Sten 7 - Vortex - Zone der Verraeter
meine berufliche Einstellung nicht mit den Empfindungen einer mitfühlenden Seele«, sagte Venloe.
»Es sollte für jedermann, der kein pedantischer Esel ist, offensichtlich sein, daß Sie damit alles nur noch viel schlimmer machen. Das hier ist nicht nur unnötig, sondern obendrein gefährlich. Jedesmal, wenn Sie so etwas zulassen«, er deutete auf das Bild eines Soldaten, der auf einen zurückgebliebenen Flüchtling einschlug, »machen Sie sich fünf oder sechs Lebewesen mehr zum Feind.«
»Es geht hier nicht um einen Beliebtheitswettbewerb«, sagte Iskra und lachte. »Außerdem hatte ich fest damit gerechnet, es würde Ihnen gefallen. Nach dem Vorfall an der Kaserne habe ich angenommen, Sie wären entzückt darüber, daß ich Ihre armen, toten Wachtposten räche.«
»Geben Sie nicht uns die Schuld«, warnte Venloe. »Wir haben diese Art von Aktionen nie von Ihnen verlangt.
Versuchen Sie nicht, den Imperator in die Sache hineinzuziehen.«
»Aber er steckt doch schon drin«, säuselte Iskra. »Und sogar ziemlich offenkundig. Schließlich wissen doch alle im Imperium, wie wichtig ich für ihn bin.« Er zeigte auf den Monitor. »Und bald wird jeder im Altai-Cluster wissen, daß alle diese Opfer in seinem Namen dargebracht werden.«
Venloes Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
»Wovon reden Sie da?«
»Das ist doch nur der Anfang«, lachte Iskra. »Es wird noch viel mehr Arbeit nötig sein, um den Cluster zu säubern.«
»Was soll das heißen?«
»Sehen Sie sich meine nächste Vid-Sendung an«, sagte Iskra. »Ich glaube, sogar Sie werden von meinen neuesten Notstandsgesetzen nicht ganz unbeeindruckt sein.«
Venloe wandte den Blick von dem höhnenden Iskra ab und blickte auf den Monitor. Er sah, wie sich ein Flüchtling aus der Menge löste und ein selbstgemaltes Spruchband entrollte.
Die Zeit, bevor die Soldaten den Mann zusammenschlugen, reichte gerade aus, um das, was darauf geschrieben stand, zu entziffern: WO IST DER IMPERATOR?
Kapitel 34
»Euer Hoheit, niemand hatte die Möglichkeit, vorherzusehen, was jetzt aus Iskra geworden ist«, sagte Venloe. Und dann fügte er seinem Tonfall eine winzige Spur von Betroffenheit hinzu. »Das gilt insbesondere für Sie. Als ich mich das letzte Mal mit Ihnen in Verbindung gesetzt habe, hatten Sie genug damit zu tun, sich um das gesamte Imperium zu kümmern.«
Zu Venloes heimlichem Erstaunen huschte ein
merkwürdiger Ausdruck über das Gesicht des Ewigen Imperators. Überraschung darüber, daß sich jemand Gedanken gemacht hatte? Venloe konnte -
und wollte -
nicht
interpretieren, was er gerade auf dem Bildschirm gesehen hatte.
Der Gesichtsausdruck des Imperators war jetzt wieder ganz gelassene Autorität.
»Ja«, erwiderte der Imperator. »Sie haben recht, Venloe. Sie verstehen einiges davon, wie hart es in Wirklichkeit ist, zu regieren. Jetzt verstehe ich besser, warum Mahoney Hochachtung vor Ihnen hatte, obwohl Sie auf der gegnerischen Seite standen.«
Jetzt war Venloe an der Reihe, ein undurchdringliches Gesicht aufzusetzen. Ian Mahoney hatte sich nicht nur geweigert, ihm die Hand zu schütteln, wie es sich für Ehrenleute gebührt, wenn das Spiel vorbei ist, sondern er hatte obendrein auch noch gesagt, er würde Venloe liebend gern umbringen. So langsam wie möglich. Venloe hatte ihm geglaubt. Jedes einzelne Wort.
Der Imperator schien Venloes betonten Verzicht auf jegliche Reaktion nicht bemerkt zu haben.
»Die letzten Aktionen von Dr. Iskra und seinem Regime, die mir durch Sie, Sten und ... andere Agenten mitgeteilt wurden, sind völlig psychopathisch«, fuhr der Imperator fort. »Wir müssen uns sofort gezielt mit diesem Problem beschäftigen.«
»Ja, Euer Majestät. Vielen Dank für diese Klarstellung der Situation. Ich fürchte, ich war etwas verwirrt und mir nicht mehr ganz sicher, welche Option wir wählen sollten.« Venloe log, wobei er absichtlich dick auftrug, um zu sehen, an welchem Punkt der Imperator sich eine seiner berühmten bissigen Bemerkungen nicht mehr verkneifen konnte.
Der Imperator sah jedoch zu einem anderen Bildschirm hinüber, der außerhalb von Venloes Blickwinkel lag. »Ich habe hier das Fiche vorliegen, das Sie über unsere sogenannte HintertürOption angefertigt haben. Gut durchdacht, Venloe.
Kompliment.«
»Danke, Sir.«
»Ich werde Ihnen sagen, welche Option in Kürze ausgeführt werden soll. Vorher jedoch noch eines: die Befehle werden sich von meinen anderen Anordnungen unterscheiden. Ich möchte, daß Sie
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