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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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Wahlwiederholung, aber nichts geschah. Erst jetzt bemerkte er das zerbrochene Display. Auch das Gehäuse war beschädigt. Er musste daraufgefallen sein, als Staude ihn zu Boden gerissen hatte. Na gut, dachte er. Die werden auch so begriffen haben, was hier los ist.
    Er ging zu der Packstation hinüber und nahm sich eine Rolle Packband. Glassplitter knirschten wie feine Kieselsteine unter seinen Schuhen, als er zu Staude zurückkehrte, der immer noch reglos am Boden lag. Koschny fesselte ihm Hände und Füße mit dem Klebeband und ließ ihn liegen. Dann sah er sich nach der Waffe um. Wenn er schon zum Warten verurteilt war, wollte er wenigstens nicht wehrlos sein. Als Erstes fand er die Taschenlampe, die zwischen den Glasscherben lag. Doch auch sie hatte unter dem Kampf gelitten. Ihr Licht flackerte, und Koschny musste kräftig gegen das Gehäuse schlagen, um es halbwegs zu stabilisieren. Mühsam kniete er erneut nieder, um unter den Regalen zu suchen. Die Waffe musste ganz nach hinten an die Wand gerutscht sein, damit war sie unerreichbar, zumal er in dem schwachen Licht der Taschenlampe nicht viel sehen konnte.
    »Hilfe …«
    Es war nur ein leises Stöhnen, doch es erschreckte Koschny fast zu Tode.
    So schnell er konnte, rappelte er sich auf und sah sich hektisch um.
    »Helfen Sie mir …«, keuchte die Stimme erneut.
    Sie kam aus dem Frühstücksraum.
    Dann ein Kratzen, gefolgt von einem Ächzen, das schnell zu einem keuchenden Husten wurde.
    »Wer ist da?«, fragte Koschny.
    Ein scharrendes Geräusch war zu vernehmen, als krieche jemand über den Boden.
    Vergeblich suchten Koschnys Augen den Raum nach etwas ab, womit er sich verteidigen könnte. »Kommen Sie langsam raus«, rief er schließlich unsicher in Richtung der Tür. »Ich … Ich bin bewaffnet.« Skeptisch schielte er auf die Taschenlampe in seiner Hand hinunter.
    Das Stöhnen klang schwach und mehr wie ein verzweifelter Versuch, sich bemerkbar zu machen. Langsam tappte Koschny auf die Tür zu, die Lampe wie einen Schlagstock in der Hand. Er griff um den Türrahmen, schaltete das Licht an und ahnte beinahe, was er vorfinden würde.
    Neben dem Tisch kauerte ein Mann. Verzweifelt presste er den Rücken gegen die Wand, um sich daran hochzustemmen, sackte dann jedoch kraftlos zusammen. Das Stöhnen ging in ein Wimmern über. Dicke Schweißtropfen perlten auf seinem kahlen Kopf.
    »Hofer?«, stieß Koschny entsetzt hervor. »Sind Sie Peter Hofer?«
    Der Mann sah zu ihm auf. Seine Augen waren blutunterlaufen und tränten vor Schmerzen. Niemals, in seinem ganzen Leben nicht, würde Koschny diesen Blick vergessen. »Helfen Sie mir«, flehte er schwach. »Bitte helfen Sie mir. Es … es tut so weh …«
    Vorsichtig schob Koschny das Hemd des Mannes zur Seite. Ein behelfsmäßiger Druckverband war um seine Taille gewickelt. Trotzdem blutete er im unteren Bauchbereich stark. Neben ihm lag eine zertrümmerte Plastiktasse. Koschny konnte frische Kratzwunden am linken Handgelenk des Mannes erkennen. Er musste versucht haben, sich mit den stumpfen Scherben die Pulsadern aufzuschneiden.
    »… es tut so schrecklich weh.«
    »Allmächtiger!«, flüsterte Koschny und deckte den Verband wieder zu. Die Wunde stank. Vermutlich hatte die Kugel den Darm verletzt. Er schluckte, hatte Mühe, sich nicht zu übergeben. Plötzlich schnellte Hofers blutige Hand hoch, packte Koschny am Genick und zog ihn zu sich herab. »Meine Frau und mein Sohn«, stammelte er Koschny wie im Fieberwahn ins Ohr. »Sie … Sie müssen sie beschützen, hören Sie … Tessin, Agarone … Schweiz … Sie müssen beschützen … verstehen Sie? Beschützen …«
    »Schon gut«, stammelte Koschny. »Ist ja gut.«
    Hofer packte noch fester zu. »Versprechen Sie es«, flehte er.
    »Ich verspreche es! Ich verspreche es!«
    Hofers Griff lockerte sich. Er sank zurück und schien das Bewusstsein zu verlieren.
    »Bleiben Sie ganz ruhig«, sprach Koschny weiter. Seine Stimme klang wie die eines Fremden. »Hilfe ist unterwegs. Hören Sie mich? Gleich wird jemand hier sein, der Ihnen helfen kann.« Zumindest hoffte er das. Verdammt, wo zum Teufel blieben diese Idioten? »Hofer«, versuchte er den Mann bei Bewusstsein zu halten. »Ich weiß, Sie haben furchtbare Schmerzen, aber ich muss wissen, wo der andere Mann ist. Wo haben die Becker hingebracht?«
    Die Antwort war ein Geräusch, offenbar aus einem Raum unter ihnen. Als Koschny es hörte, verlor er alle Hoffnung.
    Es war der gedämpfte Knall eines

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