Sten 7 - Vortex - Zone der Verraeter
beendet. Sie stieg in ihr Transportfahrzeug. Sten machte noch einen letzten Versuch.
»Kommen Sie mit mir zur Imperialen Botschaft«, sagte er.
»Ich öffne meine Geheimdienstdokumente. Sie werden sehen, daß die Suzdal ebenso getäuscht wurden wie die Bogazi.«
Der Transporter erwachte summend zum Leben. Sten trat zurück. Kaebak streckte ihren Schnabel zum Fenster heraus.
»Auch Sie werden an der Nase herumgeführt. Ich muß mir diese Lügen der Suzdal nicht ansehen. Ich gehe nach Hause.
Helfe meinen Nestkollegen beim Hundeeintopf.«
Stens Pech verfolgte ihn noch den ganzen Tag über und bis in die frühen Morgenstunden des nächsten. Er schickte eine Anfrage nach der anderen an den Ewigen Imperator ab.
Doch jedesmal wurde er mit der ermüdenden Nachricht abgewiesen, der Imperator sei indisponiert. Niemand konnte oder wollte ihm sagen, wie lange sich seine Erkrankung noch hinziehen würde.
Sten befand sich im Blindflug und suchte verzweifelt nach Anhaltspunkten; dabei verschlechterte sich die Lage stündlich.
Er war sich sicher, daß Iskra weg mußte.
Aber es gab nur ein Wesen, das diese Entscheidung treffen konnte. Das Schicksal der Altaianer hing in der Schwebe.
Er versuchte es ein letztes Mal.
»Tut mir sehr leid, Herr Botschafter«, ertönten die tröstenden Worte der Sekretärin am Imperialen Hof. »Ich bin sicher, daß der Imperator Sie zurückrufen wird, sobald er dazu in der Lage ist. Jawohl, ich habe Ihre höchste Dringlichkeit vermerkt. Tut mir leid, daß ich Ihnen nicht mehr helfen kann, Herr Botschafter, aber ich bin sicher, daß Sie die Situation verstehen.«
Sten knirschte mit den Zähnen. Wo zum Teufel steckte der Imperator bloß?
Kapitel 22
»Ich wollte Sie schon seit einiger Zeit aufsuchen«, sagte der Imperator. »Die Verzögerung ist wirklich unverzeihlich. Ich schulde Ihnen und Ihrer Organisation sehr viel.«
Die alte Frau kicherte ihre Antwort: »Es ist unsere Pflicht (kicher) zu dienen, Euer (kicher) Eminenz. Schließlich geht es doch (kicher) beim Kult des Ewigen Imperators (kicher) gerade darum, oder nicht?«
»Trotzdem. Ihr habt mir ... in schwierigen Zeiten schon oft...
auf die Sprünge geholfen.«
»Wie können die Zeiten denn (kicher) jemals schwierig sein«, fragte Zoran, »wenn Ihr immer (kicher) mit uns seid?«
Der Imperator versuchte erst gar nicht zu antworten. Er ließ das Schweigen sich in dem dunklen Raum ausbreiten, in den er die alte Frau geführt hatte. Er hatte für seine Absichten eine bestimmte Atmosphäre schaffen wollen: eine düstere Erhabenheit. Doch Zorans Gekicher hellte das Zwielicht immer wieder auf. Das gefiel ihm nicht.
Ein ziemlich mieser Anfang. Sie war ein eigenartiger alter Vogel. Über hundertfünfzig Jahre alt, aber unter ihren orangefarbenen Gewändern steckte der wohlgeformte Körper einer jungen Frau. Von einer (gewählten) Hohepriesterin des Kults hätte er eigentlich erwartet, daß sie besonders wirr im Kopf wäre. Zu Anfang sah er sich durch ihr ständiges Gekicher in dieser Meinung auch bestätigt; bis er erkannte, daß sie sich mit dem Kichern unbequeme Frager vom Leib hielt. Und in ihren Augen blitzte eher Intelligenz als Ehrfurcht in seiner erhabenen Gegenwart.
»Ist es wahr«, fragte er schließlich, »daß Ihre, äh, Organisation mich für einen Gott hält?«
»Eine Repräsentation der (kicher) Heiligen Sphären wäre eine bessere Beschreibung unserer (kicher) Überzeugungen, Euer Majestät«, sagte Zoran.
»Dann ... betet ihr mich also nicht als einen Gott an?«
»Anbetung ist ein so (kicher) schwammiger Begriff, Euer (kicher) Eminenz. Wir opfern keine (kicher) fetten Lämmer, auch nicht unsere (kicher) Erstgeborenen. Aber wir (kicher) verehren Sie.«
»Als Gottheit?«
»Als ewiges (kicher) Wesen.«
»Verdammt, Frau! Bin ich ein Gott oder bin ich keiner?«
Das Kichern verebbte. Zoran sog vernehmlich den Atem ein. Der Imperator wurde ihr unheimlich. Als sie den Raum betreten hatte, hatte sie nicht gerade einen Heiligenschein um ihn herum erwartet; eigentlich eher einen ganz normal aussehenden Menschen. Das war er auch - obwohl er in Wirklichkeit besser aussah und größer war als in den Livies.
Was sie beunruhigte - abgesehen von der Dunkelheit des Raumes, die sie jedoch eher als zu ihren Gunsten gewählt auslegte -, waren die Augen des Imperators. Sie sahen sie nie direkt an, sondern wanderten ständig hin und her. Unablässig.
Es war beinahe ... pathologisch. Daß sie derartige Gedanken hegte, beunruhigte sie noch
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