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Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten

Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten

Titel: Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunch Cole
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voll funktionstüchtige und perfekte Bögen in nur wenigen Kilometern Entfernungen ersetzten. Außerdem wurden jede Menge unnötige Straßen gebaut. Oder hohe, glitzernde Bürotürme, an denen immerwährender Mangel bestand. Der Grund dafür war, daß jedesmal, wenn wieder Gelder in die öffentlichen Kassen flössen, Bedarf nach neuen Dienststellen mit Protektion entstand. Einzelne Abteilungen kämpften ständig gegen andere Abteilungen um mehr Angestellte, denn mehr Angestellte bedeutete mehr Macht und damit mehr schicke Bürogebäude, die das Prestige und damit wiederum die Mordida erhöhten.
    Deshalb bestand immer eine enorme Nachfrage nach Spritzkunststoff. Der 45. Bezirk hatte sich immer damit gerühmt, die dünnste Suppe zum höchstmöglichen Preis zu liefern. Die gewaltigen Gewinnspannen hielten das System am Laufen.
    Dann kamen die schlimmen Zeiten. Yelad war gezwungen, einen seiner Bezirke von der
    Spritzkunststoff-Schiene abzukoppeln. Jeden Tag bildeten sich lange Schlangen vor der Tür des Bezirkshauptmanns, die auch am Abend nicht nennenswert kürzer wurden.
    Als der Dienstgleiter durch das Viertel summte, wurde er mit ruhigem, aber aufmerksamem Interesse beobachtet. Seine verdunkelten Fenster waren zwar geschlossen, doch es war kein Geheimnis, wer darin saß. Dafür sorgte schon die kleine Standarte von Tyrenne Yelad. Er kreuzte langsam durch das Viertel, als wollte er die geschlossenen Läden und die Schilder mit der Aufschrift "Zu verkaufen" vor den Geschäften inspizieren. Die Leute des 45.
    Bezirks, die sich an diesem Tag auf der Straße aufhielten - und es waren nicht wenige, da Arbeitsplätze dünn gesät waren -, fragten sich, was wohl der Anlaß für solch hohen Besuch sein mochte.
    Hatte der große Tyrenne Yelad etwa eine
    Überraschung für sie mitgebracht? Einen
    Bonusvertrag für Spritzkunststoff? Einige heruntergekommene Fahrzeuge folgten der
    Staatskarosse in gebührendem Abstand.
    Der Gleiter des Tyrenne bog in die Straße zum Haus des Bezirkshauptmanns ein. Aha! Gute Nachrichten.
    Plötzlich beschleunigte der A-Grav-Gleiter.
    Gerade so, als hätten ihn wichtige Nachrichten erreicht und der Fahrer unverzüglich wieder den Rückweg eingeschlagen.
    In diesem Augenblick rannte ein kleiner, dicklicher Junge einem Ball hinterher auf die Straße.
    Der Gleiter beschleunigte weiter. Das Kind blickte mit weit aufgerissenen, unschuldigen und ach so entsetzten Augen auf - und blieb mitten auf der Straße stehen. Noch war genügend Zeit zum Bremsen. Der Gleiter schoß heran. Einzelne Leute stießen Warnschreie aus. Mütter kreischten erschrocken auf. Das Kind wandte sich halb um und machte sich torkelnd daran, davonzurennen. Dann gab der A-Grav-Gleiter Gas. Als wäre es mit voller Absicht geschehen. Der Gleiter erwischte das Kind, und unter dem entsetzten Aufschrei der
    Umstehenden wurde der Junge durch die Luft geschleudert, knallte auf den Boden. Blut spritzte.
    Der A-Grav-Gleiter bremste scharf ab. Ein uniformierter Fahrer sprang heraus. Leute rannten zum Unfallort. Der Fahrer zog eine Pistole und brüllte sie an, sie sollten zurückbleiben. Was sie auch taten.
    Dann ging der Mann mit großen Schritten auf den Körper des Jungen zu und blieb davor stehen. Er blickte zum Gleiter zurück. Ein Fenster glitt herunter, und die Leute glaubten zu erkennen, wie jemand winkend eine Anweisung erteilte. Der Fahrer hob den Körper von der Straße und warf ihn in den Gleiter, als handele es sich um einen Müllsack.
    Jemand stieß einen empörten Schrei aus. Der Fahrer fluchte und fuchtelte mit der Pistole herum. Doch die Menge war wütend. Einzelne setzten sich in Richtung Gleiter in Bewegung. Der Fahrer sprang wieder hinein und raste davon, hinter sich die erbosten Wähler. Wähler, die jetzt Tyrenne Yelads Namen verfluchten, den Namen des Wesens, der sie so sehr verachtete, daß er sogar ihre Kinder tötete.
    Im Innern des Gleiters schleuderte Raschid die Fahrermütze nach hinten. Neben ihm kam
    Bewegung in den kleinen Körper, der sich kurz darauf aufsetzte.
    "Gib mir einen verdammten Lappen", sagte der Körper des Jungen.
    "Ein ziemlich guter erster Akt", sagte Raschid und reichte dem Jungen ein Stück Stoff. Das verschmierte Opfer wischte sich das falsche Blut ab.
    Bei näherem Hinsehen konnte man die Falten im Gesicht des "Jungen" erkennen, auch den zynischen Ausdruck in seinen Augen. Er zündete eine riesige Zigarre an, inhalierte tief und stieß eine dichte Rauchschwade aus. Dieser Junge war schon seit

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