Sten 8 Tod eines Unsterblichen
Maschinenraum führte. Mehr Definitionen brauchte er nicht. Alle anderen hob er sich für die langen, philosophisch inspirierten Abende im Kreise seiner trinkfreudigen Freunde auf.
Er traf seine Wahl und machte sich auf den Weg.
Trotz des klotzigen Rucksacks bewegte er sich anmutig und schwebend schräg nach oben durch die pechschwarze Dunkelheit.
Der Maschinenraum war ein einziges
Durcheinander. Verbogene Metallteile und überall Kabelsalat zeigten überdeutlich an, welchen Schaden der Meteoriteneinschlag verursacht hatte.
Der Raum besaß keine Atmosphäre. Doch die Schwerkrafterzeuger des Schiffs liefen; er stand auch mit abgeschalteten Magnetvorrichtungen an den Stiefeln fest auf den Füßen. Die Anzeigen auf seinem Helmbildschirm zeigten Anzeichen mechanischen Lebens direkt vor ihm an. Keinerlei Anzeichen für Gefahr. Kein Hinweis auf ein Verteidigungssystem, das Sten geortet hatte.
Sten vermutete, daß der Meteoritentreffer und die daraus resultierende Explosion beim
Zusammentreffen von AM2 mit feindlichen Partikeln das Schiff nur verwundet hatten. Es hatte darauf reagiert, indem es seine Funktionen auf ein Minimum reduzierte. Das Minimum bestand wahrscheinlich in der Überwachung des AM2
Abbaus und des Transports. Vorausgesetzt, hier handelte es sich tatsächlich um das Kommandoschiff des Imperators. Wovon er nach wie vor überzeugt war.
Es war wohl dazu in der Lage, eine wirksame Reparatur vorzunehmen, hatte jedoch die dafür notwendige Energie zur Aufrechterhaltung dieser vorrangigen Minimalfunktion zurückgehalten.
>Mit anderen Worten<, dachte Sten, >es ist viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.< Mit einem Mal kam ihm in den Sinn, daß der Schaden, auf den er da blickte, womöglich etwas mit dem Fehlverhalten des Imperators zu tun haben könnte.
Was hatte Haines damals gesagt? Der Imperator war der gleiche. Aber nicht der gleiche. Gleich, aber anders.
Vielleicht hatte der Meteor eine Art von Plan durcheinandergebracht. Etwas in der Art von ... Er schüttelte den Kopf. Sinnlose Spekulationen.
Spekulationen für den noch weit in der Zukunft liegenden Abend mit seinen Freunden.
Er ging weiter.
Stens Erstaunen angesichts der Komplexität des weißen Schiffes nahm zu, je weiter er sich durch den Korridor ins Innere schob. Jetzt, nachdem er zwei Sicherheitsschleusen jenseits des Schadensbereichs passiert hatte, waren Atmosphäre und Temperatur wieder Enormal. Er hatte Helm und Handschuhe ausgezogen und an sein Koppel gehakt. Er atmete tief durch, um die schale AnZugluft aus seinen Lungen zu pumpen.
Die Luft im Schiff roch frisch, mit einem Hauch von ... Fichte? Ja, oder etwas sehr Ähnliches.
Hier mußte sich auch die Unterkunft des Imperators befinden. Er war allgemein ein großer Naturfreund.
Sten folgte dem Korridor, den er aufgrund seiner Abmessungen und der durchgezogenen blauen Linie am Boden für den Hauptgang hielt. Überall, wohin er blickte, erstreckten sich weitere Gänge schmalere Korridore, die in diesen hier mündeten.
Und es gab Türen. Viele Türen.
Einige führten zu nichts weiterem als Unmassen von Drähten und Schaltungen und elektronischer Ausrüstung. Einige führten in Lagerräume voller Ausrüstung und Ersatzteile. Es gab sogar eine Werkstatt für die vielen Roboter, die überall an Bord herumwieselten.
Sten machte einen Schritt zur Seite, als einer von ihnen einen Schweißbrenner schwenkend auf ihn zurollte, unterwegs zu irgendeinem Auftrag.
Plötzlich weitete sich der Korridor zu einem von einer hohen Kuppel überspannten Atrium.
Sten betrat eine weitläufige hydroponische Farm voller exotischer Pflanzen, Früchte und Gemüse.
Alles Dinge, die der Imperator als köstlich empfand.
Sten hielt sich an die blaue Linie, bis der Pfad wieder zum Korridor wurde.
Kurz darauf stand er in einem großen Raum, der antiseptisch, nach medizinischer Reinheit, roch. Eine lange Reihe von Bottichen, die mit einer ihm unbekannten Flüssigkeit gefüllt waren. Das Licht in dem Raum war eigenartig hell... und warm. Er sah stählerne Tische und Andocköffnungen für Medizinrobots. Er fühlte sich ziemlich unwohl in diesem Raum und ging weiter.
Jetzt kam er zum Kontrollzentrum des Schiffes.
Es war vollgestopft mit archaischer Ausrüstung, die so perfekt arbeitete, als befände sich das Schiff auf seiner Jungfernreise.
Sten zweifelte nicht mehr daran.
Das hier mußte die Kommandozentrale des Imperators sein. Sein wohlgehütetes Versteck. Wenn er dieses Schiff in die Luft jagte,
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