Sten 7 - Vortex - Zone der Verraeter
Soldaten folgten ihnen.
Als sich die Nacht über die Stadt senkte, hörte man noch immer Schüsse von Pooshkan herüberhallen. Aber kein Dauerfeuer mehr. Nur noch vereinzelte Aktionen. Die Soldaten spürten die Kinder von Jochi auf und erschossen sie.
Eins nach dem anderen.
Kapitel 20
Poyndex erlebte einen Augenblick unglaublicher Macht.
Er hatte dem Ewigen Imperator Befehle erteilt - und der Mann hatte sie befolgt.
Dann fing er sich wieder. >Du bist ein blöder Idiot schlimmer noch. Ich dachte, du hättest dich geändert, hättest diesen blinden Ehrgeiz wie einen Tumor aus deiner Seele geschnittene Mit aller Kraft schloß Poyndex seine Hand um den rostigen Stacheldraht. Das gezackte Metall schnitt ihm in Finger und Handfläche. Nach einer Minute lockerte er den Griff und untersuchte seine blutige Hand. >Wenn es sein muß, dann soll es sich eben infizieren<, dachte er wild entschlossen. >Soll sie anschwellen und eitern. Denn diese nagende Begierde auf echte Macht hat dich schon einmal fast vernichtet. Es wird keine zweite Chance geben.< Poyndex redete seinem Körper ein, daß er keinen Schmerz in der Hand fühlen und diesen schreienden Nerv abschalten sollte. Er blickte über den Zaun hinweg, hinunter zu den sprudelnden Frühlingsfluten des Umpqua River.
>Jetzt bin ich schon zum zweiten Mal in der Heimat der Menschens dachte er. >Auf der Erde. Beim ersten Mal diente ich noch dem Privatkabinett, was ich sehr gut gemacht habe.
Besonders hier, wo ich den von Sten angeführten Überfall aufgehalten habe. Was wäre wohl geschehen, was wäre jetzt anders, wenn ich besser darauf geachtet hätte, woher der neue Wind wehte, und ihn nicht aufgehalten hätte? Wenn ich das Kabinett hätte sterben lassen?
Dann hättest du nicht deine Pflicht getan.
Stimmt. Aber hätte das nicht... andere Ereignisse verhindert?
Wer will das schon sagen?< dachte er. >Ich wäre wohl nur Colonel geblieben, nur Chef des Mercury Corps. Vielleicht wäre ich dem Ewigen Imperator bei seiner Rückkehr nicht einmal aufgefallen, obwohl ich auch so nicht gerade im günstigsten Licht stand. Vielleicht hätte man mich in den Ruhestand verbannt, nachdem der Imperator wieder die Fäden in die Hand genommen hätte, wie es schon so vielen anderen ergangen ist.
Du darfst dir nicht erlauben, die Vergangenheit in Frage zu stellen. Lerne daraus ... aber denke nie, daß sie verändert werden könnte oder sollte. Die Gegenwart und die Zukunft sind weitaus wichtiger, besonders diese Rückkehr zur Erde. Es ist so etwas wie ein Augenblick des Triumphs.< Der Vorschlag, den ihm der Imperator unterbreitet hatte, war bei aller Knappheit höchst schwerwiegend: Der Ewige Imperator mußte sich dringend einem notwendigen chirurgischen Eingriff unterziehen. Etwas Künstliches mußte aus seinem Körper entfernt werden. Doch die Operation mußte geplant und durchgeführt werden, ohne daß der Imperator überhaupt merkte, was da vor sich ging.
Für Poyndex war die Sache einfach. Er hatte, wie er es auch dem Imperator berichtet hatte, schon ziemlich oft mit feindlichen Agenten zu tun gehabt, die einen Selbstmordbefehl einkonditioniert bekommen hatten -
angefangen von
physischen Gegenständen über programmierte Todestraumata bis zu den am schlechtesten zu entschärfenden, den psychologischen Bomben, die der Persönlichkeit des Agenten den Befehl zur Selbstzerstörung gaben.
Er hatte den Imperator davor gewarnt, daß der Plan durchgeführt würde, ohne daß der Imperator den exakten Moment kannte, je nach der vermuteten Beschaffenheit der Vorrichtung in seinem Körper. Bestimmte Vorkommnisse seien nicht auszuschließen. Der Imperator sollte sie nicht in Frage stellen oder gar alarmiert reagieren. Egal, was geschehen würde, er mußte es akzeptieren, als wäre es völlig normal.
Der Ewige Imperator hatte sich Zeit gelassen, bevor er ihm zustimmte.
Der erste Schritt hatte darin bestanden, das Chirurgenteam zusammenzustellen. Vor vielen Jahren, als Poyndex sich vom Agenten im Einsatz zum Einsatzleiter und später zum Planer qualifiziert hatte, hatte er erfahren, daß er drei grundsätzlichen Mythen hinsichtlich des Berufs des Mediziners .aufgesessen war: A) Ein Arzt folgt einem ethischen oder moralischen Code, der ihn dazu veranlaßt, an die Heiligkeit des Lebens zu glauben und sie zu bewahren. In Wahrheit waren Ärzte nicht mehr und nicht weniger idealistisch als jedes andere Mitglied der Gesellschaft. Was in Poyndex' Augen hieß, ohne jede Moral jenseits des Eigennutzes,
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