Stella Blomkvist
in einer Fünf-Zimmer-Wohnung, die bis
auf die staatlichen Kredite schuldenfrei ist. Ich habe heute Vormittag seinen
Grundbucheintrag abgecheckt. Scheint alles normal zu sein.
Ich traue ihm nicht mehr. Jedenfalls
nicht ganz.
Traue keinem.
Wollte es trotzdem noch mal
probieren. Vielleicht ist er ja okay.
Vielleicht.
Endlich sehe ich Raggis Auto. Es
nähert sich dem Block.
Raggi fährt langsam in eine
Parklücke vor dem Haus. Er ist alleine im Auto.
Ich lasse den Motor an, fahre die
Straße entlang und auf den Parkplatz. Halte hinter Raggis Auto an. Raggi steigt
gerade aus.
»Darf ich dich zu einer kleinen
Fahrt einladen?«, frage ich durch das geöffnete Fenster.
Raggi dreht sich blitzschnell auf
dem Asphalt um: »Was zum Teufel machst du hier?«
»Dir eine Runde durch die Stadt
anbieten.«
»Ich bin auf dem Weg ins Bett.«
»Ich verspreche auch, dich nicht auf
einer Müllkippe auszusetzen.«
Raggi schließt sein Auto ab und
kommt zu mir. Er kann kaum noch seine Füße heben.
»Eigentlich darf ich gar nicht mir dir sprechen, so wie
der Fall momentan aussieht«, sagt er.
»Hab ich die Pest, oder wie?«
»Manche glauben das, ja.«
»Stell dich doch nicht so an, wir
müssen reden.«
»Ich kann nichts sagen.«
»Vielleicht kann ich dir aber etwas
sagen.«
»Dann komm ins Büro«, sagt Raggi und
wischt sich ein paar Regentropfen von der
Glatze. »Ich will jetzt nur noch schlafen.« Er sieht tatsächlich
müde aus.
»Raggi, ich muss mit dir reden.
Dringend.«
Er schaut mich schweigend an. Seufzt
dann tief, geht um das Auto herum, öffnet die Tür
zum Beifahrersitz, setzt sich und schließt die Tür.
Ich fahre im Rückwärtsgang vom
Parkplatz und fahre durch die Weststadt. Bis raus nach
Seltjarnarnes. Halte schließlich am Steinwall beim Meer
an, wo kein anderes Auto zu sehen ist und stelle den
Motor ab.
Raggi hat auf der ganzen Fahrt kein
einziges Wort gesagt.
»Was zum Teufel ist eigentlich
los?«, frage ich.
Er guckt mich argwöhnisch an und
antwortet mit einer Gegenfrage: »Müsstest du das
nicht eigentlich mir erklären?«
»Ich?«
»Tu doch nicht so unschuldig.«
»Was soll ich denn getan haben?«
»Sag mir nur, was du für Spielchen
spielst. Dann kann ich dir vielleicht helfen.«
»Alles, was ich dir berichtet habe,
ist wahr. Jedes Wort. Ich spiele keine Spielchen.«
»Guck dir den Fall mal von unserer
Perspektive an, Stella. Du kommst zu mir mit Unterlagen. Da werden zwei
landesweit bekannte Männer schwerwiegender Vergehen beschuldigt. Du behauptest,
dass die Unterlagen Ausdrucke von den Disketten sind, die Halla hinterlassen
hat. Wir sind im Prinzip geneigt, das zu glauben, wenn wir irgendwelche
Beweise für die Richtigkeit deiner Aussage bekommen. Aber du weigerst dich, uns
diese geheimnisvolle Diskette zu übergeben. Erklärst, dass sie im
Bankschließfach liegt. So weit alles klar. Wir besorgen uns die Erlaubnis, das
Schließfach zu öffnen. Und dann stellt sich heraus, dass das Fach leer ist. Der
Bankangestellte behauptet steif und fest, dass nur du am Schließfach warst.
Niemand sonst. Und als Tüpfelchen auf dem I servierst du uns noch dein
unglaubliches Abenteuer, dass dich zwei Polizisten, die niemand zu kennen
scheint, entführt haben sollen. Was sollen wir davon halten?«
»Und was haltet ihr davon?«
»Das ist doch völlig klar. Wir
glauben, dass du uns wahrscheinlich täuschen willst. Dass es diese Diskette nie
gegeben hat. Dass du, oder jemand, der mit dir unter einer Decke steckt, die
Dossiers erstellt hat, um uns auf angesehene Bürger zu hetzen. Um politischen
Staub um diesen Fall aufzuwirbeln. Als ob der Fall nicht schon genug
aufwirbeln würde.«
»Habe ich dann bei mir selber eingebrochen
und alles zerstört?«
»Warum nicht? Das ist schon
vorgekommen.«
»Und wozu hätte ich das tun sollen?«
»Weiß der Teufel.«
»Okay, dann weiß
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