Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterben War Gestern

Sterben War Gestern

Titel: Sterben War Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Waffender
Vom Netzwerk:
lieber ihr altes behalten. Oder? Immerhin hatte sie großen Appetit gehabt und es nach der ersten Schwäche nach dem Laufen sogar ganz lustig gefunden, verschwitzt und abgekämpft beim Frühstück zu sitzen.
    Unter der Dusche überlegte sie ernsthaft, es vielleicht doch noch einmal zu versuchen, vielleicht wäre es beim zweiten Mal nicht mehr ganz so schlimm.
    Ein wenig Kondition könnte mir nicht schaden, dachte sie, als es an ihrer Tür klopfte.
    „Bist du Speedy Gonzalez?“, rief sie nach draußen. „Ich brauch noch einen Moment!“
    „Ich bin es, Frau Nowak: Sylvia Eberstätter.“
    Der ernste, sachliche Ton alarmierte die Hauptkommissarin sofort. Wenn die Polizei unangemeldet am Sonntagmorgen vor der Tür stand, hieß das nichts Gutes. Wollte man sie verhaften?
    „Augenblick.“
    Sie zog sich ihren Bademantel über, fuhr einmal mit den Händen durch die Haare, um die widerspenstigsten zu zähmen, trocknete sich die Hände ab und legte sich das Handtuch um den Hals. Dann öffnete sie.
    „Entschuldigung, wenn ich Sie so früh störe, aber wir haben ein Problem.“
    „Wer ist wir?“
    „Heute Morgen wurde die Schwester von Ellen Weyer erschossen.“
    „L.“
    „Genau. Ich bin auf dem Weg dorthin. Fahren Sie mit?“
    Inge Nowak war so überrascht, dass sie gar nicht darauf antwortete, sondern erwiderte: „Kommen Sie erst mal herein.“
    „Danke.“ Die Oberkommissarin schloss die Tür hinter sich. „Ich spiele mit offenen Karten: Mein Chef hat einen Virus, liegt krank im Bett und kommt sicher vor Montagabend nicht nach Rostock zurück.“ Sie seufzte. „Ausgerechnet jetzt.“
    „Und Ihr Kollege?“
    „Ist unterwegs. Aber sonst ist niemand da, der mit dem Esser-Fall vertraut ist, sofern der überhaupt etwas mit dem Mord an Lydia Kronberg zu tun hat.“
    „Sie ist verheiratet?“
    „Und Mutter einer kleinen Tochter.“
    Inge Nowak drehte sich um, ging in Richtung Badezimmer und rubbelte sich dabei die Haare trocken. Vor dem Spiegel blieb sie stehen und sah sich an, während sie sagte: „Ich habe Ihnen doch gestern Abend schon gesagt, dass ich nicht im Dienst bin. Und was das bedeutet.“
    „Ich weiß.“
    Sie trat wieder aus dem Badezimmer heraus und blieb vor der Oberkommissarin stehen: „Und warum bringen Sie mich dann in Verlegenheit?“
    „Weil ich Sie brauche.“
    „Wofür?“
    „Ich möchte nur Ihre Einschätzung am Tatort, sonst nichts. Andernfalls muss ich mich auf Timo verlassen, der von Ihren Erkenntnissen noch nichts weiß, und ihm erklären, was ich selbst noch nicht verstehe.“
    „Das kann uns beide in Schwierigkeiten bringen.“ Als ob es das wäre, was sie davon abhielt.
    „Ich weiß. Aber das nehme ich in Kauf, wenn ich dadurch eine andere aus Schwierigkeiten herausholen kann.“
    „Ellen Weyer?“
    „Glauben Sie etwa, sie hat ihre eigene Schwester getötet?“
    Die Hauptkommissarin zögerte einen Moment. „Nein.“ Dann nahm sie eine Jeans, einen Kapuzenpulli und frische Socken aus dem Koffer, der zwischen ihr und Sylvia Eberstätter noch immer auf dem Boden lag, und sagte: „Ich geh mich schnell anziehen, danach können wir los.“
    Es war nicht ganz einfach, Sylvia Eberstätter davon zu überzeugen, dass Ewald Klee sie begleiten würde. Natürlich auf dem Motorrad, selbstverständlich unauffällig, sodass Inge Nowak im Anschluss an die Tatortbegehung mit ihm einfach wieder verschwinden könnte, um pünktlich zur zweiten Schlafentzug-Besprechung mit Schwester Agathe in der Seerose zu sein. Schließlich willigte die Oberkommissarin ein.
    „Das hier läuft schon dermaßen aus dem Ruder, dann kommt es darauf auch nicht mehr an. Aber,“ sagte sie mit Bestimmtheit zu Ewald, „Sie warten draußen, auch wenn es länger dauert,“ und mit Blick zum Himmel: „oder stürmen oder schneien sollte.“
    „Versteht sich von selbst“, erwiderte er und beschloss, zwei Müsliriegel, eine Flasche Wasser und einen Regenschirm einzupacken. Ihm war jedes Mittel recht, sich abzulenken. Beim Joggen hatte er noch geschafft, die Tränen zurückzuhalten, beim Frühstück war es fast nicht mehr auszuhalten gewesen. Das Telefonat mit Grit war unerquicklich, sie hatten einander über zwei Funklöcher hinweg gründlich missverstanden, und am Ende hatte er einfach so getan, als wäre die Verbindung unterbrochen und hatte sie weggedrückt. Sie versuchte danach nicht mehr, ihn zu erreichen. Eine kleine Spritztour zu machen, sich einen echten Tatort anzusehen und Inges Chauffeur zu sein, war

Weitere Kostenlose Bücher