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Sterbelaeuten

Sterbelaeuten

Titel: Sterbelaeuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Endemann
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in Deutschland tanzte. Auch nicht in der Disko. Man saß oder stand am Rand und sah den Mädchen beim Tanzen zu.
    „Mit mir kannst du tanzen.“ Sie sah ihn aus den schwarzen Augen an und ihr Mund zeigt ein ganz leichtes Lächeln. Eine Ahnung von einem Lächeln.
    „Es ist nicht höflich, einer Frau den Tanz zu weigern.“
    Maté stand auf und ergriff die Hand. Seine Kumpel waren nicht hier. Niemand aus seinem alten Leben war hier. Enver war ins Gespräch mit Joska und einem Milosh vertieft. Auf der „Tanzfläche“, einem kurzerhand freigeräumten Teil des Kneipenraums, tanzten zwei weitere Paare. Dana legte seinen Arm um ihre schmale Taille und zog ihn so dicht an sich heran, dass ihre Körper sich berührten.
    „Nicht denken! Du machst, wie ich mache. Komm mit mir, wo ich gehe, gehst du auch“, murmelte sie in sein Ohr. „Nein, nein, kleine, kleine Schritte!“
    Seine Füße bewegten sich tastend und bald waren es nicht die Füße, die sich bewegten, sein ganzer Körper bewegte sich einigermaßen im Einklang mit Dana.
    „Gut, Maté. Wenn man nicht besser weiß, sieht aus, ob du tanzt!“ Sie lachte ein fröhliches, helles Lachen, das klang, als gehörte es zur Musik, zu der sie tanzten. Er tanzte, natürlich nur, weil sie ihn führte, aber was machte das? Er war hilflos in dieser Welt, in die er geraten war. Er brauchte einen Aufpasser und nun hatte er eine Tanzpartnerin, die ihn führte, deren Körper er an seinem fühlte, deren Atem er auf seinem Hals spürte. Von Dana würde er sich bis ans Ende der Welt führen lassen.
    –
    Torat fuhr aus dem Schlaf. Alarm! Was war los? Er begriff, dass es seine Klingel war, die Sturm läutete. Benommen taumelte er aus dem Bett, suchte nach den Hausschuhen und stolperte zur Tür.
    „Jakob!“ Was zum Kuckuck wollte Jakob mitten in der Nacht von ihm. Er war der Letzte, den Torat jetzt sehen wollte.
    „Lass mich schon rein, oder willst du das ganze Haus aufwecken.“ Schurig schob sich an Torat vorbei in die Wohnung. Im Licht des Wohnungsflurs sah er blass aus. Er hatte eine kleine Wunde am Hals wie vom Rasieren.
    „Was ist los? Wieso weckst du mich mitten in der Nacht?“ Torat widerstrebte es, dem ungebetenen Gast in sein eigenes Wohnzimmer folgen zu müssen. Schurig ließ sich auf das Sofa fallen und streckte die Beine von sich. Torat blieb demonstrativ stehen, was Schurig aber nicht störte. Der rieb sich die Augen und massierte seine Schläfen.
    „Okay, Johannes. Die Pläne haben sich geändert. Ich muss untertauchen.“
    Na, wenn das keine guten Nachrichten waren. Verschwinde aus meinem Leben, das war auf den Punkt gebracht, was Torat hierzu dachte.
    „Okay“, sagte er. Er wollte gar nicht wissen, in was für Schwierigkeiten Jakob sich diesmal gebracht hatte.
    „Und du musst mir helfen.“ Irgendeinen Haken hatte es immer bei Jakob.
    „Und wie?“
    „Ich brauche Geld. Fünfzigtausend, um überhaupt irgendwo hinzukommen.“
    „Fünfzigtausend? Spinnst du?“ Fünfzigtausend würde Torat nicht mal für seinen besten Freund, seine Freundin oder seine eigene Mutter springen lassen und Jakob war keins davon. Außerdem hatte er keine Fünfzigtausend.
    „Johannes, ich brauche das Geld. Und du gibst es mir. Lass uns den Entrüstungsteil auslassen, ich hab nicht viel Zeit.“ Jakob hatte sich vorgebeugt und den Kopf in die Hände gestützt.
    „Wie kommst du darauf, dass ich dir auch nur einen Cent gebe? Wieso sollte ich das tun?“
    „Weil ich eine Schmuckschatulle habe, die einer liebenswerten alten Dame gehört hat, die eines plötzlichen und nicht ganz so natürlichen Todes gestorben ist, wie die Polizei bis dato annimmt. Und auf dieser Schmuckschatulle sind die Fingerabdrücke eines außergewöhnlichen Organisten, der zufällig gerade hier anwesend ist.“
    „Na und? Du warst doch dabei, als sie uns den Schmuck gezeigt hat!“ Torat musste sich beherrschen, nicht so laut zu brüllen, dass die Nachbarn aufwachten. „Was ist denn dabei gewesen? Sie hat uns ihren Schmuck gezeigt und wieder eingepackt. Fertig.“
    „Ja, es wäre alles ganz fein, wenn dieser Schmuck dann nicht verschwunden wäre, zeitgleich mit dem Ableben der alten Dame. Wenn diese Schatulle mit deinen Fingerabdrücken bei der Polizei auftauchen würde, mit einem anonymen Hinweis, dann wäre das wohl Grund genug, diesen Todesfall unter dem Gesichtspunkt Mord neu aufzurollen, meinst du nicht?“
    „Du Schwein!“
    Mit einer blitzschnellen Bewegung hatte Schurig eine halbvolle Kaffeetasse

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