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Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman

Titel: Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dibdin
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Vortag gefundenen Leiche durchgeführt hatte. Anschließend rief er den Pressesprecher der Questura an und erteilte ihm die Anweisung, für zehn Uhr eine Pressekonferenz einzuberufen. Dann forderte er Arnone auf, die Amerikaner zu ihm zu bringen.
    Gleich bei deren Eintreten war klar, dass Arnone Martin Nguyens Laune stark untertrieben hatte. Kaum war er durch die Tür, ließ er einen Schwall von Protesten und versteckten Drohungen vom Stapel, von denen Tom Newman die meisten lieber unübersetzt ließ.
    »Ich komme aus freien Stücken hierher wegen des Termins, um den Sie bei unserer Begegnung gestern Abend gebeten hatten«, beendete Nguyen seine Rede, »und Sie lassen mich über vierzig Minuten warten! Wann fangt ihr hier überhaupt an zu arbeiten?«
    »Ich bin seit heute Morgen vier Uhr bei der Arbeit.«
    »Sind Sie die Nachtschicht? Dann lassen Sie mich mit dem Mann von der Tagschicht sprechen.«
    »Es ist etwas dazwischengekommen, worum ich mich kümmern musste. Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten, die ich Ihnen bereitet habe, und kann Ihnen versichern, dass ich Sie nicht lange aufhalten werde, Signor …« Er blickte ratlos auf den Namen, der auf der Aktenmappe stand, die er aufgeschlagen hatte.
    »Nguyen«, half Tom ihm aus der Verlegenheit.
    »Genau«, sagte Zen. »Sie wohnen in der Rende International Residence, ist das richtig?«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Nguyen unwirsch.
    »Alle Hotels müssen die Namen und Passnummern ihrer Gäste der Polizei mitteilen«, murmelte Tom. »Das ist reine Routine, nichts Persönliches.«
    Martin Nguyen seufzte gereizt. »Wenn Sie es bereits wissen, warum fragen Sie dann?«
    »Und Sie beabsichtigen, dort zu bleiben?«, fragte Zen.
    Nguyen zuckte mit den Schultern. »Vielleicht.«
    »Für wie lange?«
    »Mindestens eine Woche. Vielleicht auch länger. Warum?«
    »Und was ist der Zweck Ihres Besuchs in Cosenza?«
    »Geschäfte.«
    »Könnten Sie das bitte etwas genauer erklären?«
    »Ich bin Projektmanager für ein bedeutsames Projekt einer großen amerikanischen Filmgesellschaft. Die Produktion soll in Kürze starten, und einige Schlüsselszenen sollen hier in der Stadt und in der Umgebung gedreht werden. Luciano Aldobrandini, von dem Sie vielleicht schon mal gehört haben, ist der Regisseur, und er will so bald wie möglich mit den Dreharbeiten beginnen. Bis zu seinem Verschwinden hat Peter Newman vor Ort als unser Repräsentant agiert, mit den örtlichen Firmen verhandelt, die notwendigen Genehmigungen besorgt und so weiter. Da uns seine Dienste nicht mehr zur Verfügung stehen, hat man mir die zusätzliche Aufgabe übertragen, seine Rolle zu übernehmen.«
    Zens Gesicht war so ausdruckslos wie das Fresko eines unbedeutenderen Heiligen, der auf unbeschreibliche Weise gemartert wird, dem das jedoch dank seines unerschütterlichen Glaubens nichts anhaben kann.
    »Signor Newman scheint viel Zeit mit einem Notar namens Nicola Mantega verbracht zu haben. Worüber haben die beiden gesprochen, wenn sie sich getroffen haben?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Pete hat den Namen nie erwähnt, aber das ist normal. Er hat sehr viel Initiative gezeigt und seine eigenen Kontakte geknüpft. Wir haben keine detaillierten Berichte von ihm erwartet, solange er Ergebnisse lieferte.«
    Zen dachte einen Moment schweigend darüber nach. »Und was ist mit Ihnen, Signor, äh …«
    »Nguyen«, warf Tom ein.
    »Was soll mit mir sein?«, wollte der andere Mann wissen.
    »Sind Sie seit Ihrer Ankunft hier mit Mantega in Kontakt getreten?«
    »Nein.«
    »Haben Sie es vor?«
    »Was geht Sie das an?«
    Zen starrte eine Weile auf das Fenster, als ob durch die lichtdurchtränkten Lamellen des Rollos etwas äußerst Wichtiges zu erkennen wäre.
    »Signor Mantega ist ein interessanter Mann«, bemerkte er mit neutraler Stimme. »Seine Spezialität ist das Einfädeln von Deals zwischen betrügerischen Geschäftsleuten und korrupten Politikern. Da fragt man sich doch, weshalb Ihre Firma seine Dienste benötigte.«
    Nguyens Gesichtszüge verhärteten sich. »Fragen Sie sich das selbst, oder fragen Sie mich?«
    Zen tat so, als würde er darüber nachdenken. »Wenn Sie’s so ausdrücken, nehme ich wohl an, dass ich Sie frage.«
    »Dann will ich einen Anwalt haben«, erwiderte Nguyen barsch.
    Zen seufzte erschöpft. »Für solchen Unsinn habe ich keine Zeit. Ich habe eine harte Nacht hinter mir, signore . Ich hatte einfach auf Ihre Kooperationsbereitschaft gehofft - dass Sie mir einige

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