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Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman

Titel: Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dibdin
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Authentizität der Fälschungen, die man ihnen anschließend zum Kauf anbieten würde, müsste ein echtes Stück antiker römischer Goldarbeit als Probe herbeigeschafft werden. Das war Giorgios nächste Aufgabe, und er hatte sich bereits überlegt, wie er sie lösen wollte. Dazu gehörte eine Entführung, die er seit längerem ins Auge gefasst hatte und die am nächsten Tag in die Tat umgesetzt werden sollte.

33
    Nachdem ihn seine Arbeit bis zum frühen Abend in Rom aufgehalten hatte, beschloss Aurelio Zen, in der gleichen Weise nach Kalabrien zurückzukehren, wie er gekommen war, anstatt die weite Strecke bis nach Fiumicino hinauszufahren, dort ein Flugzeug zu nehmen und sich nach der Landung vom Flughafen abholen zu lassen. Diesmal schlief er schlecht, vermutlich weil er in einem Restaurant in der Nähe des Viminale zu viel gegessen hatte. Es war die erste anständige Mahlzeit, die er seit Wochen bekommen hatte, und die einzige, in der Tomaten in keiner Form vorkamen. Kurz nach vier Uhr morgens musste er umsteigen und fast eine Stunde warten, bevor der erste Anschlusszug nach Cosenza fuhr.
    Als er wieder in der Stadt war, war es zu spät, um ins Bett zu gehen, und zu früh, um zur Arbeit zu gehen, deshalb vertrieb er sich die Zeit in der ersten offenen Bar, die er fand, trank doppelte Espressi mit einem Hauch von Milch, dachte darüber nach, was er als Nächstes tun würde, und fühlte sich entsetzlich. Doch das Wetter war angenehm mild und die Luft sauber, ohne jede Spur von dem giftigen Dunstschleier, der die Hauptstadt erdrückte und so dicht war, dass man ihn nicht bloß sah, sondern auch riechen und schmecken konnte. Als er in der Questura eintraf, hatte er die passende Antwort auf die Forderungen seiner Vorgesetzten im Ministerium bezüglich seiner Vorgehensweise in dem Mordfall gefunden, der ganz Italien beschäftigte und außerdem, wie man nicht versäumt hatte, ihn zu erinnern, von internationaler Tragweite war.
    Vom Büro aus rief er den Richter an, der die Oberaufsicht über die Ermittlungen in der ursprünglichen mutmaßlichen Entführung gehabt hatte und der nun darüber, einen grausigen und hochkarätigen Mordfall in seinem Zuständigkeitsbereich zu haben, so außer sich vor Freude war, dass er Zen seine Handynummer gegeben hatte. Nach den üblichen höflichen Floskeln erklärte Zen, dass er einen Haftbefehl für einen der Verdächtigen beantragen wollte, wenn der signor giudice einen Augenblick Zeit hätte, ihn zu empfangen. Der Richter bemerkte umsichtig, das sollte man doch am besten sofort tun - oder zumindest in einer Stunde, dann wäre er nämlich im Justizpalast. Zen rief Arnone zu sich.
    »Wir werden uns Mantega schnappen«, erklärte er seinem Untergebenen. »Das ist zwar ein bisschen früher, als ich eigentlich vorgehabt hatte, aber gestern im Ministerium hat man mich ziemlich unter Druck gesetzt. Die wollen unbedingt etwas haben, das sie den Medien zum Fraß vorwerfen können, um zu beweisen, dass wir unsere Arbeit tun. Dadurch stehen außerdem all die Leute wieder zur Verfügung, die ihn beschattet haben. So wie sich die Situation anscheinend entwickelt, kann es durchaus sein, dass ich sie für andere Aufgaben brauche.«
    »Sehr gut.«
    »Nun hören Sie genau zu, das Folgende ist wichtig. Ich möchte, dass die Verhaftung so öffentlich wie möglich stattfindet, zum Beispiel auf der Straße oder während er beim Mittagessen ist, und ich möchte, dass Sie sich darum kümmern. Wenn Sie es hinkriegen, dass Reporter und Fotografen vom Regionalfernsehen und von der lokalen Presse zufällig etwa zur gleichen Zeit eintreffen, umso besser.«
    »Benissimo, capo . «
    »Ach, und ist übrigens irgendwas bei dieser Sache mit dem Bautrupp herausgekommen, den Giorgio aus Vibo Valentia herbestellt hat?«
    »Ihren Anweisungen gemäß wurde eine Beamtin zu dem Treffpunkt an der autostrada geschickt, um das Geschehen zu beobachten und Fotos zu machen, aber ich habe sie noch nicht befragt. Ich werde mich erkundigen und Ihnen Bericht erstatten.«
    »Zuerst sollten wir uns um Mantega kümmern. Ich besorge jetzt den Haftbefehl. Danach ist es Ihre Sache, aber sorgen Sie dafür, dass es eine spektakuläre Verhaftung wird. Ich will, dass sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreitet. Verstanden?«
    Auf dem Weg nach draußen sah Zen eine alte Frau auf der langen, glänzenden und sehr harten Bank sitzen, die in der Eingangshalle der Questura für Leute bereitstand, die einen Ausweis beantragen wollten oder eine

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