Sterbelaeuten
dieser Redewendung inspiriert.
„Da ha ich noch gar nicht dra gedach“, sagte Paul. Er war nur mit Mühe zu verstehen. „Ich werde es überprüfen“, kam dann klar und deutlich aus Pauls Mund. Er hatte fertig gegessen.
„Und inwieweit steckte Johannes Torat mit Schurig unter einer Decke?“
Stephanie überlief auch jetzt noch eine Gänsehaut, wenn sie daran dachte, dass sie die Nacht im Bett desselben Mannes verbracht hatte, der zur gleichen Zeit ihre Schwester im Glockenturm gefangen hielt.
„Ich glaube Torat, dass er bei der Sache in Armorbach eher unfreiwilliger Gehilfe war“, sagte Paul.
Nachdem Torat aus seinem Auto aus mit angesehen hatte, wie Schurig einen Polizisten angegriffen und daraufhin von fünf Schüssen niedergestreckt wurde, war er endgültig zusammengebrochen. Paul hatte allerdings das Gefühl, dass eher die Nachricht, dass selbst fünf Schüsse Schurig nicht tödlich getroffen hatten, Torat so zugesetzt hatte. Torat gestand jedenfalls alles, was er wusste, sogar die Ladendiebstähle aus seinen Kindheitstagen.
„Aber Schurig wird vermutlich versuchen, ihn da mit reinzuziehen.“ Schurig lag im Krankenhaus und war zu Pauls großem Ärger von den Ärzten noch nicht für vernehmungsfähig erklärt worden. Er hatte fünf Schusswunden und zwar in jedem Arm eine, eine im rechten Bein und zwei im linken. Die Polizeibeamten hatten auf keinen Fall riskieren wollen, Maurer, den jungen Kollegen zu treffen, den Schurig angegriffen hatte. Im Nachhinein war nicht zu klären gewesen, welche Schusswunde von welchem Beamten stammte, obwohl Paul insgeheim der Ansicht war, dass diese Aufgabe die Spurensicherung nicht vor unüberwindbare Hindernisse stellen sollte. Aber es war ja letztlich unerheblich. Alle waren zufrieden, dass Schurigs Death-by-Cop-Plan nicht aufgegangen war und kein Kollege unter dem Weihnachtsbaum sitzen und sich grämen musste, einen Menschen erschossen zu haben. Schurig sollte schön seine Strafe absitzen. Paul und dieser Röhrig aus Amorbach standen jedenfalls Gewehr bei Fuß für den Moment, in dem Schurig vernommen werden konnte. Röhrig rief Paul täglich an, was dem schon etwas auf die Nerven ging. Aber es wäre natürlich gut, wenn Röhrig Schurig den Mord an Frau Fromme nachweisen könnte, denn Paul hatte das Gefühl, dass Schurig so einiges über osteuropäische Verbrechergruppen wusste, worüber er aber sicher nicht gerne reden würde. Wenn er aber mit einer Mordanklage konfrontiert wäre und man ihm ein mildes Strafmaß in Aussicht stellte, wäre er vielleicht eher bereit zu reden.
„Und als Schurig auf einmal in Sulzbach auftauchte, war das Torat gar nicht recht“, fuhr Paul fort. „Er hat sich gefragt, was Schurig überhaupt von ihm wollte, hatte wohl gar keine Ahnung von der Enkeltrick-Sache. Und dann musste Schurig plötzlich untertauchen und hat Torat unter Druck gesetzt, ihm Geld zu geben, was der aber nicht hatte.“
„Und dann hat Johannes die Luther-Handschrift gefunden“, sagte Stephanie.
„Und Sibylle hat sie in Torats Tasche entdeckt, als sie aus Amorbach kam und ihm diesen sagenhaften Spezialstollen bringen wollte“, sagte Paul. „Hab Torat beim Verhör was davon angeboten, fand er gar nicht lustig. Kann ich nicht verstehen, war echt lecker.“
„Du hast ein Beweisstück aufgegessen?“ Genau genommen musste man sich bei Paul darüber eigentlich nicht wundern, dachte Henry.
Die Tür flog auf und Lukas und Samuel stürzten herein. „Los, kommt, es ist schon halb zwölf, wir müssen mit dem Feuerwerk anfangen!“, rief Lukas. Die Erwachsenen erhoben sich ächzend. Während Elisabeth und Stephanie den Tisch abräumten, machten sich die Männer mit den Kindern daran, Raketen und Sonnenräder in Stellung zu bringen. Elisabeth entkorkte eine Sektflasche und füllte Gläser mit Sekt und für die Kinder mit Apfelsaftschorle. Auf zwei Tabletts trugen Elisabeth und Stephanie sie nach draußen auf den Kirchplatz. Die Männer und die Jungen fingen an, Feuerwerk zu machen.
Markus war damit beschäftigt, ein Sonnenrad aufzustellen. Miriam trat dazu und half ihm, es festzuhalten, während er Schnee darum herum festklopfte. „Ich mag am liebsten Spaghettieis.“
Markus sah sie an. „Wieso ...?“
Sie lächelte. „Und ich würde gerne mal mit dir in die Eisdiele gehen, nur mit dem Heiraten haben wir ja noch ein bisschen Zeit.“
„Hast du den Brief gelesen?“, fragte Markus, „Woher hast du ihn?“
„Ich hab ihn beim Schneeschippen im Hof
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