Sten 8 Tod eines Unsterblichen
gurgelte, während der Computer immer mehr Daten in sich hineinfraß. Hin und wieder leuchtete ein rotes Schluckauf -Lämpchen auf, wenn er gerade ein besonders sperriges Stück verschlang.
Sten nickte. Gut. Er schlürfte seinen Kaffee.
Er fühlte sich ziemlich normal.
In einigen Augenblicken würde der Computer mit dem Sammeln der Daten fertig sein. Die
Naturgesetze dieses Universums würden
entschlüsselt werden. Der Schiffscomputer würde seine eigene Realität neu definieren.
Dann waren Sten und das Schiff nicht mehr blind.
Er ließ sich in seinen Sessel sinken, wartete, nippte am Kaffee; sein Verstand arbeitete wieder klar, konzentrierte sich aber auf nichts, seine Augen verfolgten den unablässigen Datenstrom, als könnte er bei dieser Geschwindigkeit tatsächlich etwas davon entziffern oder ableiten.
Sten schuf sich auf die einzige Weise, die er kannte, einen Platz in diesem neuen Universum durch Routine. Ein alter Soldatentrick, den einen die ständige Veränderung lehrt. Egal wie weit entfernt du von zu Hause bist, wie bizarr die Bewohner dieser Gegend sein mögen, die Fremdheit läßt sich dadurch bezwingen, daß du eine Routine aufbaust.
Kleine Dinge. Vertraute Dinge. Eigennützige Dinge.
Zum Beispiel waschen und saubermachen. Die erste heiße, bittere Tasse Kaffee zu Beginn der Schicht.
Und die lässige, nüchterne Erörterung des bevorstehenden Auftrags.
Dann krempelst du die Ärmel hoch und stürzt dich mitten hinein, in der Gewißheit, daß all das nötig war, um diese Aufgabe gut zu erledigen. Der weitaus größere und komplexere Teil der Verantwortung ruht auf den Schultern deiner fähigen Vorgesetzten. Du erledigst einfach deinen Job und bleibst ansonsten sauber.
Sten lehnte sich entspannt zurück. Er hatte seine Mitte wiedergefunden. Jetzt war es an der Zeit, diesen Ort zu erobern.
Er dachte an Cind, und er lächelte. Er dachte an ihre warmen, festen Arme, in die er zurückkehren würde, wenn dieser Job hier erledigt war. Ja, und auch an ihren scharfen Verstand. Ihre Art, stets einen Weg zu finden, das Problem, das ihn quälte, entweder zu lösen oder zu umgehen.
Und dann Kilgour. Sein klobiger, inzwischen fast schon lebenslanger Freund und Waffenbruder. Solch einen Mann hatte man gern im Rücken. Kein einziges Problem, das Cind vielleicht aus der Bahn werfen mochte, würde sich jemals an seinem scharfen Schottenverstand vorbeimogeln können.
Nach ihnen lud Sten Otho und die Bhor zu sich ein. Er applaudierte, als die Gurkhas anmarschiert kamen. Dann Marr und Senn. Haines und Sam'l.
Und seine vielen anderen Freunde und treuen Besatzungsmitglieder.
Schon bald wimmelten sie alle in seiner Vorstellung bunt durcheinander. Rissen Witze, klopften ihm auf die Schulter, küßten ihn oder schüttelten ihm die Hand.
Der Computer zirpte und verfiel dann in Schweigen. Sten blickte hinüber. Das "Bereit"-
Zeichen blinkte.
Er nahm noch einen Schluck aus der Kaffeetasse und stellte sie dann ab. Seine Finger flogen über die Tastatur. Dann schickte er das Kommando ab.
Sten blickte zu seinem Hauptmonitor hinauf.
Nach und nach füllte sich die Dunkelheit mit Licht.
Er beugte sich ungeduldig nach vorne, um ja den ersten Anblick des neuen Universums nicht zu verpassen. Jetzt fürchtete er sich nicht mehr davor.
Denn jetzt war er nicht mehr allein.
Er hatte es gefunden!
Die Rumpelkammer des Imperators!
Das Ausmaß der Operation kam ihm größer vor
... aber irgendwie auch kleiner ... als er es sich vorgestellt hatte.
Gewaltige AM2-Tankschiffe verkehrten zwischen den Überresten eines alten, zerstörten
Sonnensystems. Seine Sonden zeigten ihm, daß sich auf diesen Überresten - geborstenen Planetoiden oder Monden - riesige Abraummaschinen befanden, die den Grundstoff dieses Universums ernteten.
Kleinere, mit Abbaugut beladene Shuttles bewegten sich zwischen den Tankern hin und her. Sobald die Tanker vollbeladen waren, machten sie sich auf die lange Reise in ein anderes Universum und wieder zurück.
Es war ein gewaltiges, komplexes System, das vollständig automatisiert ablief und allein den Zwecken des Imperators diente.
In gewisser Hinsicht war Sten ein wenig enttäuscht, als er das hier mit den Ausmaßen der Abraumoperationen verglich, die er auf anderen Reisen bereits gesehen hatte. Diese Sache hier würde bequem in eine kleine Ecke eines jener Komplexe passen und immer noch genug Platz zur Entfaltung haben.
Er fand es unglaublich, daß so etwas Mickriges eine derartige Wirkung auf
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