Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterbelaeuten

Sterbelaeuten

Titel: Sterbelaeuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Endemann
Vom Netzwerk:
ihren Augen und ein Lächeln, das Anke nicht unterdrücken konnte.
    „Über Nacht“, stellte Elisabeth fest.
    „Muss wohl.“ Antje bemühte sich um eine unschuldige Miene.
    „Aha“, sagte Elisabeth. „Na dann, viel Spaß. Aber pass auf, wenn du an seinem Ohrläppchen knabbern willst, dass du nicht aus Versehen in seinen Blackberry beißt.“ Ankes Geschmack bei Männern war Elisabeth schon häufig unbegreiflich gewesen.
    –
    Als der Lärm der neu angekommenen Feuerwehrleute sich gelegt hatte, fragte Henry: „Was ist denn eigentlich aus dem Einbruch im Dekanat geworden? Habt ihr eine heiße Spur?“
    Paul schüttelte den Kopf. „Es gab eine Reihe von Einbrüchen bei kleineren Firmen im Umkreis. Da wurde hauptsächlich Büromaterial geklaut. Erstaunlich, dass sich das überhaupt lohnt. Das wurde bisher wohl auch nicht mit Nachdruck verfolgt, weil es mal hier mal da ein kleinerer Einbruch war, der nach Beschaffungs-Kleinkriminalität aussah. Aber vielleicht gibt es zwischen diesen Einbrüchen doch einen Zusammenhang. Das mit den Festplatten ist jedenfalls neu.“
    „Sag mal ...“ Henry erinnerte sich, dass auf seinem letzten Geburtstagsbesuch darüber gesprochen worden war. „Ich habe gehört, dass in der Praxis vom Struck eingebrochen wurde.“
    „Ein versuchter Einbruch“, sagte Paul. „Es ist nichts geklaut worden.“
    „Aber nur weil Bettina die Praxis unter Einsatz ihres Lebens verteidigt hat.“ Thomas ließ nicht zu, dass Paul dieses Verbrechen herunterspielte. „Für die Polizei ist alles eine Bagatelle, solange nicht wenigstens jemand verletzt wurde.“ Für Thomas’ Geschmack hatte Paul manchmal mehr Loyalität zu seinem Dienstherrn als zu seinem Heimatort.
    „Jetzt übertreibst du.“
    „Sie hat den Einbrecher auf frischer Tat ertappt und in die Flucht geschlagen.“ Thomas hatte die Geschichte brühwarm von Struck selbst. „Das hätte auch böse ausgehen können.“
    „Ja, ist ja schon gut.“ Paul nahm einen großen Schluck aus seinem Bierglas.
    „Gibt’s eine Spur von dem Einbrecher?“ Henry war auch der Ansicht, dass man solche Vorfälle nicht auf sich beruhen lassen konnte. Das war schließlich Sulzbach und nicht Klein-Chicago.
    „Wie denn?“ Pauls entnervter Gesichtsausdruck stand im Widerspruch zu seinem Schaumschnurrbart. „Er ist ja gleich abgehauen. Wir haben keine Wachen vor Strucks Praxis stehen, für den Fall, dass die jemand mit der Sparkasse verwechselt.“
    Henry grinste. War das schön, zur Abwechslung mal Paul auf die Nerven zu gehen.
    „Ich finde diese Einbrüche jedenfalls sehr merkwürdig“, sagte Thomas. „Kirchengemeinden, Dekanat, Praxis für Krankengymnastik. Was gibt es da denn zu holen?“
    „Vielleicht die ersten Anzeichen der demographischen Entwicklung“, sagte Henry. „Und der Euro-Krise. Die Einbrecher denken, was sollen wir in einer Bank Geld klauen, wir holen uns lieber Gymnastikbälle für die Fitness und Druckerpatronen für die Patientenverfügungen.“ Pauls Aufregung hatte seine Stimmung wieder deutlich aufgebessert.
    Als sie ihr Bier ausgetrunken hatten, gingen Thomas und Henry nach Hause. Zum Abschied klopften sie auf den Tisch. Paul rückte zu Isuf, dem Trainer der „alten Herren“, auf.
    –
    Anke und Elisabeth verabschiedeten sich vor dem Restaurant. Anke stieg ins Taxi. Elisabeth hatte es abgelehnt, sich die Taxe zu teilen, denn Anke musste in die andere Richtung und Elisabeth war es nach dem vielen Essen und dem Alkohol ganz recht, noch etwas durch die kalte Luft zu gehen.
    Auf der Hauptstraße kam ihr ein Pulk von Jugendlichen entgegen. Es waren Jungen und Mädchen. Jeder hatte irgendetwas zum Trinken in der Hand, Bierdosen und Tetrapacks mit Wer-weiß-was-drin. Viele rauchten.
    „Vergiss es!“, grölte einer der Jungen. „Die Alte is hässlicher als mein Schwanz!“ Die Mädchen quiekten. Die Gruppe zog an Elisabeth vorüber, ohne ihr größere Beachtung zu schenken. Elisabeth atmete auf. Sie ging nun mit zügigen Schritten. Es wurde ruhiger. Elisabeth sog die kalte Nachtluft ein und fühlte, wie sie wieder klarer im Kopf wurde. Ihre Schuhe knirschten hier und da im Schnee, wenn sie auf eine unberührte Stelle trat. Sie blieb stehen, um ein Plakat zu lesen, das an der Tür der Bäckerei klebte. Da hörte sie die Schritte. Sie sah zurück. Niemand zu sehen. Aber sie hatte ganz deutlich ein paar Schritte gehört, nachdem sie stehen geblieben war. Dann hatten sie abrupt aufgehört. Also müsste jemand hinter ihr auf der

Weitere Kostenlose Bücher