Stella Blomkvist
eine
kleine Fahrt mitnehmen. Dir hat es doch letztes Mal so gut gefallen!«, sagt
der Wikinger.
Sie versuchen, mich gerade auf die
Rückbank des Benz’ zu bugsieren, als Lilja Rós mir zuruft: »Stella, wohin
fährst du?«
Ich kann in einer schnellen Bewegung
einen Schritt rückwärts machen und mich zur Hälfte umdrehen.
»Diese verdammte Idioten wollen mich
entführen!«, rufe ich ihr zu.
Der Wikinger schiebt mich wieder auf
das Auto zu. Schubst mich dann auf den Rücksitz und ist selber schon fast
eingestiegen, als sich ein Schatten in der Tür zeigt.
»Was ist denn hier los?«, fragt das
Muskelpaket.
»Hilf mir hier raus!«, rufe ich.
»Sie macht immer so ein Theater«,
sagt der Wikinger und lacht.
»Ach ja?«
Das Muskelpaket taxiert den Wikinger
schweigend eine Weile, aber packt ihn dann ganz plötzlich an einer Schulter und
schmeißt ihn so leicht, als wäre er ein schwarzer Müllsack, auf den
Parkplatz. Reicht mir dann eine Hand und hilft mir aus dem Auto. Einige Zuschauer
haben sich eingefunden, um die Schlägerei zu verfolgen. Lilja Rós steht in der
ersten Reihe.
»Ich rate dir, dich nicht einzumischen«,
sagt der Wikinger und steht auf. »Wir sind nämlich von der Polizei.«
»Dann zeig mal deinen Ausweis«,
antwortet das Muskelpaket.
»Der lügt wie gedruckt! Das sind
zwei Irre aus Reykjavik!«, rufe ich.
Die
Zuschauer rücken enger heran.
»Sie kommt mit uns«, sagt der
Wikinger mit Autorität in der Stimme.
»Das glaube ich nicht«, sagt das
Muskelpaket, legt seinen Arm um mich und geht eng umschlungen mit mir an dem
Wikinger vorbei.
Der
Rotschopf hat sich hinter das Steuer gesetzt. »Komm, wir hauen ab!«, ruft er.
Der Wikinger scheint anderer Ansicht
zu sein. Er kommt mir hinterher, bis ihm das Muskelpaket den Weg verbaut. Sie
stehen sich gegenüber. Groß und kräftig. Mit gegrätschten Beinen. Bereit,
aufeinander loszugehen.
»Ich hab gesagt, du sollst kommen«,
ruft der Rotschopf wieder.
Ich betrachte den Wikinger
eingehend. Da bekomme ich eine Idee. Kann der Versuchung einfach nicht widerstehen.
»Ach, jetzt fällt’s mir wieder ein,
ich wollte mich doch noch für den Ausflug bedanken!«, sage ich und lächele.
»Nichts zu danken«, antwortet der
Wikinger und grinst breit. »Ich wusste doch, dass es dir gefallen hat.«
Ich gehe einen Schritt auf ihn zu.
Lächele sanft. Dann geb ich’s ihm. Einen Tritt. Mit voller Kraft. Direkt oben
zwischen die Beine.
Es vergehen einige Sekunden, bevor
er schreit. Dann fällt er auf die Knie und hält sich die Hände auf seine
empfindlichste Stelle und schreit wieder.
»Nichts zu danken, Schätzchen«, rufe
ich ihm zu. »Ich weiß doch, dass es dir gefallen hat!«
»Bravo!«, ruft einer der Zuschauer.
Jemand anderes beginnt zu klatschen. Andere klatschen mit.
Lilja Rös zieht mich mit sich.
»Komm schon, Stella, ich bitte
dich«, sagt sie. Sie guckt das Muskelpaket an. »Du auch. Das ist sicherer.«
Wir machen, dass wir in den Mietwagen
kommen. Lilja Rös fährt los, gibt Gas und ist in kürzester Zeit auf der
Ringstraße.
Ich bin überglücklich.
»Das hab ich noch nie gemacht. Aber
manchmal hat es mich schon verdammt gereizt.«
»War es genauso toll, wie du es dir
vorgestellt hast?«, fragt Lilja Rös.
»Toll? Es war ein einzigartiges
Gefühl! Der Himmel auf Erden!«
23
Ich kann nicht wieder einschlafen.
Obwohl wir den Forderungen der
Müdigkeit erst gegen vier Uhr nachgegeben haben, bin ich schon drei Stunden
später aufgeschreckt und sitze hellwach im Bett.
Nachdem ich mich eine Weile unter
der Bettdecke hin und her wälze und einige Versuche, wieder einzuschlafen,
erfolglos bleiben, ziehe ich mir den weißen Bademantel an, den Lilja Rós mir
geliehen hat. Dann schleiche ich die Holztreppe herunter, mache mir Wasser
heiß für eine große Tasse löslichen Kaffee, setze mich in einen
Weitere Kostenlose Bücher