Stella Cadente - Niemals darf es sein
Einladung«, zwang sie sich zu sagen, nachdem Matteo ihr gegenüber am anderen Ende des Tisches platzgenommen hatte.
» Es gibt doch immer einen Anlass, mia stella cadente .«
Sternschnuppe. Wieder nannte er sie so, und es machte Lili nervös.
» Matteo, ich muss dir etwas sagen«, begann sie endlich. Sie hatte keine Ahnung, wie sie es ihm beibringen sollte.
Matteo wirkte plötzlich besorgt. »Bitte nicht, Lili.«
Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. »Aber es ist wichtig.«
» Ich liebe dich, Lili. Mia stella cadente .« Diese plötzliche Entschlossenheit in seinen Worten und in seiner Stimme war erschreckend, ebenso wie die Aufrichtigkeit in seinen Augen.
» Was?« Lili stockte der Atem. Panik und Schuld flammten in ihr auf, ebenso wie Aufregung und … war es Lust? Vollkommen durcheinander schüttelte sie den Kopf.
Hastig stand Matteo von seinem Stuhl auf und schritt energisch um den Tisch herum. »Ich weiß, das geht alles sehr schnell, immerhin kennen wir uns erst seit vier Tagen. Aber ich meine es ernst. Ich bin mir vollkommen sicher, dass wir zusammengehören.«
Lili zuckte zurück, als er versuchte, ihre Hand zu nehmen. »Matteo, nicht.« Denn sobald er sie berührte, war sie verloren, und es gab nichts, was sie tun konnte, um sich ihm nicht hinzugeben.
Mit Körper und Seele.
Matteo akzeptierte es, dass er nicht ihre Hand halten sollte. Stattdessen hockte er sich mit einer natürlich wirkenden Bewegung vor ihr auf den Boden und blickte aufrichtig zu ihr auf. »Ich will dich nicht unter Druck setzen, Lili. Ich wollte nur, dass du es weißt. Ich liebe dich und ich möchte mit dir zusammen sein. Ich habe keine Angst vor einer …«
Lili sprang von ihrem Stuhl auf und drückte sich an Matteo vorbei. Ihr Impuls zu fliehen erschien ihr im Augenblick die einzige Möglichkeit, dieses emot ionale Chaos zu überstehen. »Hör auf damit, Matteo. Ich will das nicht.«
Matteo hielt sie am Arm fest und zog sie zu sich heran. Er legte seine Hände auf ihre Hüfte, und Lili spü rte, wie sie unter seiner Berührung erbebte. Doch noch viel schlimmer war, dass er seine Wirkung auf sie bemerkte.
» Du kannst mir nichts vormachen, Lili. Zwischen uns ist etwas. Etwas Besonderes, und du spürst es auch, das weiß ich. Also warum hast du solche Angst, mia stella cadente ?« Seine tiefe Stimme vibrierte vor Verlangen, ebenso wie Lilis Körper.
Ihre Gedanken schwirrten, sie musste versuchen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Er war ihr Bruder, verdammt . Sie durften sich nicht näher kommen, ganz gleich, wie sehr sie es sich auch wünschten.
Mit der letzten emotionalen Kraft, die Lili noch in ihrem Körper hatte, riss sie sich von Matteo los und wankte zurück. Sie sah das Unverständnis, die verletzten Gefühle in seinen dunklen Augen. War es ihre Schuld, dass der Glanz des ersten Tages daraus verschwunden war?
» Verdammt, Matteo! Hör endlich auf, mich so zu nennen! Ich bin keine Sternschnuppe, und schon gar nicht deine. Ich bin nur … eine Fata Morgana. Ich bin nicht echt, nur ein Satellit, kein Stern. Begreif das doch endlich.«
» Ich kann auf dich warten, wenn es dir zu schnell geht.«
» So, wie Ilaria auf dich wartet?« Lili wusste nicht, wann sie entschieden hatte, Ilaria ins Gespräch zu bringen. Lili hatte sie beinahe vergessen, und doch war sie jetzt ganz plötzlich wieder in ihr Bewusstsein getreten. Anstatt ihm die Wahrheit zu sagen, schob sie ihm die Schuld in die Schuhe. Dabei wusste sie nicht einmal, was tatsächlich zwischen ihm und der schönen Kellnerin vorgefallen war.
» Was?«, fragte Matteo fassungslos.
Lili fühlte sich schäbig. Entwaffnend hob sie die Hände und trat einige Schritte zurück. »Es ist nur … wir werden kein Paar sein, Matteo. Wir gehören nicht zusammen. Du bildest dir vielleicht ein, in mich verliebt zu sein, aber das bist du nicht. Ilaria ist hübsch, sie meint es ernst. Du solltest dich besser an sie halten, Matteo. Mit mir verschwendest du nur deine Zeit.«
Dann verließ Lili den Raum. Das Essen blieb u nberührt, die Wahrheit unausgesprochen, und sie erkannte, dass sie es ihm nicht hatte sagen können. Er sollte nicht wissen, wie schlecht sie war. Matteo konnte nichts für seine Gefühle, er hatte nicht die geringste Ahnung, mit wem er es zu tun hatte. Doch sie, Lili, wusste, in welcher Situation sie sich befand, und doch hielt es sie nicht davon ab, ihren Bruder zu begehren.
Kapitel 7
E inige Tage vergingen. Das katastrophale Abendessen mit Matteo
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