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Sterbenswort: Thriller (German Edition)

Sterbenswort: Thriller (German Edition)

Titel: Sterbenswort: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Langer
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Bestimmt arbeitete sie zu viel. Jutta beschloss, sie heute darauf anzusprechen, wenn sie die Kleine abholte.
    Sie sah nach der Uhrzeit.
    Wo Kathrin nur blieb? Sie war spät dran heute.
    Ein leises Knarzen aus Richtung des Wohnzimmers signalisierte Jutta, dass Mia die Terrassentür geöffnet hatte.
    Sie schnappte sich ihre Knüpfsachen und ging ihrer Enkeltochter hinterher. Ihren Ohrensessel und einen Beistelltisch drapierte sie so, dass sie Mia im Auge behalten konnte. Auf das Tischchen legte sie die vorgeschnittenen Knüpffäden und nahm dann im Sessel Platz. Sie setzte ihre Brille auf und breitete die vorgearbeitete Knüpfvorlage – Dürers betende Hände – auf ihrem Schoß aus.
    Mia war bereits in ihr Spiel vertieft und hatte die Welt um sich herum vergessen.
    Immer wieder wanderte Juttas Aufmerksamkeit zwischen den backenden Händen draußen und den betenden Händen drinnen hin und her.
    Bis jemand an der Tür klingelte.
    Kathrin, dachte Jutta. Endlich war sie da, um die Kleine abzuholen.
    Sie ging nach vorne und öffnete. Doch dort stand keine Menschenseele.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, da lag etwas. Jutta nahm die Brille ab, damit sie auf die Entfernung schärfer sehen konnte: ein Bündel beigefarbener Stoff.
    Sollte das etwa ein …?
    Sie sah nach links und rechts und überquerte dann die Straße. Dass sie lediglich ihre Pantoffeln trug, kümmerte sie nicht. Ihre Neugierde war zu groß.
    Drüben angekommen, bückte sie sich.
    Sie hob das Bündel hoch, und es faltete sich auseinander.
    Für drei, vier Sekunden stand sie wie angewurzelt da, dann begriff sie.
    Als sie realisierte, dass sie einen Trenchcoat in Händen hielt, rannte sie los. Ohne sich umzusehen, hetzte sie über die Straße, hinein ins Haus und durch den Flur nach hinten ins Wohnzimmer.
    Hinaus in den Garten.
    Zu spät.
    Jutta drehte sich mehrmals um ihre eigene Achse, warf prüfende Blicke in die Nachbargärten.
    Ihr wurde schwarz vor Augen, und sie stoppte.
    Schwer atmend beugte sie sich nach vorn und stützte ihre Hände auf ihre Knie.
    Verschwunden, ihre Enkeltochter war einfach verschwunden.
    Das Spielzeug lag so im Sandkasten, als könnte Mia jeden Moment zurückkehren.
    Sie entdeckte, dass das Gartentürchen lediglich angelehnt war.
    Jutta rannte wieder los, schlüpfte hindurch, sah den kleinen Weg entlang, der hinter der Reihe Einfamilienhäuser zu einer breiteren Straße führte. Sie wandte sich um, blickte in die andere Richtung: keine Menschenseele.
    Nach rechts machte der Pfad bald einen Knick. Sie eilte dorthin, drehte sich erneut um sich selbst.
    Aus der Ferne hörte sie, dass jemand ein Auto startete.
    Nichts wie hin.
    Doch wieder kam sie zu spät. Sie konnte lediglich noch die Farbe des Wagens erkennen, der vor ihr um die Ecke bog: grau.
    Falls das Auto überhaupt etwas mit dem Verbleib ihrer Enkelin zu tun hatte …
    Sie rang nach Luft.
    Mit einem Mal fühlte sie sich alt.
    Sie hatte zu spät auf das Stoffbündel reagiert, und sie war zu langsam gerannt.
    Jetzt konnte sie die Angst ihrer Tochter nachempfinden. Sie kroch in ihr selbst hoch, unerbittlich und quälend.
    Der Mann mit dem Trenchcoat existierte, und er hatte eben ihre Enkeltochter entführt.

45
    Neulich
    F isch sucht Fahrrad .
    Die erfolgreichste und größte Singleparty der Hauptstadt.
    Seit einiger Zeit fand sie in diesem überdimensionierten, klobigen Quader statt, der sich mit dem Namen ›The Box At The Beach‹ schmückte. Die Vorderfront zierte ein großes ›B‹. Neben der Lokalität hatte man – direkt am Ufer der Spree – Sand aufgeschüttet und eine herrliche Strandbar geschaffen.
    Die angenehm sommerlichen Temperaturen luden die Gäste ein, den Abend im Freien in Liegestühlen und auf Bierbänken zu genießen. Dezente Beleuchtung schuf eine romantische Atmosphäre.
    Dennoch hatte Axel sehr schnell entschieden, sich ins eher schummrige Innere zu begeben. Wummernde Technoklänge hießen ihn willkommen.
    In Gedanken weilte Axel Wichmann bei seiner kleinen Tochter Mia. Er liebte sie.
    Mias Mutter Kathrin hatte er auch geliebt. Doch hatte er sie viel kürzer geliebt, als er tatsächlich mit ihr zusammen gewesen war. Sehr viel kürzer. Wäre sie damals nicht bereits nach kurzer Zeit schwanger geworden, hätte die Beziehung wohl nur wenige Wochen gedauert.
    Sein Pflichtgefühl – und seine Mutter – hatten dafür gesorgt, dass er bei Kathrin blieb. Zum ersten Mal in seinem Leben wollte er sich und allen anderen beweisen, dass er treu

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