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Stelzvogel und Salzleiche

Stelzvogel und Salzleiche

Titel: Stelzvogel und Salzleiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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billige Zeug?«
    »Trinke ich immer, Meister.«
    »Warum nicht den teuren Aal, mit dem Sie geliebäugelt haben?«
    »War mir zu fettig, Meister.«
    Was war das für eine Welt, in der Penner kalorienbewusst aßen und beim Klauen auf den Bierpreis achteten? Ich stopfte ihm das Zeug zurück in die Manteltaschen. Er sollte die Fliege machen. Tat er aber nicht, sondern fragte: »Hammse nich was Kleingeld übrig?«
    Passanten wurden aufmerksam, forderten: »Gebense dem Mann doch was!«
    Ich gab ihm was.
    Stunden später, noch zwei Mal sollte sich 18 bei 53 melden, war endlich Feierabend. Nie wieder Kaufhausdetektiv!
    Und jetzt stand ich mit Harry Keller in luftiger Höhe, in Schussweite von ebendiesem Kaufhaus. Ich blinzelte in die milchige Herbstsonne. Über der Landschaft mit den harten Kontrasten lag ein milder Dunst, der sich mit dem Rauch aus den verbliebenen Industriekaminen am Stadtrand von Oberhausen vermischte.
    Ein kalter Wind blies. Wir waren allein, zwei Besucher, die mit uns hochgefahren waren, hatten die Plattform schnell wieder verlassen. Keller hatte sich den Mantel angezogen. Er wies auf die winzigen Menschen unter uns: »He, Schlömm, stell dir vor, ich böte dir fünftausend Euro, wenn du zustimmst, dass demnächst einer von den vielen da unten für immer verschwindet. Was würdest du sagen?«
    »Ich würde sagen: Harry, mach hier nicht den Mephisto! Du brauchst mir auch nichts vorzuspielen. Ich weiß bereits, wie sich die Sache mit dem Boot abgespielt hat. Sag mir lieber, was du mit Schopinski besprochen hast.«
    »Ich habe ihm erzählt, dass du in der Angelegenheit mit dem Boot ermittelst.«
    »Dann hat er also den Brand gelegt.«
    »Wenn das deine Schlussfolgerung ist.«
    »Jetzt pass mal auf, Harry, wenn ich mir den Kerl vorknöpfe, und sei er auch so breit wie ein Möbelwagen, dann wird er in Windeseile, nur um seinen eigenen Hals zu retten, Wort für Wort aussagen, dass du den ganzen Versicherungsschwindel eingefädelt hast, einschließlich gefälschter Rechnungen für den angeblichen Themse-Kahn und überhöhter Preise für das Kunstgelumpe von deinem Freund Roy Appelt.«
    »Mal langsam, Schlömm, was hast du eigentlich vor? Willst du deine ehemaligen Schulkameraden ins Gefängnis bringen, den Rächer spielen? Oder bei der Versicherung eine Prämie kassieren?«
    Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen das Geländer, verschränkte die Arme vor der Brust. »Viel einfacher: Ich will meine Arbeit erledigen. Ich will wissen, wer Peter Rugen umgebracht hat. Und ich will wissen, warum er sterben musste.«
    »Warum, das kann ich dir sagen. Weil er plötzlich anfing, bei den Kumpels und sonst wem nach Geld zu fragen, und zwar auf seine Weise, erzählte jedem, der es hören oder nicht hören wollte, dass er mit der Vergangenheit brechen, ein anderer Mensch werden wollte. Um jedoch ein neues Leben beginnen zu können, müsste man ihm helfen, sonst…«
    »Erpressung? Peter war doch überhaupt nicht der Typ dafür, viel zu weich.«
    »Eben! Zum Erpresser hatte Peter kein Talent. Und deshalb lag er eines Tages mit der Nase im Dreck beziehungsweise unter einem Haufen Salz. Wir, die alten Kumpel, hatten ja noch Verständnis, glaubten, er habe sich verliebt und stünde unter dem Einfluss einer Frau. Aber dann muss er wohl mit seinem Gerede an den falschen Mann geraten sein.«
    »Schopinski?«
    Keller verzog das Gesicht zu einem unbestimmten Ausdruck.
    »Tja.«
    »Schopper wird dich und die anderen mit reinziehen.«
    »Mach dir darum mal keine Sorgen. In genau die Richtung hat die Polizei damals schon ermittelt und auch die Versicherung hat versucht mir und den anderen etwas anzuhängen. Nichts zu machen. Martin, Reimer, Roy und Uwe
    – wir alle sind fein raus.«
    Harry Keller servierte mir Schopper auf dem Silbertablett, der undurchsichtige Autohändler war der Letzte, der ihm gefährlich werden konnte, und wenn die Polizei den Ganoven einbuchten würde, dann wäre er, Harry Keller, wirklich fein raus. War das meine Sorge? Nein! Wie hatte Anne Mehringer, meine Klientin, den Auftrag beschrieben: »Finden Sie heraus, ob Peter Rugen ermordet wurde und wer…«
    Eine Gruppe von Besuchern trat aus dem Aufzug zu uns ins Freie, warf einen Blick nach unten und rieb sich die klammen Hände. »Vatter hat hier malocht und Oppa auch«, sagte ein Mann um die fünfzig zu einem halbwüchsigen Jungen.
    »Irgendwo da hinten war das Werkstor, als Lehrling schon um sechs die Karte gestempelt, danach Milch bestellt beim Pförtner

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