlig instinktive Reaktionen eines gesetzestreuen Bürgers!
Das Polizeiauto fährt an mir vorbei
und biegt plötzlich vor mir ein, sodass ich eine Vollbremsung machen muss.
Verdammt, ich bin sicher, dass ich
nicht zu schnell gefahren bin!
Zwei Verkehrspolizisten in schwarzer
Uniform steigen aus dem Auto und richten ihre Mützen, während sie auf mich
zukommen.
Ich kurbele das Fenster herunter und
lächele sie an: »Ist etwas passiert?«
Es sind zwei gut aussehende Jungs.
Mit Sicherheit um die dreißig. Der eine sieht sehr skandinavisch aus, wie ein
Wikinger, der andere ist ein Rotschopf. Beide strahlen durch ihre Uniformen
Autorität aus.
Die schwarzen Polizeihosen des
Wikingers sind eng. Und ich meine eng! Sind sicher zwei Nummern zu klein. Sehen
aus wie eine schwarze Zwangsjacke für Hüften und Bauch. Ich glotze unfreiwillig
auf die Muskelpakete, die sich bei jedem Schritt bewegen. Und fange an, meine
Chancen auszurechnen. Kann mich einfach nicht zusammenreißen.
Dann kommt er an die Autotür, öffnet
sie und sagt frech: »Mach den Motor aus.«
»Was?«
»Mach bitte den Motor aus.«
»Warum?«
»Mach ihn einfach aus!«, wiederholt
er barsch. Er wirkt kühl und überheblich.
»Okay«, antworte ich und drehe den
Schlüssel.
Er hält die Türe weit auf: »Steig
bitte aus.«
»Um was geht es?«
»Steig ruhig aus.«
»Ich kenne meine Rechte.«
»Ich zweifele nicht daran.«
Der Rotschopf in der schwarzen
Uniform öffnet auch mal den Mund: »Wir haben den Hinweis
bekommen, dass du Alkohol getrunken hast,
bevor du mit dem Auto weggefahren bist. Wir wollen dich
nur ins Röhrchen blasen lassen.«
»Ich besoffen? So ein Blödsinn!«
»Weigerst du dich, zu blasen?«
»Nein, nein.«
»Dann komm mal mit rüber in unseren
Wagen.«
Ich gebe auf. Mir bleibt ja auch
nichts anderes übrig.
Die beiden Polizisten gehen mit mir
zum Streifenwagen. Der Wikinger
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