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Stelzvogel und Salzleiche

Stelzvogel und Salzleiche

Titel: Stelzvogel und Salzleiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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Papyrusrolle gestoßen ist, sondern zudem den Code für die Entschlüsselung geknackt hat.
    … einsam seit dem Tod meines Mannes… Trost Sendung…
    Antwort … würde mich freuen, Sie auch weiterhin… gestern…
    Kauf eines Videogeräts… mein verstorbener Mann ein kleines Sümmchen hinterlassen… Bitte nehmen Sie mir meine Zurückweisung nicht übel und bleiben Sie auch in Zukunft unserer Sendung treu… ein sehr gefühlvolles Werk, deshalb…
    Ich habe schon verstanden… demnächst an Ihre private Adresse…
    Es waren nur Bruchstücke, aber sie gaben wieder, was Kelian mir von Irenes schwärmerischen Briefen und seinen eher kühlen Antworten erzählt hatte. Verschwiegen hatte er jedoch, dass er Irene, so interpretierte ich den E-Mail-Fetzen, aufgefordert hatte, seine Privatadresse zu benutzen. Warum hatte der Radiomann der Hörerin seine Adresse mitgeteilt –
    und nichts davon gesagt? Mit einem Filzschreiber markierte ich die Stellen, die ich nach Stil und Wortlaut Kelian zuordnete, und brachte sie in einen chronologischen Zusammenhang mit den sehr viel ausführlicheren Briefen seiner Verehrerin. Auch ein paar fehlende Buchstaben sowie die Wörter, die meiner Meinung nach sinnvoll den Text ergänzten, fügte ich ein.
    Es stimmt, dass ich oft an Rache gedacht habe, weil Typen wie er meist ungestraft davonkommen… andererseits eine schwache Frau… Lieber Gregor, wem, wenn nicht Ihnen, sollte ich mein Herz ausschütten… demnächst gucken Sie direkt auf mein Bett …
    Sie meinte das Video. Gespannt war ich jetzt auf die Antwort –
    und ich fand sie:
    Kelian:… mein Interesse geweckt, das rein wissenschaftlicher Natur ist… schwache, gefühlvolle Frau… dennoch, Ihr Aussehen lässt auf Mut, Großzügigkeit, Entschlossenheit und Stärke schließen. Treiben Sie viel Sport!
    Irene:… hätte Ihnen gerne persönlich erzählt, was geschehen ist, aber ich glaube, Sie wussten es schon?…Es war so stark und intensiv, wie ich es vorher niemals gespürt hatte… Die Kraft, den Mut dazu habe ich Ihnen zu verdanken…
    Kelian:… auch ich an ein Treffen gedacht… leider nicht möglich, zumindest nicht in absehbarer Zeit, denn dazu hätte ich einfach nicht den Kopf frei…
    Irene: Mir ist aufgefallen, dass Sie in Ihrer Sendung unsicher wirkten. Haben Sie Sorgen?
    Kelian:… Veränderungen im Sender… vielleicht bald weit weg von hier… irgendwo…
    Irene: Welcher Art sind die Schwierigkeiten… ausräumen…
    vertrauen Sie mir!
    Kelian:… persönlich verkraften, aber der Gedanke, dass da- ’
    durch vielen Menschen der Trost genommen würde, den sie aus meiner Arbeit ziehen, macht mich ganz krank… will ich schließen, bevor ich Dinge ausspreche, die nur einem schwärmerischen Jüngling anstehen… Ihr Tristan, so nennen mich Freunde, die wissen, dass ich ein Wagner-Verehrer bin.
    Irene:… gekauft und auch gleich abgespielt… Unsere Gemeinsamkeiten wachsen, lieber Tristan…Es klang wie ein Hilferuf. Wer sind die Widersacher, was steht uns im Weg?
    Vertrauen Sie auf meine Kraft, Ihre Isolde Kelian: Isolde, Isolde, in dem Namen schwingt viel von Erlösung und Erfüllung… zögere, Sie so zu nennen, denn Namen können auf ihre Träger verpflichtend wirken… Noch ist die Zeit nicht gekommen…
    Plötzlich wurde mir heiß, dann kalt, ausgelöst durch das Gefühl, ganz dicht vor einem Erfolg zu stehen. Jagdfieber.
    Aber es gab auch noch einen anderen, rein körperlichen Grund für meinen Kälteschauder: Ich hatte letzte Nacht nur wenig geschlafen und saß jetzt bereits seit über einer Stunde am Schreibtisch, ohne etwas gefrühstückt zu haben. Also schob ich den Ausdruck von Cetins Datenrettung zur Seite, zog den Gürtel meines Bademantels zu und setzte Wasser für einen starken Tee auf.
    Mir schmeckt die türkische Art der Zubereitung. Ich nahm einen kräftigen Assam, überbrühte ihn mit einem Schuss sprudelndem Wasser, das ich sofort abgoss, füllte die Kanne und ließ den Tee gut acht Minuten ziehen.
    Während der Tee seine Bitterstoffe entfaltete, schaute ich in meinen elektronischen Postkasten. Der Katzenhandel mit meiner Nachbarin, die knappe Nachtruhe und das Wortpuzzle am Morgen hatten meine Nerven sowieso schon zum Vibrieren gebracht, nun kam in Form einer E-Mail weitere Aufregung hinzu.
    Hallo Schnüffler, und wieder ruft das Opferlamm – denken Sie mal an den Jahrestag.
    Frühstücken sei wichtig, sagen Ernährungsberater, mir ist es heilig: frische Brötchen, Wurst, Käse, Honig, dazu zwei, drei

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