Stella Blomkvist
gegeben habe.«
»Sie weiß nichts.«
»Habt ihr sie verhört?«
»Sie erklärt, dass diese Geschichte
reine Erfindung ist«, antwortet Raggi. »Ihre Aussage
ist natürlich noch ein Grund dafür, dass dir niemand glauben will.«
»Teufel noch mal!«
Raggi packt mich fest am Arm: »Hör
mal, Stella, es gibt da nur eine Sache, von der ich mir vorstellen könnte,
dass sie unsere Leute überzeugen könnte.«
»Was?«
»Diese Videos, von denen in deinen
Dossiers die Rede ist. Wenn es sie denn gibt.«
»Ich weiß nichts über sie.«
»Was ist mit Lilja Rós?«
»Sie behauptet, auch nichts über sie
zu wissen.«
»Das hat sie uns auch gesagt«,
antwortet Raggi und lässt meinen Arm los. »Aber vielleicht weiß sie mehr, als
sie zugeben will. Hast du nicht ganz guten Kontakt zu ihr?«
»Ich denke schon.«
»Dann solltest du diesen Kontakt
ausschlachten. Du kannst jetzt alle Hilfe brauchen.« Raggi stöhnt müde. »Wenn
wir nur diese Videos hätten, auf denen man eindeutig sehen kann, wie Haukur
das Mädchen misshandelt, hätten wir endlich etwas Brauchbares in der Hand.«
»Dann glaubst du mir?«
»Ich möchte dir noch mal eine Chance
geben, das ist alles. Und das bin auch nur ich. Meine Vorgesetzten sehen die
Sache völlig anders. Die wollen dich festnageln.«
Das Auto springt sofort an.
»Denk dran, dass Lilja Rós deine
einzige Hoffnung ist«, fährt er fort. »Quetsch sie aus.«
»Okay.«
Ich wende
das Auto und schalte die Scheinwerfer ein. Ich glaub’s nicht! Es hat aufgehört
zu regnen!
18
Verdammt noch mal! Alles vermasselt!
Ich muss direkt an Birna denken, als
der Nachrichtensprecher im zweiten Programm von der Festnahme eines Kuriers
berichtet, der zwei Kilo Kokain im Gepäck hatte.
Bei irgendjemandem muss eine
undichte Stelle sein. Informationen sind an die Presse durchgesickert. Vermutlich
hat derjenige damit Birnas Aussichten auf ein milderes Urteil zunichte gemacht.
Sie hatte sich meinen Rat zu Herzen
genommen und den Goldjungs alles gesagt, was sie über die Hintermänner wusste.
Darunter auch die Nummer vom Pager.
Die Goldjungs hatten sofort zu
planen begonnen, wie man den Besitzer des Rauschgiftes am besten in die Falle
locken könnte. Beschlossen, so zu tun, als sei es Birna gelungen, mit dem Stoff
einzureisen. Schickten sie nach Hause, wo sie von zwei Kollegen Tag und Nacht
überwacht wurde. Ließen sie den Pager anrufen. Warteten immer noch auf
Antwort. Sie wollten das bevorstehende Treffen beschatten und den Ganoven auf
frischer Tat festnehmen.
Aber dieser Plan, der sich anhörte,
als sei er direkt aus einem amerikanischen Gangsterfilm entnommen, gehörte
jetzt wahrscheinlich schon zur Vergangenheit. Man kann doch sicher davon
ausgehen, dass der Hintermann wie jeder andere auch die Radio- und Fernsehnachrichten
verfolgt. Unglaublich, dass diese Amtsschimmel nie die Klappe halten können.
Ich bin immer noch völlig aufgebracht,
als das Telefon klingelt.
Es ist Sigvaldi. »Wir müssen uns mal
unterhalten«, sagt er.
»Über was, zum Teufel?«
»Darf ich dich auf ein Glas
einladen?«
Die Wachsamkeit wird schnell von der
Neugier besiegt. »Warum nicht?«, sage ich.
»Ich schicke dir ein Auto. Ist in
zwanzig Minuten da. Passt das?«
»Okay.«
Es ist ein Benz.
Ich lasse zehn Minuten auf mich
warten. Nur mal um deutlich zu machen, wer hier das Sagen hat.
»Hi Baby!« Der Fahrer dreht sich um,
als ich mich auf den Rücksitz setze. Es ist der Super-Macho höchstpersönlich.
Saemi.
Sein Gegrinse geht mir auf die
Nerven. »Immer noch der gleiche Laufbursche, wie?«
»Immer noch die gleiche Zimtzicke,
wie?«, fragt er im gleichen Tonfall zurück und lacht über meine schlechte
Laune.
Ich muss mich zusammenreißen. Darf
mir nicht von allem und allen die Laune verderben lassen, auch wenn mir
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