Sten 8 Tod eines Unsterblichen
Daten per Computer übertragen wurden.
Die ersten Container-Einheiten wurden vom Konvoi abgekoppelt und schwebten in einem weit ausholenden Bogen langsam auf das Depot zu, wo schon die Roboter darauf warteten, sie an Ort und Stelle zu verfrachten.
Hätte der Sachbearbeiter auch nur einmal auf den Monitor gesehen, wäre ihm der AM2-Container, der sich aus dem Konvoi löste und von seinen Kameraden entfernte, sicherlich nicht entgangen.
Der Schatten des Depots fiel über die Szene. Es herrschte Dunkelheit.
"Ich kann mich niemals mehr in einer Stregghalle sehen lassen", stöhnte Otho.
"Das bekommt dir bestimmt sehr gut", gab Cind zurück, während sie ihr getarntes Schiff aus der Reihe der ContainerSchiffe, die sich der gähnend leeren Depot-Bucht näherten, herauslotste.
"Du könntest ohne weiteres achtzig Kilo abnehmen. Und deine mädchenhafte Figur von früher zurückgewinnen."
"Beim Barte meiner Mutter, du hast kein Herz, Weib", sagte Otho und ließ dabei das Patrouillenboot nicht aus den Augen. Denn das war seine Aufgabe.
Er schätzte, daß sie ungefähr fünfundfünfzig Minuten Zeit hatten, bevor es seine Routinerunde gedreht hatte.
"Ich, Otho, muß hier etwas tun, was nicht im geringsten ehrenvoll ist."
"Du Ärmster", sagte Cind mit gespieltem Mitleid.
Langsam gewöhnte sie sich an diese
Kontrollinstrumente. Zuerst war es sehr unangenehm gewesen. Alles in allem steuerte sie hier schließlich so etwas wie ein Wrack - abgesehen davon, daß es völlig ausgeweidet worden war und jetzt ein Standard-Rettungsboot beherbergte. Der einzige Hinweis darauf, daß es sich hier nicht um einen gewöhnlichen Container handelte, war am Schiffsheck zu erkennen, dort, wo an einer Stelle ein Stück für die Antriebsdüsen des Bootes
ausgeschnitten war. Reisen über Millionen von Lichtjahren hatten den Container so zugerichtet, daß schon eine sehr genaue Inspektion notwendig wäre, um die Austrittsöffnung zu erkennen, die die Raumsoldaten der Victory unter Anleitung von Kilgour mit Schweißgeräten geschaffen hatten. An Bord des Rettungsbootes befanden sich außer Cind und Otho noch ein halbes Dutzend Bhor-Krieger.
"Als mir mein guter Freund Sten berichtete, daß unser erstes Ziel die verräterischen Kollaborateure von Dusable seien, glaubte ich, mein altes Herz müßte vor lauter Freude zerspringen", sagte Otho.
"Bei den gefrorenen Arschbacken meines Vaters, dachte ich, hier spricht ein echter Bruder des Stregghorns. Denn nichts haßt ein Bhor so heiß und innig wie Politiker. Und hier bot man mir einen ganzen Planeten voll mit diesen Vipern zum Totschlagen an.
Laß mich dir eins sagen, Cind, ich träumte davon, uralt zu werden, um später all die Geschichten erzählen zu können, von den vielen dicken Politikerschädeln, die ich zerschmettert habe.
Davon, wie ihr Blut in Strömen floß, wie Stregg bei Segnungszeremonien. Meine einzige Sorge bestand darin, daß ich ahnte, es müßten wahrscheinlich gar zu viele Seelen in die Hölle getrunken werden, als daß ich jeder einzelnen diese Ehre widerfahren lassen könnte."
"Versuch nicht weiter, mich zu beschwatzen, Otho", sagte Cind. "Erstens bist du noch gar nicht so alt. Zweitens hast du schon genug Leute umgebracht, um dich damit für den Rest deines Lebens und weitere sechs Leben lang rühmen zu können. Also vergiß es. Ich Werde nicht urplötzlich einen Anfall von Mitleid erleiden und sagen: >Na ja... also wenn es dir wirklich so nahe geht, mein Lieber ... dann laß uns mit dem Abschlachten beginnen.<"
"Es muß ja nicht gleich ein Abschlachten sein", erwiderte Otho. "Wenn ich nur eine oder zwei Kehlen zerquetschen könnte, dann wäre ich schon zufrieden. Ein glücklicher Bhor."
"Nein", sagte Cind. "Und das ist mein letztes Wort zu diesem Thema." Genau in diesem Moment rumpelte der Container gegen eines der
"Tortenstücke" des Depots. Es krachte einmal.
Zweimal. Dann hatte sie das Gefährt wieder unter Kontrolle.
Sie gab in kurzen Intervallen mehrere Male Schub auf die Antriebsdüsen und dirigierte den Container an der Außenseite der Station entlang.
Schließlich gelangten sie zu einem Reparatur-Dock.
Cind dockte an.
"Dann wollen wir mal hineingehen", sagte sie.
"Und denk daran, Otho ... Keine Toten. Wir kämpfen für die Freiheit. Und eine blutige Spur aus unschuldigen Zivilisten bringt nur ein mieses Image."
"Wenn du darauf bestehst", sagte Otho leicht pikiert. "Wahrscheinlich gewöhne ich mich irgendwann an diese modernen Methoden."
Einige
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