Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten
mich recht entsinne."
"Ganz so clever kann es nicht gewesen sein", brachte der Imperator jetzt heraus.
"Das stimmt nicht. Jeder, der Sie suchen, geschweige denn finden will, muß zunächst einmal von einer verrückten Annahme ausgehen: daß Sie nicht gestorben sind. Außerdem braucht er unglaubliche Ressourcen."
Kyes nickte zu den zerstörten Com-Anlagen hinüber.
"Ich möchte mich für die Unfähigkeit meines Personals entschuldigen. Aber ich bin sicher, daß außer dieser Station noch andere existieren. Die Wiederaufnahme der AM2-Lieferungen kann
durchaus bewerkstelligt werden; aber das ist bedeutungslos für mich."
Der Imperator dachte kurz über diese Bemerkung nach. Die Situation wurde allmählich ... nicht vertraut, aber immerhin verständlich und möglicherweise handhabbar. Erste Annahme: Kyes wollte ihm eine Geschäft vorschlagen und seine Mitverschwörer hintergehen. Nein. Er hatte ja gesagt, daß er keinen Wert auf das AM2 legte. Kyes wollte etwas anderes.
"Sie sagten, Sie und ich seien die einzigen Wesen in diesem System. Um die Frage zu stellen, die auf der Hand liegt: was hält mich davon ab, Sie einfach zu erschießen und zu fliehen?"
"Warum sollten Sie so etwas tun?" fragte Kyes erstaunt. "Rache? Das ist kein passendes Motiv, und schon gar nicht eines Imperators würdig. Besonders angesichts der Tatsache, daß unser Versuch, die ...
die Machtfolge zu verändern ... sich als Fehlschlag erwiesen hat."
Fehlschlag? Sofortanalyse: Kyes Bemerkung,
"daß Sie nicht gestorben sind", und jetzt das. Die Situation entwickelte sich immer besser. Kyes hatte nicht alles verstanden.
"Selbst wenn Sie sich von Ihrer Laune hinreißen ließen..." Kyes nahm einen kleinen Sender vom Gürtel. "Ein gewöhnlicher Lebenszeichen-Transmitter. Wenn er aufhört zu senden, erscheint sofort mein Team auf dem Plan. Ich glaube nicht, daß Sie ihrem Netz entkommen würden."
"Sie verlassen sich da auf gewagte Spekulationen, Sr. Kyes. Ich bin bekannt dafür, daß ich mich gelegentlich zu merkwürdigen Dingen hinreißen lasse. Das Privileg der Fürsten, wenn Sie so wollen."
"Das ist richtig. Als ich herausfand, wohin Sie wollten, dachte ich zunächst an einen Hinterhalt, bei dem ich mich sicher im Hintergrund gehalten hätte.
Betäubungsgewehre ... Gas ... dergleichen. Sie sofort bewegungsunfähig machen, Sie unter Drogen halten, bis ich mich Ihrer Gedanken hätte bemächtigen können. Aber keiner dieser Pläne überzeugte mich.
Sie sind in der Vergangenheit bereits durch zu viele Netze geschlüpft. Außerdem ... hätten Sie bei Gewaltanwendung meinerseits mein Angebot bestimmt abgelehnt."
"Ich höre."
"Zunächst einmal biete ich Ihnen meine uneingeschränkte persönliche Loyalität und Unterstützung an. Ich werde alles unternehmen, sei es von innen oder von außen, um das Privatkabinett zu stürzen.
Ich versuche nicht, Sie zu überzeugen, daß meine Hilfe den Ausgang, den ich für unvermeidbar halte, entscheidend beeinflußt. Aber ich könnte den Fall des Kabinetts beschleunigen und vielleicht den Schaden begrenzen, den die anderen bei ihrem Niedergang womöglich anrichten.
Und sobald unser Imperium wieder errichtet ist, biete ich Ihnen meine fortgesetzte Loyalität und Unterstützung an."
"Man gewöhnt sich schnell dran, sein Mäntelchen nach dem Wind zu hängen", konterte der Imperator.
"Das wird nicht geschehen. Nicht, wenn Sie Ihren Teil unserer Abmachung einhalten.
Aber das liegt nicht in meiner Entscheidung.
Vielleicht ist es Ihnen lieber, nicht an... daran erinnert zu werden, was in meiner Gegenwart geschah. In diesem Falle akzeptiere ich das Exil, was jedoch mein Angebot, Ihnen auf jede denkbare Art dienstbar zu sein, keineswegs schmälert.
Wie auch immer, ich kann noch etwas weitaus Wichtigeres anbieten. Meine gesamte Spezies als Ihre bereitwilligen Sklaven - nein, "Sklaven" ist nicht das richtige Wort. Aber im Grunde genommen wären wir genau das, falls Sie sich vorstellen können, daß ein Sklave freiwillig in seine Ketten hüpft.
Auch das kann leicht erreicht werden."
"Ihr Volk wäre mir zweifelsohne willkommen", sagte der Imperator, "wenn es sich dazu entschlösse, das Imperium zu stützen. Etwas, das - außer mir entgeht hier etwas -, das leicht erreicht werden kann, wie Sie sich soeben ausgedrückt haben."
"Sie täuschen sich."
"Na schön. Und was habe ich Ihnen Besonderes zu bieten?" fragte der Imperator, obwohl ihm plötzlich siedendheiß bewußt wurde, wie die Antwort lautete.
"Das Leben",
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