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Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman

Titel: Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dibdin
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bei Lösegeldforderungen stehe. Also muss das ganze Geld von meiner Familie kommen.«
    »Ist das eine große Familie?«
    »Nein. Ich bin ein Einzelkind, und mein Vater ist nicht besonders reich. Ich hoffe bloß, dass das den Entführern klar ist und sie mit ihren Forderungen realistisch bleiben.«
    Nicola Mantega verfolgte das Thema nicht weiter. Inzwischen hatten sie den Pass zwischen den Flusstälern des Savuto und des Craticello überquert und fuhren nun in einem schwungvollen Bogen bergab auf die Lichter von Cosenza zu, das dort unten dicht gedrängt auf einem schmalen Plateau lag.
    »Sie müssen sehr müde sein«, sagte Mantega. »Ich habe für Sie ein Zimmer im Centrale gebucht. Es gehört zur Best-Western-Kette, verfügt über alle amerikanischen Bequemlichkeiten wie Aircondition und Zimmerservice und liegt, wie der Name schon sagt, direkt im Zentrum.«
    »Hat mein Vater dort auch gewohnt?«
    »Nein, er hatte ein Auto gemietet und musste viel herumfahren, deshalb hatte ich ihm eine Unterkunft in einem Vorort namens Rende empfohlen, mit direktem Zugang zur autostrada .«
    Der Alfa bremste scharf ab, als er in die Ausfahrt der autostrada einbog. Fünfzehn Minuten später, nachdem er Tom Newman in sein Hotel gebracht und mit ihm vereinbart hatte, dass man am nächsten Tag in Kontakt treten würde, stieg Mantega wieder in sein Auto und fuhr nach Hause. Auf der Parallelstraße Richtung Osten hielten zwei junge Männer auf einer Moto Guzzi mit ihm Schritt. Der Mann auf dem Sozius sprach unablässig in sein Handy.
    Auf der Viale Trieste hielt der Alfa an einer öffentlichen Telefonzelle. Es war schon nach Mitternacht, und außer ein paar Obdachlosen war niemand mehr unterwegs. Mantega blickte sich um, dann schob er eine Telefonkarte in den Apparat. Sekunden später fuhr ein weißer Lieferwagen am anderen Ende auf den Platz und umrundete ihn mit hoher Geschwindigkeit. Mantega begann zu wählen, brach jedoch ab, als er das heftige Quietschen von Autoreifen hörte, gefolgt von einem lauten Scheppern, und drehte sich um. Es war ziemlich klar, was passiert sein musste. Ein Motorrad war in dem Moment, als der Lieferwagen vorbeiraste, aus einer Seitenstraße auf den Platz gebogen und zu Fall gekommen. Zum Glück schienen die beiden jungen Männer, die auf dem Motorrad gesessen hatten, unverletzt zu sein. Sie rappelten sich auf, liefen zu dem Wagen und fingen an, den Fahrer dermaßen wüst zu beschimpfen, dass das Ganze jeden Moment in eine Schlägerei auszuarten drohte. Ein Schwall von Obszönitäten und Blasphemien erfüllte die Luft. Mantega grinste verächtlich und wandte sich wieder dem Telefon zu.
    »Giorgio?«, sagte er, als der Teilnehmer sich meldete. »Nicola. Er ist angekommen.«
    »Zu spät. Morgen, wie vereinbart.«
    Inzwischen hatte sich die Auseinandersetzung auf der anderen Straßenseite ein wenig beruhigt. Die beiden Motorradfahrer hoben ihre Maschine auf, ließen den Motor aufheulen, testeten die Bremsen und kontrollierten das Licht. Der Lieferwagenfahrer untersuchte penibel die Rückseite seines Fahrzeugs und kratzte mit dem Daumennagel am Lack. Derweil löste das vierte Mitglied des Teams hinten im Wagen das Richtmikrofon von dem runden Plastikgitter, das in einer der Nullen der Telefonnummer angebracht war, die draußen auf dem Wagen prangte.
    Nicola Mantega kehrte zu seinem Wagen zurück und fuhr genau in dem Moment los, als das ohrenbetäubende Röhren aus dem Doppelauspuff der Moto Guzzi alle Lieferwagenfahrer in den tiefsten Kreis der Hölle verdammte. Doch auch das Motorrad war technisch verändert worden, und als es kehrtmachte, um dem Alfa bis zu Mantegas Villa in den Gebirgsausläufern oberhalb der Stadt zu folgen, klang sein Motor nicht lauter als das Schnurren eines Kätzchens.

8
    Seit er in Cosenza war, schlief Aurelio Zen schlecht. Das lag weder am Wetter, obwohl das Thermometer vor wenigen Wochen fast vierzig Grad gezeigt hatte, noch an seiner Unterkunft, einer zweckmäßigen, seelenlosen Wohnung, die die Polizei für Gäste in einem der Betonklötze angemietet hatte, die die Gegend um die Questura verunstalteten. Sie bestand aus einem Wohnzimmer mit Koch- und Essecke, zwei Schlafzimmern, von denen Zen eins als Arbeitszimmer benutzte, und dem bestausgestatteten Badezimmer, das er je gesehen hatte. Eine Haushaltshilfe kam einmal die Woche, um die Böden zu putzen und die Bettwäsche zu wechseln, und er hatte vereinbart, dass sie für ihn außerdem wusch und bügelte. Abgesehen davon war er

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