Sten 8 Tod eines Unsterblichen
gebildet, deren Temperatur zwischen kochendheiß und eiskalt schwankte, je nachdem, wie weit sie von der Quelle entfernt waren.
>Das entschädigt ja beinahe für die Kraxelei<, dachte Sten.
Die dampfenden Quellen zogen sie beinahe unwiderstehlich an -aber beide kannten das strenge Ritual: erst einen Unterschlupf, dann Feuer, dann Essen, dann Spaß. Ein Unterschlupf war rasch gebaut: drei Paar mit Gummigelenken versehene Stäbe zusammenstecken und die wetterfeste Haut darüberziehen, und schon stand ihr kleines rundes Zelt. Zur Sicherheit pflockten sie es fest. Feuer stellte ebenfalls kein Problem dar: ihr Herd kam von Mantis und war nicht größer als Stens Handfläche.
Er wurde jedoch mit AM2 betrieben und konnte voll aufgedreht ein ganzes Jahr lang laufen. Sten nahm den Herd aus seiner Ausrüstung und stellte ihn neben das Zelt, zwischen einen Kreis aus Steinen, auf dem sein kleiner zusammenklappbarer Grill Platz finden würde. Essen?
Hier ließ ihr Eifer etwas nach - die Muskeln schmerzten mehr, als die Mägen knurrten.
Aber vielleicht war das auch nur ein Vorwand.
"Verdammt, die Steine sind vielleicht kalt."
"Natürlich sind sie kalt. Komm hierher, wo es warm ist."
Sten tauchte splitternackt neben Cind ins Wasser.
"Was ist eigentlich in der Flasche?" fragte sie.
"Du siehst hier eine Standard-Campingflasche aus leichter Metallegierung vor dir. Leute, die eine untadelige Lebensweise anpreisen - und die man aus diesem Grund nur verachten kann -, würden diese Flasche wahrscheinlich mit irgendeinem gesunden Sojagesöff füllen. Aber irgendein subversiver Tausendsassa hat diese organische Brühe weggeschüttet und statt dessen Stregg hineingefüllt."
Sten drehte die Flasche auf, machte "Huiiii" und gab die Flasche dann an Cind weiter.
"Ich habe noch drei mehr davon in meinem Gepäck."
"O Mann. Ich habe selbst zwei dabei", sagte Cind. "Soviel zum Thema untadelige Lebensweise."
Sie trank.
Sten sah sie lüstern an.
"Die schwimmen ja auf dem Wasser!"
"Brillant beobachtet. Und das fällt dir jetzt erst auf? Wie lange sind wir eigentlich schon zusammen? Haben die dich deswegen zum Admiral gemacht?"
"Genau."
"Und mit so einem Typ tut man sich zusammen, um das Imperium zu stürzen!" sagte Cind. Sie drehte sich um und stieß sich von der felsigen Umrandung des Teiches ab.
"He, hier in der Mitte kann man fast schwimmen."
"Aha."
Sten hatte kein Interesse daran zu schwimmen. Er trieb auf dem Rücken im seichten Wasser und kochte so vor sich hin, während in nächster Nähe Quellwasser in den Teich blubberte. Das heiße Wasser schien Jahre voller Ärger und Blut aus seinen Gedanken und seinem Körper
herauszuwaschen.
"Ich glaube", sagte er nicht ohne Anstrengung,
"jeder Muskel in meinem Körper ist zu Gummi geworden."
"Ach du liebe Zeit."
"Na ja, vielleicht nicht jeder. Komm mal her, Miss Neunmalklug."
"Aufmerksam, romantisch, voller Komplimente.
Hier bin ich. Was jetzt?"
"Hier ... so. Genau. Bißchen tiefer."
Cind keuchte, als Sten seinen Körper leicht krümmte. Seine Hände wanderten an ihren Brüsten hinauf und richteten ihren Körper in eine sitzende Stellung auf.
Und dann wußte keiner von beiden mehr etwas zu sagen.
Irgendwie kam es nie zum Abendessen.
Das einzige Licht der Welt war die kleine Kerze, die durch die rote Synthetik-Haut des Zelts hindurchschimmerte.
"Ich ... denke", brachte Cind hervor, "ich bin für den Rest der Nacht so ziemlich erledigt."
"Hab ich was gesagt?"
"Nein ... aber was machst du dann da?"
"Ich ... ich strecke mich."
"Ah ja. Klar."
"Ich hab mal irgendwo gelesen, daß man sich überhaupt nicht zu bewegen braucht. Dann kann man sich besser konzentrieren und zapzarapp."
"Glaub ich nicht."
"Ich lüge nie. Es wurde Tantrik oder Tentrik oder so ähnlich genannt", sagte Sten hartnäckig.
"Zumindest versuchst du es an der richtigen Stelle. He. Du hast dich bewegt."
"Nein. Das war ich nicht. Du hast dich bewegt."
"Hab ich... nicht. Kannst du ... etwas langsamer machen? He! Wenn du versuchst, mein Bein da hochzulegen, dann... dann verbrenne ich mich womöglich." Sten blies die Kerze aus.
Weder Cind noch Sten wachten am nächsten Tag vor dem Spätnachmittag auf.
"Wie lange warten wir, Mister Kilgour?"
"Eine Minute. Eine Stunde. Ein ganzes Leben", sagte Alex völlig gelassen. "Geheimdienstarbeit ist nichts für Ungeduldige."
Die Komm-Tech, Marl, rutschte hin und her.
Vielleicht war sie ungeduldig, vielleicht kam ihr alles auch nur sonderbar vor, wie sie so im
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