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Sterbelaeuten

Sterbelaeuten

Titel: Sterbelaeuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Endemann
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das Ganze auf dem Schwarzmarkt. Wahrscheinlich landeten die Sachen über Internetshops und Ebay wieder in Deutschland. Nach allem, was er in Volkswirtschaftslehre gelernt hatte, tat er sogar noch etwas für die Konjunktur. Trotzdem, das war Kleinvieh-Mist.
    Diese Geschichte in Amorbach hatte ihn auf eine noch viel größere Sache gebracht. Torats Vermieterin war eine zufällige Chance gewesen. Aber wenn man die Sache zu Ende dachte, dann war so eine Kirchengemeinde eine Goldmine. Er hatte von den Callcentern in Polen gelesen, aber es dauerte eine Weile, bis er die richtigen Kontakte geknüpft hatte. Und jetzt war er im Geschäft. Er spielte jetzt mit den großen Jungs.
    Und diese Rothaarige, die würde er im Auge behalten, so lange er in diesem beschissenen Kaff noch zu tun hatte. Sie würde schon Respekt vor ihm bekommen. Wenn sie wüsste, wie nahe er ihr schon gewesen war, würde sie ihn nicht so verächtlich ansehen. Wenn sie wüsste, dass er schon in ihrem Haus gewesen war, wenige Meter entfernt von ihr gewartet hatte, bis die Luft rein war, durch die Haustür nach draußen zu spazieren. Manchmal machte es ihm fast Angst, wie einfach es war. Auch diesmal hatte er einfach nur das Fenster angelehnt gelassen, als er am Nachmittag noch mal ins Büro gegangen war, sein Handy zu holen. Schon war der Weg frei zu Ilonas Computer, deren Passwort er sich zusammengereimt hatte, nachdem er sie beim Eingeben beobachtet und die Geburtsdaten von ihr und ihrem Sohn herausbekommen hatte.
    Die Sache in Amorbach hatte ihm nicht nur eine glänzende Geschäftsidee beschert. Es war alles in allem ein Wendepunkt in seinem Leben geworden. Endlich hatte er es in der Hand, das Blatt zu wenden. Er hatte einen Geschmack von Selbstwirksamkeit, ja warum sollte er nicht sagen von „Macht“ bekommen. Er war kein Niemand und er würde sich auch nicht so behandeln lassen.
    Als Schurig ins Auto stieg, waren sie schon drin. Er hatte am alten Friedhof geparkt. Er stieg ein und wollte gerade den Motor anlassen, als er eine kalte Klinge an seinem Hals spürte. Er wusste, dass diese Leute nicht einen Moment lang zögern würden, ihm den Hals durchzuschneiden, daher saß er ganz still. Nur seine Augen suchten hektisch die Straße nach Hilfe ab, aber niemand ging mehr spazieren. Stattdessen machte er eine regungslose Gestalt unter einem Baum an der Friedhofsmauer aus, der Wachposten für die beiden Männer in seinem Auto, wie er vermutete.
    „Jakob, Jakob.“ Der Akzent war minimal, mehr Sprachmelodie als Akzent. Nur ein geschultes Ohr konnte ihn einordnen. Jakob kannte die Stimme und den Mann, der zu ihr gehörte. Er roch sein Aftershave und einen Hauch Zwiebeln in seinem Atem.
    „Hältst dich für klug. Warum bist du so dumm?“
    „Was wollt ihr?“ Er versuchte zu sprechen, ohne dass sein Hals sich bewegte.
    „Wir hatten eine Arbeitsteilung. Du und deine Putzen kundschaften aus, wir steigen ein. Du transportierst und wir verkaufen. Einfach und bewährt. Was zum Teufel hast du daran nicht verstanden?“
    „Ich ...“
    „Ja?“
    Es hatte keinen Sinn, die Einbrüche zu leugnen. Die Klinge drückte fester gegen Jakobs Hals.
    „Wem verkaufst du die Sachen aus den Einbrüchen?“
    „Ich hab sie nicht verkauft. Sie stehen noch im Lager.“ Jedenfalls zum Teil.
    „Was soll das? Ich frag dich noch mal: Warum machst du Einbrüche? Und was willst du in diesen verdammten Kirchengemeinden? Die haben nichts. Ein paar veraltete Computer, die meine Kinder nicht geschenkt haben wollten. Wieso gehst du so ein Risiko ein und bringst uns alle in Gefahr? Bist du ein Idiot?“
    „Ich wollte ein bisschen was auf eigene Faust erwirtschaften. Die Transporte kosten viel Geld, das Benzin ist teurer geworden. Es war dumm von mir, ich schwöre, ich hör damit auf!“
    „Warum hast du die Festplatten genommen?“
    Scheiße, woher wussten die das?
    „Ich wollte die Polizei in die Irre führen. Wollte, dass es so aussieht, als sei was Bestimmtes dahinter, nicht nur ein Büromaterial-Diebstahl. Wollte die Spur von uns wegführen.“
    „Das ist gequirlte Kacke. Das kannst du deiner Oma erzählen. Was willst du mit den Festplatten aus den Kirchengemeinden und aus der Praxis?“
    –
    Dana war wunderschön. Wenn sie tanzte, konnte Maté den Blick nicht von ihr lassen. Als es schon sehr spät war, kam sie auf ihn zu und streckte die Hand nach ihm aus.
    „Komm, Maté, tanz mit mir!“
    „Ich kann nicht tanzen.“ Es stimmte. Er hatte noch nie getanzt. Keiner seiner Kumpel

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