Sterbenswort: Thriller (German Edition)
zusammen.
Heinrich griff nach seinem Bierglas und leerte es in einem Zug.
»Du solltest dir lieber mal selbst eine Freundin suchen, anstatt ständig über deinen Geschichtsbüchern zu brüten!«
Erste Regentropfen prasselten in Thomas’ Bier.
Heinrich schnappte sich seine Cordjacke, stand eilig auf und marschierte in Richtung Ausgang. Thomas folgte ihm, sein Bier ließ er stehen.
24
Heute
D u bist dir sicher, dass der Ring seinerzeit mit Erik verbrannt wurde?«
»Zumindest bin ich mir sicher, dass er ihn an jenem Abend trug«, antwortete Amelie ihrer Freundin.
Sie gingen vom U-Bahnhof Warschauer Straße zurück Richtung Warschauer Brücke.
»Aber die Leute vom Bestattungsunternehmen hätten ihn dann doch Eriks Eltern ausgehändigt, oder?«
»Oder sie haben ihn sich selbst in die Tasche gesteckt. Man hört da ja die abenteuerlichsten Geschichten.«
»Es bleibt die Frage, wie er zu meiner Tochter gelangte.«
»Kathrin?«
»Ja?«
»Ich möchte mich bei dir entschuldigen.«
»Wofür?«
»Dass ich dir nicht geglaubt hatte.«
Die beiden Frauen passierten die Stelle, an der sie sich vorher getroffen hatten, hielten ihre Blicke stur geradeaus gerichtet und gingen einfach weiter.
»Mich hat Eriks Tod damals richtig aus der Bahn geworfen«, fuhr Amelie fort. »Wir haben uns sehr geliebt. Wir hatten große Pläne.«
Ich weiß, dachte Kathrin und ließ die Freundin reden.
»Mit einem Schlag war nicht nur sein Leben zerstört. Ich konnte nicht weiterstudieren, habe alles hingeworfen. Ich habe Jahre benötigt, um in die Realität zurückzufinden.«
»Das tut mir sehr leid.«
»Es war ja nicht deine Schuld. Du und Heinrich, ihr schient die Sache besser zu verkraften, auch wenn eure Beziehung bald zu Ende ging.«
»Ich glaube nicht, dass Heinrich und ich uns so geliebt haben wie du und Erik.«
Erkannte Kathrin da ein zufriedenes Lächeln in Amelies Gesicht?
»Unsere Freundschaft, ich meine uns alle vier, ist ja letztendlich auch daran zerbrochen«, sprach Kathrin weiter. »Dass Thomas sein Studium ebenfalls abbrach, hast du noch mitbekommen?«
Amelie nickte.
»Nur bei Heinrich und dir sind die Pläne Wirklichkeit geworden. Du bist Ärztin, er Rechtsanwalt. So, wie ihr beide es wolltet.«
Kathrin wagte die Frage: »Und du? Bist du denn glücklich, heute?«
Zuerst zuckte Amelie mit den Schultern, dann überlegte sie.
»Nennen wir es ›halbwegs zufrieden‹.«
Sie bogen in die Revaler Straße ein.
»Ich hatte das Gefühl, bei dir käme nun alles zeitverzögert an.«
»Was meinst du?«
»Dass du Eriks Tod verdrängt hast. Deswegen habe ich dir nicht geglaubt.«
»Aber ich hatte doch den Ring als Beweis. Und Heinrichs E-Mails.«
»Ich wollte dir nicht glauben, Kathrin. Versteh doch. Ich hatte es endlich verarbeitet, endlich abgeschlossen. War endlich in meinem ›Leben danach‹ angekommen. Und dann kommst du und wühlst die Sache wieder auf. Erik ist tot.«
Der letzte Satz hörte sich alles andere als sicher an.
»Wer ist dann der Mann im Trenchcoat, den wir beide gesehen haben?«
»Ich weiß es nicht.«
Per Knopfdruck entriegelte Kathrin die Schlösser ihrer Wagentüren.
»Kann ich dich noch wo hinfahren?«
»Vielleicht irgendwo an die U6?«
»U-Bahnhof Stadtmitte?«
»Das wäre prima. Ich habe auch ein eigenes Auto. Aber die alte Kiste ist kurz davor, den Geist aufzugeben. Ich benutze sie nur, wenn es sich gar nicht vermeiden lässt.«
Amelie öffnete die Tür.
»Wir sollten Thomas ausfindig machen«, meinte sie, nachdem beide eingestiegen waren. »Möglicherweise passieren ihm ähnliche Dinge wie uns.«
Kathrin nickte, parkte den Wagen aus und wendete.
»Mia ist morgen bei ihrem Vater, da habe ich Zeit. Wie sieht es bei dir aus?«
»Morgen ist Samstag, ja? Da muss ich um 18 Uhr im Seniorenheim sein. Nachtschicht.«
»Dann treffen wir uns vormittags und fahren zu Thomas’ Eltern, um herauszubekommen, wo wir ihn finden können. Ist das okay für dich?«
»Ja. Sollen wir da einfach so vorbeischneien?«
»Ich versuche, die Nummer ausfindig zu machen, und kündige uns an.«
Amelie erklärte sich einverstanden.
Da Kathrin nach ihrem Besuch die genaue Adresse des Hauses in Lichtenrade nun kannte, war es später in der Arztpraxis ein Kinderspiel, die dazugehörende Telefonnummer herauszubekommen, denn über die Pfeiffers gab es einen Eintrag im Örtlichen. Nur eine Minute Arbeit.
Kathrin verabredete sich für den folgenden Vormittag, vermied es aber, zu viel zu erzählen. Ihr lag
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