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Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten

Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten

Titel: Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunch Cole
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Raschid. "Tatsache ist, daß alle einen Wechsel wünschen. Tyrenne Yelad wird es diesmal nicht mehr schaffen. Das Problem besteht darin, daß er bei der gegenwärtigen politischen Verteilung immer noch als erster durchs Ziel geht. Weil Walsh und Kenna sich gegenseitig ausstechen. Habe ich recht?"
    Avri nickte steif. Das angedeutete Lächeln auf ihren Lippen verriet Raschid, daß er Yelads Mordida übertreffen mußte, außerdem die Versprechungen für die Zeit nach der Wahl.
    "Also. Solon Kenna schlägt Ihnen vor, daß er sich aus der Wahl heraushält - und seine Unterstützung statt dessen Ihnen zukommen läßt." Er nickte zu dem verdutzten Walsh hinüber.
    Der völlig überrumpelte Walsh brabbelte
    unzusammenhängendes Zeug vor sich hin, doch Raschid brachte die Sitzung rasch auf die richtige Schiene und ging dazu über, die Details zu erläutern.
    Kenna würde einen dicken Packen Credits an Walsh schicken, der würde daraufhin seine Kampagne hochfahren, seinen Namen überall bekannt machen und noch einmal die Ochsentour durchziehen.
    Das betraf jedoch nur die nach außen sichtbaren Aktivitäten. Das entscheidende Geld war für die wenigen mächtigen Bezirke gedacht, die über eine große Zahl unabhängiger Wähler verfügten, also über Leute, die sich bis zum Schluß zurückhielten, um den größten Gewinn einzustreichen.
    In der Zwischenzeit würde Kenna eine glanzlose Kampagne fahren und dabei einige seiner
    Unterstützer ausbluten lassen.
    "Zwei Abende vor der Wahl", erklärte Raschid,
    "zieht sich Kenna ganz zurück und behauptet, daß ihn der Strahl der Erkenntnis getroffen habe oder sonstwas, und schreibt das alles den Worten seines ehrenwerten Gegenspielers zu - einem gewissen Solon Walsh. Dann überschreibt er seine Stimmen auf Sie."
    Sie ließen sich nicht sofort darauf ein. Das hätte niemand getan. Sie verlangten eine hieb-und stichfeste Garantie dafür, daß sie nicht in letzter Minute hereingelegt wurden. Nachdem sie die erhalten hatten, wurden die restlichen Bedingungen festgelegt. Walsh würde der neue Tyrenne werden.
    Im Gegenzug verteilte Kenna noch mehr Knete als zuvor. Avri scherte sich nicht im geringsten um die Wahlgeschenke. Sie war viel mehr daran
    interessiert, als graue Eminenz hinter dem Thron eines Tyrenne zu stehen.
    "Trotzdem ist das nicht genug", sagte Avri.
    "Selbst wenn wir unsere Kräfte vereinen, dürfte Yelad noch immer einen Vorteil haben. Zu viele Unabhängige. Aber vielleicht könnten wir uns da durchschlagen.
    Trotzdem hat er dann immer noch sein Polster in der Hinterhand. Er kann uns jederzeit schlagen, indem er die Gräber wählen läßt."
    Avri spielte auf das wunderbar altmodische System an, das auf Dusable noch immer Gültigkeit besaß. Es kursierte der Witz, daß niemand wirklich starb. Jede Todesurkunde wanderte sofort in Yelads Computerspeicher, wodurch der Name des
    Verstorbenen auf seiner Wählerliste verblieb. Sobald Yelads Leute befürchteten, daß die Zahlen gegen sie sprachen, ließen sie die Toten wählen. Oder die Lebenden, falls es sich um Einträge von Leuten handelte, die aus den Cairenes emigriert waren, aber ebenfalls noch auf den Wählerlisten geführt wurden.
    Natürlich konnte Yelad das nicht an die große Glocke hängen. Millionen und Abermillionen nonexistenter Wähler waren selbst für das korrupte System von Dusable zuviel des Guten. Letztendlich zählen die tatsächlich abgegebenen Stimmen.
    Deshalb achteten Yelads Mitarbeiter mit strengem Blick darauf, daß richtig gewählt wurde, was aufgrund des mit Absicht beibehaltenen antiquierten Wahlsystems eine recht einfache Aufgabe war.
    Zunächst einmal war jedes erwachsene Wesen von Rechts her zur Wahl verpflichtet. Das Bezirks-Mordidasystem funktionierte nicht, wenn nicht jeder bei dem Spiel mitmachte, sowohl in physischer als auch in psychologischer Hinsicht. Zweitens trug sich jede Person auf der Liste des Solons seiner Wahl ein. Im Wahllokal mußte eine Kennkarte vorgelegt werden, auf der die vollzogene Wahl vermerkt und später von einem Bezirkshauptmann kontrolliert wurde. Soviel zum Thema geheime Wahl. Anstelle einer Wahl per Computer von zu Hause aus, wie es die/meisten Bürger des Imperiums taten, verlangte man schließlich von den Wählern, daß sie persönlich in den Wahllokalen erschienen. Dadurch waren einem Meisterdieb wie Yelad Tür und Tor für seine Betrügereien geöffnet.
    "Wie gehen wir damit um?" fragte Avri.
    "Darum kümmern wir uns schon", entgegnete Raschid. "Das ist zwar nicht

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