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Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten

Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten

Titel: Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunch Cole
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diesen langen, schlanken Hals zerquetschen, das wußte sie ebensogut wie er. Trotzdem hatte sie ihre Leibwächter hinausgeschickt. Ihr Blick verriet ihm, daß diese Frau ihn bereits taxiert hatte. Er war gekommen, um einen Deal zu machen, nicht um zu töten.
    Nachdem die Aufpasser gegangen waren,
    schenkte sie die Gläser mit ihrem aromatischen Lieblingslikör nach, streifte die juwelenbesetzten Sandalen von den Füßen und ließ sich auf das weiche Sofa fallen, wo sie die Beine unter sich zog.
    Sie nickte Raschid prostend zu und nippte an ihrem Glas. Er tat es ihr gleich.
    "Und jetzt verraten Sie mir doch, was Sie zu mir führt", schnurrte sie. Raschid verfiel in keiner Sekunde auf die Idee, daß dieses Schnurren etwas anderes als das Knurren eines sehr blutrünstigen Tigers sein könnte.
    Er breitete sein Programm von ihr aus. Das Spiel sei bereits abgekartet, erläuterte er ihr, obwohl er nicht versprechen konnte, wie es ausgehen würde.
    Pavy nickte. Die Vorbereitungen waren von Kennas Leuten mehr als befriedigend getroffen worden.
    Dann sagte er, was er von ihr erwartete, wobei er lediglich die Kernpunkte andeutete; die Details konnten auch später noch ausgemalt werden. Je länger er redete, um so mehr verzogen sich Pavys Lippen zu einem Lächeln. Was sie da hörte, sagte ihr zu. Da würde jemand ziemlich tief in die Tasche greifen müssen. Sie lachte einige Male laut auf und sagte ihm dann, was sie als Gegenleistung dafür erwartete. Eine Summe, mit der man bequem einen kleineren Planeten ein ganzes Jahr lang hätte unterhalten können. Raschid drückte den Preis um ein Viertel, und auch das nur, weil er spürte, daß sie ihm mißtraut hätte, wenn er es nicht einmal versucht hätte. Mit der nächsten Frage überraschte ihn Pavy.
    "Was ist für Sie drin?" fragte sie. "Welchen Preis haben Sie Kenna genannt?"
    "Ich habe noch nichts verlangt", erwiderte Raschid.
    "Das ist weise", sagte Pavy nickend. "Wenn Sie gewinnen, können sie mindestens soviel verlangen, wie er mir gibt."
    Raschid dachte, daß sie wahrscheinlich recht hatte. Tatsächlich hatte Kenna ihm die gleiche Frage gestellt. Was verlangte Raschid als Gegenleistung?
    Er hatte gewußt, daß er Kenna nur verwirren würde, wenn er ihm sagte, er würde sich erst dann Gedanken darüber machen, wenn die ganze
    Geschichte gelaufen war. Warum hatte er es trotzdem getan? Raschid war sich nicht sicher. Er wußte nur, daß ihm sein Preis zur rechten Zeit einfallen würde.
    Pavy fragte ihn, von Gangster zu Gangster, nach anderen politischen Schlachten, in die er verwickelt gewesen war, wobei sie ihm die Möglichkeit ließ, alles wegzulassen, was ihn belasten konnte. Soweit Raschid sich erinnerte, war das die erste Wahl, bei der er jemals mitgewirkt hatte, also log er. Politische Ereignisse sprudelten nur so aus ihm heraus, mit Siegen und verzweifelten Rückschlägen und aufsehenerregenden Comebacks. Während er erzählte und sie die Gläser nicht leer werden ließ, beschlich ihn das eigenartige Gefühl, daß er überhaupt nicht log.
    Schließlich wurde es spät. Zeit zu gehen. Pavy ließ die Hand über dem Kopf schweben, mit dem sie ihre Leibgarde hereinrufen würde, damit sie ihren Besucher hinausbegleitete. Dann lächelte sie ihn plötzlich auf ganz seltsame Weise an. Ein schimmerndes Lächeln, mit sehr weichen Lippen und großen, verlangenden Augen.
    "Wenn Sie möchten, könnten Sie noch etwas länger bleiben", flüsterte sie sanft und strich mit ihren langen Fingernägeln über den mikrodünnen Bodysuit. Das kratzende Geräusch jagte Raschid einen Schauer über den Rücken.
    Er zog ihre Bitte in Betracht, denn um nichts anderes handelte es sich. Warum fühlte sich diese Frau plötzlich so zu ihm hingezogen? Dann erkannte er den Grund. Es war die Tatsache, daß er so dicht an der Macht lebte - an der echten, unverfälschten Macht. Aber er war doch nur Raschid. Oder etwa nicht? Wo war also die Macht? Dann wußte er, daß sie da war. In ihm. Aber er wußte nicht, warum.
    Auch nicht, wer dahintersteckte. Noch nicht.
    Raschid blieb über Nacht.
    Der fünfundvierzigste Bezirk war einer von Tyrenne Yelads kleineren Amtsbezirken. Das war nicht immer so gewesen. Zu den
    Haupterwerbsquellen in diesem rasch wachsenden Stadtviertel gehörten Aufträge in Spritzkunststoff für das massive Bauprogramm des Tyrenne. Vor dem Zusammenbruch der AM2-Versorgung war ganz Dusable auf die eine oder andere Art an diesen Projekten beteiligt gewesen. Brücken wurden errichtet, die noch

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