Sterbensschön: Thriller -
konnte ich immer noch sein Quieken hören.«
Sie war still, ein leises Lächeln spielte um ihren Mund, und Susan fragte sich, ob sie in diesem Moment dem Gequieke nachlauschte. »Ich legte meine Finger zusammen und zwängte meine Hand unter seinen Dünndarm«, sagte sie und führte die Bewegung pantomimisch vor. »Sein Körper war so warm, dass es mich schaudern ließ. Meine Hand in seinem Bauch machte ein saugendes Geräusch. Er fühlte sich fest an. Ich hatte gedacht, sein Inneres würde weicher sein, glitschiger, als würde man die Hand in eine Schüssel voll Götterspeise stecken.«
Susan glaubte, sich übergeben zu müssen. Selbst Prescott wandte den Blick ab und schluckte schwer.
»Es war faszinierend«, sagte Gretchen. »Ich habe ihn ausgenommen.« Ihr Blick ging unvermittelt zu Susan. »Haben Sie schon einmal einen Truthahn vorbereitet, damit sie ihn füllen können?«
»Nein«, sagte Susan. Sie würde nie wieder etwas mit Füllung essen. Vielleicht würde sie überhaupt nie wieder etwas essen …
»Ich habe den genauen Moment, in dem er starb, nicht einmal bemerkt«, fuhr Gretchen fort. »Ich war zu beschäftigt. So war ich immer. Zu konzentriert … Es ist komisch, sobald ich merkte, dass er tot war, verlor ich das Interesse an ihm. Ich faltete die Plane zusammen, schleifte ihn zur Badewanne und zerteilte ihn an den Gelenken. Es machte keinen Spaß, es war einfach nur Arbeit.«
Ihr Gesicht war jetzt vollkommen emotionslos. »Ich brauchte zwei Stunden, um das Zimmer zu reinigen«, sagte sie, »und dann noch einmal vier Stunden, um ihn stückweise wegzuschaffen. Bei so viel Gepäck hätte ich einen Kofferkuli brauchen können.«
Sie hielt gedankenverloren inne. Wohl in Erinnerung an die guten alten Zeiten, dachte Susan. Dann sah Gretchen sie an und zuckte mit den Achseln. »Aber das Zimmer war billig«, sagte sie. »Neunundzwanzig Dollar die Nacht, inklusive Pay-TV. Es dürfte sich also gelohnt haben.« Sie beugte sich näher zu Susan, wie eine Mitwisserin. Susan kämpfte gegen das Bedürfnis an zurückzuweichen. »Man hat seine Leiche nie gefunden«, sagte Gretchen. »Oder seinen Wagen. Seine Frau dachte, er sei abgehauen.« Ihr Blick bekam etwas Tückisches. »Sie hasst ihn wahrscheinlich bis heute dafür.«
Sie streckte sich und lehnte sich wieder an die Wand, wie ein Reptil, das sich in der Sonne aalt. »Mr. James Beaton«, sagte sie leise. »Er war der erste Mensch, den ich getötet habe.« Sie hob die Hand und entließ Susan mit einer knappen Geste. »Das können Sie bestimmt verkaufen. Gehen Sie jetzt.«
Susan zögerte verwirrt. »Warum erzählen Sie die Geschichte jetzt?«
»Quid pro quo, mein Täubchen.«
»Ich werde nichts für Sie tun«, sagte Susan.
»O doch«, zischte Gretchen. Sie sah geradeaus an Susan vorbei. Susan konnte einen feinen Flaum von Haaren auf ihrer Oberlippe und ihrer Wange erkennen. »Doch, das haben Sie schon. Er wird erfahren, dass Sie hier waren, und er wird kommen. Er wird bald kommen.«
Archie.
Susans Magen zog sich zusammen. »Ich werde ihm sagen, dass er nicht kommen soll. Ich werde ihm versprechen, dass ich Sie nie wieder besuche.«
Gretchens Augen verengten sich zu trägen Schlitzen. »Aber das wäre gelogen, nicht wahr?«
Susan lehnte sich auf ihrem Plastikstuhl zurück. Sie wusste, dass Gretchen recht hatte. Gretchen Lowells erstes Opfer? Als Exklusivgeschichte? Susan würde sie verkaufen. Und sie konnte andere verkaufen, so viele, wie Gretchen ihr erzählen wollte. Sie würde nicht wegbleiben können.
Susan hasste Gretchen dafür. Sie schaltete den Rekorder aus und stand auf. »Eines Tages«, sagte sie, »wird irgendwer Sie überraschen.«
»Eins noch«, sagte Gretchen.
Der Name eines guten Hautarztes?
» Ja?«, sagte Susan.
»Ich möchte, dass Sie Archie fragen, warum er nicht nach Ryan Motley sucht.«
»Wer ist Ryan Motley?«, fragte Susan.
»Wir sollten gehen«, sagte Prescott.
Susan hatte sich endlich daran gewöhnt, dass er dastand wie eine Statue. Und jetzt konnte er sie nicht schnell genug aus dem Raum bringen?
»Kinder werden sterben«, sagte Gretchen. Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Er lässt zu, dass seine persönlichen Gefühle sein professionelles Urteil trüben. Sie müssen den USB -Stick finden.« Sie riss die Faust nach unten und betrachtete sie. Sie hatte ein Büschel Haare in der Hand, winzige Stückchen Kopfhaut hingen noch daran.
Susan zuckte zusammen.
Gretchen lachte.
»Sie sind nicht verrückt«, sagte
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