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Stelzvogel und Salzleiche

Stelzvogel und Salzleiche

Titel: Stelzvogel und Salzleiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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Hauptkommissar Kurt Heisterkamp.
    »Sag mal, Kurt, bei einem möglichen Mordfall, welche Polizeistelle wäre für Soest zuständig? Dortmund?«
    »Wie lange bist du eigentlich weg von der Truppe? Alles schon vergessen?«
    »Verdrängt.«
    »Ja, Dortmund. Aber den Spruch wirst du doch noch kennen: Sachdienliche Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle und so weiter und so fort…«
    »Könntest du nicht?«
    »Steckst du in der Tinte, Elmar?«
    »Nö, Kurt, wollte nur mal mit Blaulicht abgeholt werden.«
    Während wir plauderten, hatte ich ein Auge auf den Laden vor mir. Ein Kunde bewegte sich zwischen den Regalen mit Radzierkappen und verchromten Auspufftöpfen. Schopper sprach schon wieder ins Telefon, schließlich hängte er wütend ein, ging durch die Verbindungstür und an seiner Stelle nahm der Mann im Overall die Stelle hinter dem Verkaufstresen ein.
    Als Nächstes tippte ich die Nummer von Anne Mehringer ins Handy.
    »Hallo, hallo?« Es war die Stimme eines kleinen Mädchens.
    »Kann ich mal mit deiner Mutti sprechen?«
    »Wer bist du denn?«
    Gute Frage, manchmal wusste ich es selbst nicht. »Elmar Mogge. Und wie heißt du?«
    »Laura.«
    »Schöner Name! Kann ich denn jetzt mal mit deiner Mutter sprechen?«
    Ich hörte, wie sie rief: »Mama, der Elmar. Willst du mit ihm reden?«
    Sie wollte. Ich machte es kurz, sagte ihr, dass ein ausreichender Anfangsverdacht gegen jemanden bestünde und dass wohl schon bald gegen diese Person ermittelt werden würde. »Nein, einen Namen möchte ich jetzt noch nicht nennen.«
    Recht hastig drückte ich das Gespräch weg. Denn in diesem Moment wurde das Tor der Werkstatt, das bislang nur einen Spalt geöffnet gewesen war, aufgestoßen. Schopper schob eine schwere Maschine ins Freie, am Lenkrad baumelte ein Motorradhelm und eine Schutzbrille Modell ›El-Alamein‹.
    Sollte ich die Verfolgung aufnehmen? Wenn meine
    Überlegung stimmte, dass es sich um eine Falle handelte, dann hatte Keller inzwischen Schopper angerufen und ihm meinen Wagen und mich selbst beschrieben. Andererseits wollte ich gern wissen, was mein Hauptverdächtiger vorhatte.
    Schopper trat die Maschine an, stülpte sich den Helm über und schob sich die Schutzbrille über die Augen. Abflug. Ein Falke der Großstadt, ein Aasgeier, eine Figur von gestern, genau wie ich.
    Während ich noch überlegte, ob ich ihm folgen sollte oder nicht, sah ich im Rückspiegel einen Scheinwerfer aufblinken.
    Es war Cetin. Ich gab ihm ein Zeichen, dem Motorrad hinterherzufahren.
    23.
    Mitten in der Nacht klingelte mein Handy. Ich wusste, dass es meine eigene Schuld war, verfluchte aber die Technik, die es möglich machte, überall erreichbar zu sein. Wie die meisten Besitzer eines Mobiltelefons brachte ich es nicht fertig, das Gerät abzustellen.
    »Ja?«
    Zuerst dachte ich, es handele sich um eine Verwechslung.
    Denn ich verstand gar nichts oder nur so viel, dass es ein Gemisch aus Türkisch und Deutsch war, gesprochen von einer Frau. Als immer wieder der Namen Cetin fiel, dämmerte es mir, dass ich Cetins Mutter am Apparat hatte. Und plötzlich war ich hellwach.
    »Wo ist er?«
    »Unfallekrankehaus Wedau.«
    »Was ist passiert?«
    »Ja, ist passiert.«
    Ich fragte, ob Cetin schwer verletzt sei, sie wusste es nicht.
    Ich rief die Auskunft an und dann das Unfallkrankenhaus in Duisburg-Wedau. Ein Doktor Ayhan meldete sich und fragte, wie sich der Name des jungen Türken schreibe, der angeblich eingeliefert worden sei. Ich buchstabierte Cetins Namen.
    »Dann wird das weich wie Dschetin ausgesprochen.«
    »Ich werd’s mir merken.«
    »Cetin als Vorname oder als Familienname? Kann beides sein, wie Walter.«
    »Wie bitte?«
    »Fritz Walter, das Wunder von Bern, 1954, drei zu zwei gegen Ungarn.« Er versuchte die Stimme des Radioreporters Herbert Zimmermann nachzumachen: »Fritz Walter zu
    Schäfer… Kopfball – abgewehrt! Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen. Rahn schießt… Tooor! Tooor! Tooor!« Jetzt traf er Zimmermanns sich überschlagenden Jubellaut geradezu perfekt: »Aus! Aus! Aus! Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister!«
    Komische Situation, ein türkischer Arzt vermittelte mir im Tonfall einer Radioreportage deutsche Sportgeschichte und gleichzeitig gab er mir, im Duktus eines deutschen Oberlehrers, Nachhilfeunterricht in türkischer Namenskunde:
    »Es gibt auch noch Cetin in der Schreibweise mit einem Häkchen unter dem C wie bei der Cedille im Französischen oder Katalanischen, dann wird es etwas härter

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