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Sterbensschön: Thriller -

Sterbensschön: Thriller -

Titel: Sterbensschön: Thriller - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chelsea Cain , Fred Kinzel
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deine Füße auf meinem Schreibtisch?«
    »Wegen der Blutzirkulation«, sagte Henry, ohne sich zu rühren. »Ärztliche Anweisung.«
    »Dafür wirst du mir ein Attest zeigen müssen«, sagte Archie.
    Die Büros der Task Force waren in einem alten Bankgebäude untergebracht, das die Stadt in der Zeit des Beauty-Killer-Falls gekauft und zweckentfremdet hatte. Banken waren früher prachtvolle Bauten mit Goldverzierungen und Marmorböden gewesen, die einen davon überzeugen sollten, dass Bankiers mit Geld umgehen konnten. Nach ein paar Wirtschaftszusammenbrüchen baute man Banken dann schlicht, ohne allen Schnickschnack und mit jeder Menge Teppichboden, um einen zu überzeugen, dass Banker Menschen waren wie du und ich. Die Bank der Task Force gehörte zur zweiten Kategorie.
    Sie war ein quadratischer Flachbau mit einem Parkplatz, der sie auf allen Seiten umgab. Der alte Publikumsbereich der Bank stand jetzt voller Schreibtische. Den ehemaligen Tresorraum nutzten sie als Vernehmungszimmer. Überbleibsel der Bank waren noch da: Furniertische und Stühle, malvenfarbene Polstermöbel, ein ausgetretener Pfad auf dem Teppich, der von der Tür bis zu der Stelle führte, wo sich der Kassenschalter befunden hatte. Eine Uhr an der Wand war mit dem Slogan TIME TO BANK WITH FRIENDS bedruckt.
    Archie hatte das einstige Büro des Bankdirektors bekommen. Es war spartanisch – ein Schreibtisch, drei Sessel und ein Bücherregal. Er hatte ein gerahmtes Foto seiner Exfrau und der Kinder auf dem Schreibtisch stehen. Sonst nichts Persönliches. Irgendwann hatte er einmal ein paar Kunstwerke seiner Kinder mitgebracht, aber es war ihm nicht richtig erschienen, dass Wachsmalkreidezeichnungen seiner Kinder dieselben Wände bedeckten wie Fotos von Tatorten und aus Autopsieberichten.
    Henry hatte den Bericht des Sozialamts zu Pearl Clinton auf dem Schoß liegen, eine rechtwinklige Lesebrille aus der Drogerie saß am Ende seiner Nase. »Die Kleine ist elf Mal weggelaufen«, sagte er.
    Archies Telefon läutete wieder.
    Diesmal war es der Festnetzapparat. Noch so ein Bankrelikt – es war braun, schnurlos, mit einer Menge Knöpfen. Keine Anruferkennung.
    »Willst du nicht rangehen?«, fragte Henry.
    Archie zögerte. Aber er konnte an seinem Arbeitsplatz und mitten in einer Mordermittlung nicht umhin, Anrufe anzunehmen. Er griff nach dem Hörer und hoffte, es würde Robbins mit einer Identifizierung des zweiten Opfers sein.
    Er war es nicht.
    »Hier ist Dr. Prescott vom State Hospital wieder«, ertönte eine bekannte Stimme.
    Archie warf einen raschen Blick zu Henry. Henry betrachtete ihn mit sorgenvoll gefurchter Stirn. »Mhm«, sagte Archie ins Telefon.
    »Ich weiß, Sie sagten, ich soll nicht mehr anrufen«, sagte Prescott.
    Archie zog ein Blatt Papier heran und griff nach einem Kugelschreiber, als müsste er sich eventuell etwas notieren. »Mhm«, sagte er wieder.
    »Sie sagte, es sei dringend«, sagte Prescott. »Und es würde die Leichen im Park und auf dem Dach betreffen. Ryan Motley. Sagt Ihnen dieser Name etwas.«
    Ryan Motley wieder.
    Archie warf Henry einen Blick zu. Er befürchtete, er könnte den Namen irgendwie durchs Telefon gehört haben, aber Henry schien in Pearls Bericht vertieft zu sein.
    Susan hatte nur gesagt, dass einer von Gretchens Ärzten ihr kleines Kaffeekränzchen mit Gretchen arrangiert hatte, aber Archie wusste genau, welcher. »Kann es sein, dass es heute Morgen eine Begegnung mit einer Freundin von mir gab?«, sagte er. Wäre Henry nicht dabeigesessen, hätte er sich sehr viel farbiger ausgedrückt.
    Prescott zögerte. »Bei ihrem Treffen mit Ms. Lowell, ja.«
    »Wir beide …«, stieß Archie zwischen den Zähnen hervor, »… unterhalten uns später.«
    Archie legte auf. Sein Gesicht fühlte sich heiß an.
    »Wer war das?«, murmelte Henry, ohne aufzublicken. Archie konnte es ihm nicht sagen, ohne alles zu verraten. So fing es an – erst die Unterlassung, dann die Lüge. Aber es war die Sache wert, wenn er Henry auf diese Weise aus dem Getümmel halten konnte. »Deine Exfrau«, sagte Archie. »Sie will, dass man sich mal wieder trifft.«
    »Welche?«, fragte Henry und verdrehte die Augen.
    Es klopfte zweimal kurz an Archies Bürotür, dann kam Detective Claire Masland hereingestürmt. Sie war klein, mit dunklen Koboldhaaren. Ihre Garderobe bestand hauptsächlich aus Jeans, Turnschuhen und T-Shirts. Archie fragte sich manchmal, ob sie ihre Mädchenhaftigkeit unterdrückte, um als Detective ernst genommen zu werden.

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