Stella Cadente - Niemals darf es sein
ihn zurückhielt.
» Es ist nur, das Hotel …«, begann sie zögerlich und kam sich dabei unglaublich dumm vor. »Das Hotel ist nicht schön. Das Zimmer ist klein und hässlich, und das Bett … es riecht, als hätte ein nasser Hund darin geschlafen.«
Matteo musterte sie nachdenklich. »Dann gehen wir zu mir! Mein Haus ist zwar nicht gleich um die Ecke, aber es ist ein hübscher Fußweg am Arno entlang.«
» Einverstanden.«
» Einverstanden?«, fragte er verblüfft, als hätte er mit einer Absage gerechnet.
Lili strahlte, überwältigt von ihrer eigenen Übe rzeugung. »Ja, einverstanden!«
L ili glaubte, sie hätte alle Zeit der Welt, und doch drängte ihr Innerstes danach, endlich Matteos Haus zu erreichen, um sich ihren sehnlichsten Wünschen zu ergeben.
Bis zu seinem Haus war es tatsächlich ein hü bscher Fußweg, zunächst über die Ponte alla Carraia , und dann am Ufer des Arnos entlang. Hand in Hand machten sie ihren Weg, an Kirchen und beleuchteten Restaurants vorbei. Und obwohl alles perfekt schien, fragte sich Lili die ganze Zeit, was nur in sie gefahren war. Sie handelte so vollkommen fremd ihrer Natur. Nur aus Lust – und das musste es sein, schließlich kannte sie Matteo noch nicht einmal vier Stunden – ging sie mit einem unbekannten Mann in sein Haus, um sich ihm dort widerstandslos hinzugeben. Ausgerechnet sie, die von Sex so viel Ahnung hatte wie eine Sechzehnjährige.
Lili hatte zwar Erfahrung, doch diese beschränkte sich auf ihren Ex-Freund Glenn, der ihr im Bett stets unbeholfen und verkrampft vorgekommen war. Letz tendlich sagte Lili sich, dass sie Matteo nicht begleitete, um einen Trieb zu folgen, sondern weil ihre gegenseitige Anziehungskraft so groß war, dass sie sich einfach körperlich lieben mussten .
Als sie schließlich sein Haus erreichten, war Lili so nervös wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Sie zitterte am ganzen Körper und war sich sicher, dass Matteo es bemerkte.
Das Gebäude, vor dem sie standen und das Matteo nun aufschloss, lag im Gr ünen, direkt am Arno, und hatte einen kleinen überdachten Brunnen auf seinem Grundstück. Die Hauswand war mit einer mittlerweile vergilbten und nicht mehr zu erkennenden hellen Farbe gestrichen. Der Putz hatte an einigen Stellen bereits den Weg zur Erde gefunden. Die Dachziegel waren lehmrot und verliehen dem Haus mit dem kleinen Turm in der Mitte eine warme und einladende Ausstrahlung. Doch erst als Lili in das zweistöckige und von außen eher unscheinbare Haus trat, konnte sie für einen Augenblick ihre Nervosität vergessen, und mit großen Augen sah sie sich um.
Die Einrichtung der Vorhalle – Flur wäre eine grobe Untertreibung gewesen – war im Stil der R enaissance gehalten, soviel wusste sogar Lili. Dunkle und schwere Holzmöbel mit feinen Verzierungen und eine mit Holz vertäfelte Wand machten die Inneinrichtung ebenso imposant wie gemütlich. Mehrere Gänge zeigten zu weiteren Räumen im Erdgeschoss, außerdem führte eine wertvoll aussehende Holztreppe in den zweiten Stock, der vermutlich ähnlich beachtliches Inventar barg.
» Dein Haus ist … wow! Du bist nicht etwa ein Nachfahre der Medici-Familie?«, staunte Lili hingerissen, während sie sich in der kleinen Vorhalle umsah. Gleichzeitig verspürte sie ein ihr bereits nur zu bekanntes Unbehagen. Solch ein Vermögen beunruhigte sie, und Glenns verletzende Worte von einst kamen ihr wieder in den Sinn.
» Wäre ich ein Medici, müsste schon mindestens ein festungsähnlicher Palazzo her, das kannst du mir glauben. Das hier ist doch nichts Besonderes«, holte Matteo sie zurück in die Gegenwart.
Lili riss gespielt schockiert den Mund auf. »Machst du Witze? Das Haus ist eine Sensation!«
Matteo kam bedächtig einen Schritt auf sie zu. »Das Gleiche habe ich gedacht, als ich dich sah«, sagte er in einem Ton, der keinen Zweifel ließ, dass er sie zu verführen versuchte. Als er sie dann küsste, waren seine Lippen voller Leidenschaft, die Lili sofort erwiderte. Mit seiner Hand fuhr er durch ihr dunkles Haar und ließ sie dort einige Augenblicke verweilen, während sich ihre Zungen fanden und zum ersten Mal zärtlich berührten. Lili ignorierte das Feuerwerk, das in ihrem Bauch explodierte, und legte ihre Hände um seinen Hals, erfühlte seinen Nacken, seinen weichen Haaransatz.
Matteo löste seine Lippen von ihrem Mund und liebkoste zärtlich ihren Hals, ihr Ohrläppchen, wä hrend Lili hingebungsvoll den Kopf zur Seite legte.
»Verrate mir, warum bist du
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