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Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman

Titel: Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dibdin
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Fahrer war zwar unschlagbar darin gewesen, sich auf der autostrada von Rom nach Süden den größtmöglichen Respekt zu verschaffen, aber vor die Aufgabe gestellt, sich in Cosenza zurechtzufinden, wurde rasch klar, dass er keine Ahnung hatte. Die Limousine war viel zu gut, um sie abzugeben - Ledersitze, getönte Scheiben und eine Klimaanlage, die tatsächlich funktionierte -, aber aufgrund der Bestimmungen des Mietvertrags durfte sie kein anderer fahren. Martins Lösung bestand darin, ein Taxi zur Rende International Residence zu bestellen und dem Fahrer genug Geld zuzustecken, dass er bereit war, sein Fahrzeug abzustellen und für den ratlosen romano den Navigator zu spielen.
    Um zwanzig vor fünf waren sie am Hotel Centrale. Die Luft war angenehm mild, aber es war immer noch dunkel. Tom Newman wartete bereits draußen, und einen Moment später fuhr er mit Martin zur Operationsbasis von Aeroscan Vermessungstechnik in dem abgelegenen südlichen Vorort der Stadt. Beide Amerikaner hatten in ihrem jeweiligen Hotel kein Frühstück bekommen können, bevor sie aufbrachen, deshalb stieg Phil Larson sofort um ein paar Punkte in Martins Wertschätzung, weil er eine Kanne Kaffee gekocht und in einer Bäckerei, die früh aufmachte, etwas Gebäck gekauft hatte. Nachdem Phil ihnen ausführlich von einem Einbruch in der vergangenen Nacht erzählt hatte - »Es fehlt zwar nichts, aber irgendwie fühlt man sich verletzt« -, öffnete Martin seinen Aluminiumaktenkoffer und schob einen dicken Stapel bedruckter Blätter über den Schreibtisch.
    »Das ist der Bericht von dem Team, das ich hinzugezogen habe«, sagte er. »Das Kleingedruckte können Sie später lesen, aber die wesentlichen Schlussfolgerungen sind klar, und ich möchte, dass sie in die Tat umgesetzt werden, und zwar subito .«
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie Italienisch sprechen, Mr Nguyen.«
    »Ich wurde in einem Land geboren, das damals Indochina hieß und wo die offizielle Landessprache Französisch war. Später kam ich in die Staaten, wo ich Englisch lernen musste, und auf der Highschool lernte ich dann noch Spanisch. Italienisch ist fast dasselbe, bis auf das Make-up und die Frisur.« Er ging zu einer Karte, die fast eine ganze Wand einnahm. »Das sind die Gebiete, die wir bereits bearbeitet haben?«, fragte er und zeigte auf die schraffierten Zonen.
    Phil Larson nickte.
    »Okay, vergessen Sie den Rest dieses Ausschnitts und konzentrieren Sie sich auf die oberen Flusstäler außerhalb dieser Karte im Süden.«
    Larson wirkte skeptisch. »Verdammt, für diese Gegend haben wir noch nicht mal Karten. Sie haben gesagt, wir sollten uns am Zusammenfluss der Flüsse umsehen und unten in der Schwemmebene, wo wir jetzt sind. Das haben wir gemacht. Natürlich ist ein großer Teil dieses Terrains in den letzten fünfzig Jahren oder so bebaut worden, wie dieser Vorort, in dem wir jetzt sind. Wenn die Stätte, nach der wir suchen, irgendwo darunter ist, werden wir sie eh nicht finden.«
    »Darauf haben meine Berater auch hingewiesen. Außerdem haben sie erklärt, dass sich in einer ausgedehnten Schwemmebene wie dieser hier das Flussbett im Laufe der Jahrhunderte sicherlich verschoben hat und dass die Abforstung der umliegenden Berge vor hundert Jahren die hydrologischen Verhältnisse völlig durcheinandergebracht hat, die Menge des abfließenden Wassers und damit die Höhe der Flüsse. Deshalb ist ein großer Teil der Daten äußerst vage. Aber es spielen noch andere Faktoren eine Rolle. Unter anderem, dass die Männer, die dieses Ding damals gebaut haben, hinterher umgebracht wurden, um den Ort geheim zu halten.«
    Phil Larson grinste nervös. »Ist doch hoffentlich keine Firmentradition?«
    Martin ignorierte die Bemerkung. »Doch wenn die Stätte in Sichtweite der Stadt Cosenza gelegen hätte, dann hätte man auch alle Einwohner umbringen müssen, um das Geheimnis zu wahren, und von einem solchen Massaker ist nichts überliefert.«
    »Wir sind hier ziemlich weit weg von der Stadt«, wandte Larson ein.
    »Ja, aber damals verlief die Hauptstraße von Rom nach Sizilien direkt an dieser Seite des Tals. Jeder, der sie benutzte, hätte bemerkt, was da los war, und wäre vielleicht später zurückgekommen, um nachzusehen. Wenn wir das alles berücksichtigen, besteht Ihre Aufgabe nun darin, sich in den oberen Flusstälern umzusehen, die sich von hier aus Richtung Süden erstrecken.«
    Larson runzelte die Stirn. »Aber Sie haben doch gesagt, dass wir nach den Fundamenten eines

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