Stella Blomkvist
mit in die Küche. Ich will
dir jetzt mal eine Geschichte erzählen«, presse ich hervor und gehe voraus.
»Macht schon mal die Fotos, Jungs!«,
gibt Raggi Anweisung und folgt mir.
»Mach die Tür zu!«
Er schließt die Küchentür und setzt
sich mir gegenüber an den Tisch. Dann überschwemme ich ihn mit großartigen
Ausführungen über die Geschehnisse des Abends und der Nacht. Mein Wortschwall
ergießt sich wie eine Flutwelle über Raggi.
Er sagt kein einziges Wort, während
ich berichte. Dann fragt er betont langsam: »Willst du damit sagen, dass dich
zwei Polizisten unter falschem Vorwand festgenommen haben, dich aus der Stadt
gefahren und dort ausgesetzt haben, damit ihre
Helfershelfer hier ungestört einbrechen konnten?«
»Das liegt
doch auf der Hand.«
»Und wozu?«
»Das liegt
doch auch auf der Hand.«
»Ach ja? Würdest du es mir dann
bitte deutlicher erklären?«
»Aber sicher.« Ich lehne mich über
den Tisch: »Das Einzige, was du können musst, ist zwei und zwei zusammenzählen.
Dann musst du dabei weniger als fünf und mehr als drei rauskriegen.«
Er antwortet nicht. Guckt mich nur
gelassen an.
»Erstens: Bei Halla wurde zweimal
eingebrochen. Zweitens: Der Einbrecher hat offensichtlich nicht gefunden, was
er gesucht hat. Drittens: Ich habe dir gestern gesagt, dass ich Hallas geheime
Tagebücher habe. Viertens: Heute Abend ist bei mir eingebrochen worden, wie
bei Halla, genau zu der Zeit, als irgendwelche Bullenschweine auch noch dafür
gesorgt haben, dass niemand im Haus ist.« Ich starre Raggi aufgebracht an: »Das
Ergebnis ist vier. Bingo!«
»Spiele ich in dieser Verschwörung
des Jahrhunderts auch eine Rolle?«, fragt Raggi völlig verärgert.
»Vielleicht«, antworte ich und schau
ihm direkt in die Augen. »Wenn du keinem von unserem gestrigen Gespräch
erzählt hast, dann steckst du da mit drin.«
Er
schweigt.
»Allerdings glaube ich da nicht
richtig dran. Du hast doch die Informationen über Haukur und Sigvaldi sicher
an andere weitergegeben.«
Raggis
Gesichtsausdruck bleibt regungslos.
»Du weißt natürlich am besten
selber, mit wem du geredet hast. Aber es wird dir nicht gelingen, mich davon
zu überzeugen, dass dieser Einbruch Zufall war.«
»Du bestehst also auf dieser
fantastischen Geschichte?«, fragt Raggi nach längerem Schweigen.
»Fantastische Geschichte? Was meinst
du mit fantastisch?«
»Ich will nur wissen, ob wir diesen
Bericht in einem Protokoll festhalten sollen.«
»Natürlich!«
»Hast du
die Nummern dieser Polizisten?«
»Die hatten
keine Nummern.«
»Jeder
Polizist hat eine Nummer.«
»Die beiden
aber nicht.«
»Oder ihre
Namen?«
»Das ist vielleicht eine blöde
Frage! Meinst du, die haben sich mir persönlich vorgestellt, oder was?«
»Hast du
das Kennzeichen vom Streifenwagen?«
»Nein.«
»Das auch
nicht?«
»Ich hatte keinen Grund, mir die
Nummer zu merken, bevor ich in ihr Auto eingestiegen bin. Und als sie sich vom
Acker gemacht haben, war vor lauter Staub nichts zu sehen.«
»Willst du
trotzdem an deinem Bericht festhalten?«
»Verdammt noch mal! Ich wusste es
doch schon immer, dass ihr die Wahrheit nicht vertragen könnt! Ihr schlagt ihr
ja permanent ins Gesicht, aber müsst ihr sie gleich ganz umbringen?«
Raggi steht auf, bespricht etwas mit
seinen Leuten auf dem Flur und kommt dann wieder zu mir in die Küche.
»Du überdenkst die Sache bis
morgen«, sagt er. »Komm dann um 10 Uhr zu mir, dann nehmen wir dein Protokoll
auf.«
»Fährst du jetzt schon?«
»Um zehn Uhr«, wiederholt er und
stürmt samt den anderen Goldjungs hinaus.
Ich sitze eine ganze Weile erschöpft
in der Küche und wanke schließlich in mein Büro, wo es aussieht, als hätte eine
Bombe eingeschlagen. Setze mich völlig fertig auf den Fußboden zwischen die
Schuldscheine und
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