Stella Blomkvist
Millionen? Das ist ein fairer Preis.«
»Fair!«, rief ich empört. »So ein
Auto kostet fünf oder sechs Millionen!«
»Ich habe ihn für fünfhunderttausend
verkauft«, antwortete die Frau entschieden. »Wenn du den Papierkram nicht für
mich erledigen willst, dann gehe ich eben woandershin.«
Da gab er auf. Als wir den
Kaufvertrag unterschrieben hatten, tauschten wir den Scheck gegen den Autoschlüssel.
»Jetzt ruf mir bitte ein Taxi, mein
Guter«, sagte die Bepelzte zum fassungslosen Verkäufer.
»Soll ich dich nicht fahren?«,
fragte ich.
»Ja, danke schön.«
Das Auto war ein wahrer Traum. Aber
das war mir von vornherein schon klar. Ein Superbenz mit Automatikschaltung.
Ich konnte allerdings überhaupt nicht verstehen, warum sie ihn für fast nichts
loswerden wollte.
Ich musste
sie einfach danach fragen.
»Dieses Auto ist das Ein und Alles
meines Mannes«, sagte sie. »Hat mir nie erlaubt, ihn zu fahren.«
»Trotzdem war er auf deinen Namen
registriert?«
»Ja, aber nur, um Steuern zu sparen.
Der kriegt einen Schock, wenn er nach Hause kommt.« Sie lächelte bei der
Vorstellung.
»Ist er im Ausland?«
»Er hat sich sein Flittchen mit nach
London genommen«, antwortete sie und lachte kalt. »Deshalb habe ich
beschlossen, es ihm heimzuzahlen. Ich wollte dafür sorgen, dass das der
teuerste Fick der isländischen Geschichte wird.«
Einige Tage später rief mich ihr
Mann an und verlangte, den Kauf rückgängig zu machen. Er wurde ganz schön
wütend, als ich ihn nur auslachte und ihn bat, seiner Frau herzliche Grüße zu
bestellen.
Ich mache das Fernsehen aus und gehe
mit Jackie in der Hand ans Fenster und proste meinem Benz zu. »Anderer Leute
Unglück wird selten beweint.«
Sagt Mama.
2
Obwohl ich mich großzügig am Jackie
bedient habe, sitzt immer noch ein kalter Schauer in mir. Zumal er nicht von
gewöhnlicher Kälte kommt.
Ich mache das Videogerät an. Lege
die Kassette ein und mache es mir in meinem Fernsehsessel gemütlich. Sehe, wie
sie auf dem Bildschirm erscheinen. Die beiden Freundinnen.
Ich habe sie heute besucht. Lilja
Rós. Habe sie zum ersten Mal nach dem Angriffsabend getroffen. Sie hatte schon
oft darum gebeten, mit mir sprechen zu dürfen, aber ich war nicht so begeistert
davon. Die Goldjungs sagten auch zuerst nein. Dann hatten sie ihre Meinung geändert. Haben mit Sicherheit
gedacht, ich könnte sie dazu bringen, etwas über die Sache mit Halla preiszugeben.
Schließlich ließ ich mich unter der Bedingung erweichen, dass wir zwei alleine
sein würden und keine Aufnahmegeräte in Gang seien.
Raggi versprach es und fuhr mich zum
Gefängnis.
Lilja Rós erwartete mich in einer
kleinen, gemütlichen Zelle im ersten Stock. Alles tipptopp aufgeräumt wie überall,
wo sie gewohnt hatte. Sie stand am vergitterten Fenster in einem hellblauen
Trainingsanzug und Hausschuhen.
»Danke,
dass du gekommen bist«, sagte sie.
Ich wusste
nicht, was ich antworten sollte.
»Willst du
dich nicht setzen?«
Es gab in diesem Zimmer einen Stuhl
an einem kleinen Tisch direkt bei der Tür. Ich setzte mich.
Lilja Rós nahm auf der Schlafliege
Platz. »Ich wollte dir selber sagen, wie Leid es mir tut, dass ich dich verletzt
habe.«
»Ach ja?«
»Ich finde die Vorstellung einfach
furchtbar. Ganz lange konnte ich es überhaupt nicht glauben, dass ich auf dich
losgegangen sein soll.«
»Wirklich
nicht?«
»Ich wusste
nicht, was ich tat.«
»Du hast es
sehr wohl gewusst.«
Sie schüttelt den Kopf: »Ich war
total im Rausch.«
»Hast du wirklich gedacht, dass ich
dich wegen dem Kokainschmuggel anzeigen würde?«, fragte ich. »War das der
Grund?«
»Ich wusste nicht, was ich getan
habe«, wiederholte sie. Jetzt reichte es mir. »Hast du mich herkommen lassen,
damit ich mir Märchen anhören soll?«
»Nein, ich
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