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Sterbelaeuten

Sterbelaeuten

Titel: Sterbelaeuten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Endemann
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geschnappt, die Torat auf dem Wohnzimmertisch stehenlassen hatte, und gegen das E-Piano geschmettert. Es gab einen lauten Knall und Scherben fielen zu Boden, Kaffee spritzte auf den Boden und gegen das Klavier.
    „Vielleicht hast du nach dem Kaffee auch noch ein Bier im Haus? Ich habe gehört, Bier in der Tastatur ist ganz schlecht wieder zu reinigen.“
    „Hör auf, lass das!“
    „Dann lass uns jetzt wie erwachsene Leute reden. Ich brauche fünfzigtausend Euro und du besorgst sie mir. Dann bist du mich los. Für immer. Ich verschwinde und lasse dich in diesem beschaulichen Kirchspiel den respektablen Herrn Kantor geben.“
    Das wäre schon Fünfzigtausend wert, dachte Torat, aber woher sollte er die nehmen? „Jakob, ich hab keine Fünfzigtausend, auch wenn ich sie dir geben wollte“, sagte er.
    „Dann verkauf dein Auto. Ein Audi ist sowieso total prollig. Deine Kantorschwalben stehen nicht auf so was. Die stehen auf ’nen Smart oder Golf. Die setzen auf innere Werte, weißt du. Solltest du auch mal versuchen.“
    „Sei nicht albern.“ Torat liebte den Audi. Er würde ihn auf keinen Fall verkaufen. Es musste eine andere Lösung geben.
    „Ich bin nicht albern. Habe gar keine Zeit dazu.“ Schurig stand auf. „Ich sag dir jetzt was: Du kannst die Nacht drüber schlafen und morgen rufst du mich an und sagst mir, dass du das Geld besorgst. Ich will es Montag haben. Wenn nicht, geht die Schatulle an die Polizei.“
    „Du reitest dich selbst mit rein, wenn du das machst.“
    „Ich bin weg, so oder so.“ Schurig ging zur Wohnungstür. „Mach dir um mich keine Gedanken.“
    Torat sah der Tür nach, die Schurig hinter sich ins Schloss fallen ließ. Verdammter Jakob! Er verfluchte den Tag, an dem er ihn kennengelernt hatte. Torat setzte sich aufs Sofa. Wenn er dahinterkäme, was eigentlich los war, würde er vielleicht etwas finden, das er gegen Jakob verwenden könnte. Wieso war er in Sulzbach aufgetaucht? Was hatte er ausgerechnet in einer Kirchengemeinde gewollt? Dass er Anschluss suchte, war gelogen. Das war nicht die Art Anschluss, die Jakob suchte. Alte Leute. Fromme Leute. Kindergottesdienst-Eltern. Konfirmanden-Eltern. Jakob, das wurde ihm jetzt klar, suchte sowieso keine Freundschaften. Er benutzte Menschen. Er suchte sich Menschen, die ihm nützen konnten, die er ausnutzen konnte. Wieso hatte er sich jemals mit so einem Widerling angefreundet? Torat verstand es nicht mehr. Der Charme war es wohl, den Schurig an- und ausknipsen konnte wie eine Lampe. Also, wenn Schurig Menschen benutzte, was wollte er dann mit den Menschen in einer Kirchengemeinde anfangen? Wenn Torat ehrlich war, konnte man mit denen überhaupt nichts anfangen. Wenn das Orgelspielen nicht das Einzige wäre, was er konnte, würde er sich auch eine andere Gesellschaft aussuchen. Na ja, Stephanie war ganz nett. Sibylle war ihm schon zu zickig. Thomas ging ihm entsetzlich auf die Nerven mit seinem frommen Geschwafel. Und der Rest? Entweder waren es Eltern, die über nichts anderes reden konnten als über die Kindergärten, Schulen und Sportvereine, die ihre Brut besuchte, oder alte Leute bis zum Abwinken. Er zerbrach sich den Kopf, aber er konnte sich nicht vorstellen, was Jakob in Sulzbach gewollt hatte.
    Aber jetzt wollte er weg. Musste weg. Irgendetwas musste er hier ja getan und erreicht haben, sonst hätte er keinen Ärger bekommen. Wenn ihn nicht irgendein Ärger aus der Vergangenheit einholte. Torat dachte an Ursel. Angst kroch ihm bis in die Haarwurzeln. Er kam nicht weiter. Er musste Jakob irgendwie loswerden, aber wenn möglich, ohne seinen geliebten Audi zu verkaufen. Drüber schlafen, dass er nicht lachte. Er würde kein Auge zumachen.
    –
    Elisabeth schloss die Augen und zählte in Gedanken bis zehn. Sie atmete dabei tief ein und aus, wie die Familientherapeutin es ihr beigebracht hatte.
    „Mama, mach die Augen auf, ich rede mit dir!“, riss Marlenes aufgebrachte Stimme Elisabeth aus ihrem Versuch, pädagogisch korrekt auf den Wutausbruch ihrer Tochter zu reagieren.
    „Wieso muss ich am Samstag zum Klavier?“
    „Schätzchen, ich habe es doch schon erklärt.“ Elisabeth schaltete die Kaffeemaschine an. Streit am Samstagmorgen, bevor sie einen Kaffee getrunken hatte, war nicht Elisabeths Traum vom Familienglück. Der Abend mit Anke war auch nicht spurlos an ihr vorübergegangen, sie hatte einen Rotweinkater.
    „Sibylle ist auf einer Fortbildung und Stephanie hat angeboten, sie zu vertreten. Stephanie arbeitet aber

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