Stella Blomkvist
habe gehofft, dass du mir
vergeben könntest.«
»Warum?«
»Mir geht es wirklich schlecht
damit, dass ich dir das angetan habe.«
»Der Fall ist nicht in meiner Hand.«
»Ich weiß. Natürlich bekomme ich
meine Strafe. Aber es würde mich nicht mehr so belasten, wenn du mir vergeben
würdest.«
Sie schien aufrichtig zu sein. Wie
schon so oft. Aber ich war gegen Lilja Rós geimpft. Bis ans Lebensende.
»Versuch nicht, mich für dumm zu
verkaufen«, sagte ich. »Du wusstest ganz genau, was du getan hast.«
»Das stimmt nicht«, antwortete sie.
»Das Rauschgift hatte mich zu der Zeit völlig im Griff, obwohl ich darauf
geachtet hatte, dass es niemand bemerkt. Es macht einen zu einem völlig anderen
Menschen. Ich merke das jetzt so richtig, wo ich davon los bin.« Sie schaute
mir in die Augen und fragte wieder: »Vergibst du mir?«
»Für Vergebung bin ich nicht
zuständig«, antwortete ich. »Sprich mit einem Pfarrer.«
»Ich habe Gott schon um Vergebung
gebeten.«
Ich konnte mir dieses verdammte
»Asche-aufs-Haupt«-Geschwätz nicht mehr anhören und stand auf. »Willst du schon
weg?«
»Ich hab keine Lust, mir so einen
Schwachsinn anzuhören.«
»Bitte bleib doch noch«, sagte Lilja
Rós.
Ich zögerte.
»Ich wollte dich auch bitten, mir
einen Gefallen zu tun.«
»Was?«
»Ich habe die Videos nie vernichtet.
Du weißt schon.
Kannst du das für mich machen?«
»Mir ist das egal.«
»Ich fände es aber besser.«
»Na gut.«
Wir schauten uns schweigend an, bis
es peinlich wurde.
»Sie haben mich auch über Halla
ausgefragt«, sagte sie schließlich.
»Das überrascht mich nicht.«
»Die scheinen zu glauben, dass ich
... ich über sie hergefallen bin.«
»Natürlich, bist du ja auch.«
»Ich hatte es irgendwie im Gefühl,
dass du das auch denkst«, sagte sie langsam.
»Ich denke das nicht nur, ich weiß
es. Du hast sie umgebracht. Genau so, wie du mich
umbringen wolltest.«
Sie schüttelt den Kopf. »Du kannst
das gar nicht wissen.«
»Ach?«
»Weil es nicht wahr ist.«
»Die Goldjungs wissen es auch.
Früher oder später wird es ihnen sicher gelingen, dir
die Tat nachzuweisen.«
»Sie war meine beste Freundin«,
sagte Lilja Rós. »Ich hatte keinen Grund, ihr etwas
anzutun.«
»Du hattest Gründe genug.«
»Was für welche?«
»Willst du, dass ich sie alle
aufzähle?«
»Wenn du schon meinst, alles besser
zu wissen als ich.«
»Okay. Du hast mehr oder weniger auf
Hallas Kosten gelebt, aber warst trotzdem bis über beide Ohren verschuldet.
Hattest ständig Geldprobleme. Also hast du versucht, die Sache ins Lot zu
kriegen, indem du Rauschgift eingeschmuggelt hast.«
»Glaubst du das wirklich?«
»Wahrscheinlich haben deine Probleme
mit Halla angefangen, als du das Paket am Busbahnhof abgeholt hast.«
»Mit dem Buch?«
»Halla hat eine Nachricht auf den
Pager geschickt bekommen«, fuhr ich fort, ohne auf ihren Kommentar einzugehen.
»Das Problem war nur, dass sie an diesem Tag aus Versehen deinen Pager mit zur
Arbeit genommen hatte. Du hast mir selbst gesagt, dass ihr öfter eure Geräte
verwechselt habt. Aber in diesem Fall hatte es ernsthafte Folgen.«
»So?«
»Halla merkte, dass die Nachricht
für dich und nicht für sie selber war. Sie war intelligent und konnte zwei und
zwei zusammenzählen. Da musstest du wohl oder übel alles zugeben, nicht wahr?«
Sie gab mir keine Antwort.
»Ich kann mir gut vorstellen, dass
Halla völlig ausgerastet ist. Plötzlich warst du für sie gefährlich geworden. Du
warst nicht mehr länger nur ein Junkie, was sie ja vielleicht noch okay fand,
sondern hast den Drogenschmuggel organisiert. Das stand für sie einfach nicht
zur Debatte.«
Ich fixierte Lilja Rós kalt: »Hat
sie dir nicht angedroht, jeglichen Kontakt zu dir abzubrechen? Dich rauszuschmeißen
und nie wieder was mit dir zu tun haben zu wollen?«
Sie leckte
sich die
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