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Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman

Titel: Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dibdin
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Hintergrundinformationen zu dem Fall liefern würden, mit dem ich befasst bin. Doch um ganz ehrlich zu sein, die jüngsten Entwicklungen haben Sie in den Status einer Nebenfigur versetzt, die für mich von minimalem Interesse ist. Deshalb bitte ich Sie, den Raum zu verlassen.«
    Nachdem er die anfängliche Aggressivität mitbekommen hatte, war Arnone die ganze Zeit in einer Ecke des Raums stehen geblieben. Mit einer schwungvollen Handbewegung bedeutete ihm Zen, er möge Martin Nguyen hinausbegleiten, dann wandte er sich Tom Newman zu.
    »Ich fürchte, ich habe eine schlechte Nachricht für Sie«, sagte er.

24
    Die an eine stachelige Rückenflosse erinnernde Küste glitt unbemerkt hinter dem riesigen Panoramafenster des Salons vorbei. Luciano Aldobrandini lag auf einem Liegesessel aus Leder, nackt bis auf einen Tangaslip, und sah sich die von ihm persönlich für die DVD geschnittene Fassung des Films an, der ihm in den sechziger Jahren in Venedig einen Silbernen Löwen eingebracht hatte. Es hätte eigentlich Gold werden müssen, aber die ganze Jury war mit Visconti-Leuten besetzt gewesen.
    Alles in allem hatte der Film die Zeit ganz gut überdauert. Er war natürlich schmucklos und naiv und tendierte an manchen Stellen zu einer platten Überbetonung. Heute würde er ihn ganz anders machen, doch es war fraglich, ob das Ergebnis unbedingt eine Verbesserung wäre. So primitiv es auch in vieler Hinsicht war, hatte das Original doch etwas Ursprüngliches und Enthemmtes, vermittelte ein Gefühl von grenzenloser Energie, die sich an manchen Stellen zu purer Verwegenheit steigerte, Eigenschaften, die ihm jetzt ungeheuer kostbar erschienen.
    Er schaltete den DVD-Player aus und rief nach Pippo. »Bring mir einen Singapore Sling, Darling.«
    Der junge Mann runzelte die Stirn. »Es ist erst zehn vor zwölf.«
    »Sei doch nicht so ein Langweiler. In Singapur ist jetzt Cocktailstunde.«
    Sein Telefon zwitscherte. Luciano blickte auf das Display. Es war Marcello.
    »Wo bist du?«, fragte sein Agent mit bissigem Unterton und ohne das übliche Vorgeplänkel, was darauf hindeutete, dass er ziemlich aufgebracht war.
    »An Bord der Narcisso mit Kurs Richtung Süden, um mit den Vorbereitungen für die Dreharbeiten zu beginnen«, antwortete sein Herr und Meister. »Ruhige See und eine wunderbare Reise, wenn du schon nicht fragst. Jedenfalls hoffe ich, dass alles wunderbar laufen wird. Einige Leute meiner Filmcrew werden in den nächsten Tagen zu mir stoßen, und Ende der Woche tue ich so, als hätte ich mit den Dreharbeiten begonnen, ganz nach deinen Anweisungen.«
    Marcello grunzte mürrisch. »Ich hab allerdings gehört, dass bereits eine erste Crew an Ort und Stelle ist, und das seit mehreren Wochen.«
    »Von wem hast du das gehört?«
    »Von einem anderen Klienten von mir.«
    »Von welchem untalentierten Arsch redest du?«
    »Das ist vertraulich, Luciano. Im Übrigen könntest du ohnehin nichts mit dem Namen anfangen, selbst wenn ich ihn dir sagen würde. Er ist nämlich ein Rapper.«
    »Ein was?«
    »Siehst du? Er ist gerade auf einer Pferdetrekkingtour am Rande des Sila-Massivs oberhalb von Cosenza. Ich hab ihn wegen einer geschäftlichen Sache angerufen und gleichzeitig gefragt, wie denn sein Urlaub ist. ›Könnte alles ganz paradiesisch sein, wenn da nicht dieser verdammte Hubschrauber wäre, den Luciano gemietet hat‹, hat er gesagt. Anscheinend fliegen die da ständig mit viel Lärm in niedriger Höhe. Als mein Klient sich erkundigt hat, was das sollte, hat man ihm gesagt, die würden nach geeigneten Drehorten für deinen Film suchen.«
    »Das ist doch absurd!«, raunzte Aldobrandini. »Du weißt doch, dass ich solche Arbeiten nie delegiere.«
    »Genau. Deshalb hab ich einen ehemaligen Spion engagiert, der jetzt als Privatdetektiv in Reggio arbeitet. Der ist letzte Nacht in das Gelände am Stadtrand von Cosenza eingedrungen, das dieses Unternehmen als Operationsbasis benutzt, und hat mir gerade das Ergebnis seiner Nachforschungen mitgeteilt. Um es kurz zu machen, der Hubschrauber ist von einer amerikanischen Firma namens Aeroscan Surveying angemietet worden. Der Detektiv ist in den Hubschrauber eingebrochen und hat sich in dem Ding umgesehen. Der gesamte Frachtraum ist mit elektronischen Geräten und Bildschirmen vollgepackt, dazu Sitzplätze für die Leute, die die Geräte bedienen. Weitere Recherchen meinerseits haben ergeben, dass Aeroscan eine Firma ist, die sich auf das Auffinden von in der Erde verborgenen Objekten

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