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Sterben für Anfänger: Wie wir den Umgang mit dem Tod neu lernen können (German Edition)

Sterben für Anfänger: Wie wir den Umgang mit dem Tod neu lernen können (German Edition)

Titel: Sterben für Anfänger: Wie wir den Umgang mit dem Tod neu lernen können (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Conrad
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wirklich viel wüssten. Nahtoderlebnisse, räumt van Lommel ein, seien zwar kein wissenschaftlicher Beleg dafür, dass es ein Leben nach dem Tod gebe. »Dennoch«, sagt er, »haben mich persönlich die Nahtoderfahrungen der Patienten davon überzeugt, dass unser Bewusstsein unabhängig von unserem Körper existieren kann, auch nach dem Tod.« 22
    Der menschliche Verstand gerät bei dieser Frage nach dem »Danach« an seine Grenzen. Aber nur, weil uns die Vorstellungskraft dazu fehlt, heißt das noch lange nicht, dass es da nichts gibt. Wie lange glaubten die Menschen, die Erde sei eine Scheibe, von deren Rand aus man ins Nichts stürzen würde? All diejenigen jedenfalls, die ein Nahtoderlebnis hatten, sind davon überzeugt, dass es ein »Danach« gibt und dass sie schon einmal einen Blick »hinüber« werfen konnten. Auch Tarik hat keinen Zweifel: »Was ich erlebt habe, das hatte nichts zu tun mit den Halluzinationen oder den euphorischen Zuständen, die man vielleicht während eines Drogenrauschs hat«, sagt er. »Und, glaub mir, ich kann das beurteilen …« Das sei etwas gewesen, das viel größer sei als alles, was wir uns im normalen Leben vorstellen könnten. Und eigentlich wäre er gern dageblieben, an diesem Ort, der für ihn das reine, vollständige Glück bedeutet habe. Irgendwann während seines Nahtoderlebnisses, als er diesem hellen Schein entgegengeschwebt sei, habe die Bewegung auf das Licht zu aber plötzlich gestoppt und er habe sich von dem Torbogen zurückgezogen, ohne es zu wollen. »Ich habe mich trotzdem nicht gewehrt. Ich wusste einfach, dass ich zurückmuss. Und das war keine sinnliche Wahrnehmung, da hat keiner etwas gesagt, es war eher eine Eingebung. Ich musste eben zurück. Leider.«
    Weil seine Verletzungen so dramatisch und die Schmerzen so unerträglich waren, hatte man ihn zeitweise in ein künstliches Koma versetzt. Seine Schädeldecke musste zum Teil ersetzt werden. Heute schützt statt des Knochens eine Plexi-Acrylglas-Platte Teile der linken Gehirnhälfte. Unter seinen Haaren ist alles gut versteckt, aber wenn man darüberstreicht, fühlt man eine Kante.
    Wann er das erste Mal wieder richtig aufgewacht ist, daran kann sich Tarik nicht erinnern. Er war wohl immer mal wieder kurz ins Bewusstsein aufgetaucht und dann wieder in einen Dämmerzustand zurückgeglitten. Was er sehr gut weiß, ist, dass der Weg zurück lang und sehr beschwerlich für ihn war. Er hat für diese Rückkehr ins Leben gekämpft und so hart gearbeitet, wie niemals zuvor, sagt Tarik. »Das hat mich unendlich viel Kraft gekostet, aber mein Starrsinn hat mir geholfen.«
    Dass er heute wieder ein weitgehend normales Leben führen und in seinem Beruf arbeiten kann, grenzt an ein Wunder. Manchmal hat er noch Probleme mit der Orientierung, das Gefühl, dass seine »Festplatte überläuft«, wenn zu viele Reize auf ihn einstürmen. Um sich sicher zu fühlen, muss er heute sehr diszipliniert leben. Alles braucht seinen festen Platz, Überraschungen sind noch eine Herausforderung für ihn, und er muss mehr auf sich achten als früher. »Aber das sind Kleinigkeiten gegen das, was mir meine Rückkehr ins Leben in den Monaten nach dem Unfall abverlangt hat.«
    Was diese Erfahrung in seinem Leben verändert hat? »Alles!«, sagt Tarik. »Ich habe andere Prioritäten. Ich sage heute klar, was ich will, und vor allem, was nicht. Mein Leben ist ein Geschenk, und ich will es nur noch mit Menschen und Dingen verbringen, die mir wirklich etwas bedeuten.« Für Gejammer und Ärger über irgendwelche Lappalien habe er keinen Nerv mehr, keine Geduld für die Kleingeistigkeit mancher Menschen, die nicht wissen, was wichtig ist. Und auch das ist eine Erfahrung, die er mit anderen nach einem Nahtoderlebnis teilt. Viele haben ihr Leben völlig umgekrempelt, haben ihre Werte und Lebensziele neu bestimmt. Und der Tod hat seinen Schrecken verloren.
    Für Tarik ist das Thema momentan weit weg: Er hat seine »große Liebe« gefunden und meint, vielleicht sei er ja zurückgeschickt worden, um sie zu erleben. Er genießt jeden Augenblick so intensiv wie nie zuvor. Von Todessehnsucht also keine Spur. Aber wenn es dann einmal so weit wäre, würde er sich auf den Tod freuen. Er wisse nun ja, wie schön und glücklich der Moment des Sterbens sei, kurz davor sei er gewesen, habe kurz hinüberspicken können und erlebt, welches helle Licht da auf ihn warte. »Ich glaube, wenn wir tot sind, kehren wir zum Wesentlichen zurück.«
    Ist der Tod also eine

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