Stella Blomkvist
Nächstes passiert.«
»Waren das
vielleicht deine Ganoven?«
Er grinst.
»Deine oder die von Haukur«, setze
ich nach, als von ihm kein Kommentar kommt. »Aber das kommt ja aufs Gleiche
heraus. Du hast ihn doch eh in der Tasche, stimmt’s?«
»Worauf
willst du hinaus?«
Ich habe
keine Lust länger um den heißen Brei herumzureden.
»Halla nahm kein Blatt vor den Mund.« Sigvaldi erbleicht. »Also stimmt es
doch«, sagt er. »Was?«, frage ich und strahle siegesgewiss.
»Dass du
Hallas Tagebücher hast.«
»Wer sagt
das?«
»Hast du die Disketten? Oder hast du
den Text als Ausdruck?«
Ein spöttisches Grinsen ist alles,
was er von mir als Antwort bekommt.
Er taxiert mich eine Weile, als ob
er Schwierigkeiten hätte, sich zu einer Entscheidung durchzuringen. Dann fragt
er auf einmal: »Sind die Disketten zu verkaufen?«
Ich lache völlig spontan laut auf.
Sigvaldi wird vor Wut weiß im
Gesicht. »Ich lasse mich von niemandem erpressen«, sagt er mit drohender
Stimme. »Und schon mal gar nicht von einem alkoholabhängigen Weibsstück.«
Ich stelle
mein Glas ab und stehe auf.
»Die meisten halten es für besser,
mich als Freund zu haben, denn als Feind«, fährt er fort. »Denk dran.«
»Meine Jacke ist da in dem Schrank«,
sage ich.
Er glotzt mich eine Weile wütend an,
geht dann aber zur Tür und öffnet sie. »Saemi, bring sie nach Hause!«, ruft er.
Ich nehme mir Zeit, meine Jacke
anzuziehen. Mache meine Knöpfe in Ruhe zu und schaue Sigvaldi währenddessen
lächelnd an.
»Ich warne dich«, wiederholt er. »Es
ist das Beste für dich, wenn du damit aufhörst, Lügengeschichten über mich zu
verbreiten.«
»Mir kam allerdings der Gedanke,
dass es ein paar Journalisten geben könnte, denen es Spaß machen würde, einen
Blick auf die Papiere zu werfen. Da gibt’s doch für einige Wochen Material über
Gewalt, Drogenmissbrauch und Bestechung.«
»Niemand wird diese Verleumdungen
drucken.«
»Bist du da ganz sicher?«
»Ja.«
»Ich nicht. Ganz im Gegenteil. Ich
glaube, dass einige Reporter ziemlich scharf auf diese Goldgrube wären.«
»Das, was dort über mich steht, ist
von vorne bis hinten erlogen und ganz bestimmt nicht von Halla geschrieben.«
»Hast du die Papiere gesehen?«
»Ich halte mich auf dem Laufenden.«
»Das hat Halla offensichtlich auch
getan. Welche Summe habt ihr dem Mädchen eigentlich dafür bezahlt, dass es
schweigt?«
»Welchem Mädchen?«
»Dem, auf das Haukur losgegangen
ist.«
»Ich sag’s dir zum letzten Mal: Hör
auf, dich in meine Sachen einzumischen.«
»Was, wenn nicht?«
»Manche benehmen sich derart, dass
sie Unfälle geradezu provozieren.«
»Oder Mord? Wie Halla?«
»Das hab ich nicht gesagt.«
Beim Herausgehen drehe ich mich in
der Tür noch mal nach ihm um. »Valdi? Herzchen?«
»Ja?«, antwortet er. Mit einem
Hoffnungsschimmer in seinen dunklen Augen.
»Fick dich ins Knie!«
Es verschlägt ihm die Sprache. Er
hält das halb leere Glas in der Hand und gafft mich an.
Saemi lacht erst, als wir schon die
Hverfisgata entlangfahren. »Du bist unglaublich! So
mit Valdi zu reden!«, sagt er.
»Ich lass mich von keinem
erpressen.«
Im Handumdrehen sind wir wieder zu
Hause.
»Wann bittest du mich herein?«
»Nicht jetzt.«
»Willst du dich nicht ein bisschen
entspannen? Ich hab ein paar tolle Massagetechniken
drauf.«
»Hahaha! Der alte Frauenheld packt
seine Tricks aus!«, lehne ich höhnisch lachend ab.
Als ich die Tür zur leeren Wohnung
öffne, bedauere ich fast, dass ich sein Angebot
ausgeschlagen habe. Ich könnte heute Abend Gesellschaft
gebrauchen. Aber es bringt nichts, vertanen
Möglichkeiten nachzutrauern.
»Es ist zu spät, Amen zu sagen, wenn
die Messe längst vorbei ist.«
Sagt Mama.
19
Ich drücke am frühen Morgen auf die
Klingel.
Gunnleifur ist erstaunt, mich zu
sehen. Weist mich schnell in
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