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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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in einem Treppenhaus. Die Suche nach der Waffe hatte er aufgegeben, sie hatte ihn unnötig Zeit gekostet. Zeit, die er nicht hatte. Vermutlich war es ohnehin schon zu spät.
    Er stand vor einer breiten Schwingtür, die ins Erdgeschoss führte. Der Durchgang dahinter war nicht beleuchtet, so dass er in der dunklen Verglasung der Tür sein Spiegelbild sehen konnte. Seine Haare waren verschwitzt und strähnig, seine Kleider verschmutzt und hier und dort zerrissen. Mein Held , dachte er verächtlich und wandte sich ab.
    Der Schuss war aus dem Keller gekommen. Zwei Wege führten dorthin. Gleich links neben der Tür befand sich ein Aufzug. Zu riskant, beschloss er, schließlich konnte er nicht wissen, was ihn dort unten erwartete. Er war nicht scharf darauf, noch einmal in den Lauf einer geladenen Waffe zu blicken, wenn sich die Tür des Fahrstuhls öffnete. Also entschied er sich für die Treppe und gegen seinen schmerzenden Fuß. Trotzdem zögerte er einen Moment, suchte nach Gründen, die ihn von seinem Vorhaben abbringen konnten. Da er Staudes Pistole nicht gefunden hatte, hatte er nach wie vor nur die Taschenlampe, um sich zu verteidigen. Warum also nicht warten, bis Helfer eintrafen? Bewaffnete Helfer. Was konnte er schon ausrichten? Er, der nicht einmal hundert Meter laufen konnte, ohne einen Erstickungsanfall zu bekommen. Aber er hatte es bis hierher geschafft, warum also jetzt aufgeben? Diese Geschichte hatte sich längst verselbstständigt, und er war mittlerweile ein Teil davon geworden. Trotz der Erschöpfung und der Schmerzen verspürte er eine geradezu zwanghafte Energie, die ihn drängte, diese Treppe hinunterzugehen. Er musste an Hofer denken, sah wieder diesen Ausdruck in den Augen des vor Schmerzen halb besinnungslosen Mannes. Hätte er bei ihm bleiben sollen? Wozu? Er hätte nichts für ihn tun können. Jetzt brauchte Sven seine Hilfe. Und vielleicht war es doch noch nicht zu spät.
    Vorsichtig humpelte er auf die Treppe zu. Mit jeder Stufe, die er hinabstieg, hatte er das Gefühl, der Hölle ein Stück näher zu kommen. Die Treppe endete an einer weiteren Schwingtür. Als er sie erreicht hatte, krachte der zweite Schuss. Der Schrei, der darauf folgte, ging ihm durch und durch. Instinktiv trat er zur Seite und presste sich zitternd an die Wand zwischen Tür und Fahrstuhl.
    Großer Gott! Was in aller Welt geht hier vor?
    Verzweifelt versuchte er den nächsten Schritt zu überdenken. Gab es überhaupt einen nächsten Schritt? Welcher Teufel hatte ihn geritten, sich hier einzuschleichen? Er wusste ja nicht einmal, mit wie vielen von diesen Kerlen er es zu tun hatte.
    Ich bringe Sie zu den anderen …
    Vielleicht waren es zwei, vielleicht zwanzig. Was sollte er tun, wenn einer von ihnen plötzlich vor ihm stand? Seinen Notizblock zücken und ihn zu Tode schreiben? Die Feder ist mächtiger als das Schwert , ging es ihm unverhofft durch den Sinn. Eine Schrotflinte wäre ihm unter diesen Umständen bedeutend lieber gewesen. Wahrscheinlich sollte er zurückgehen und noch einmal nach der Pistole suchen, aber irgendetwas sagte ihm, dass dazu keine Zeit blieb.
    Nur die Ruhe, sagte er sich. Er hatte auf dem Parkplatz außer den Wagen der Wachleute nur zwei Autos gesehen. Also konnten nicht übermäßig viele Gegner auf ihn lauern. Vorsichtig spähte er durch die Glastür. Der Flur war hell erleuchtet, der Boden dunkelrot gefliest. Zu beiden Seiten waren in unregelmäßigen Abständen massive Stahltüren in den betongrauen Wänden zu sehen. Aus welchem Raum der Schuss gekommen war, konnte Koschny nur vermuten. Doch es musste einer der vorderen gewesen sein, denn der Knall hatte erschreckend nah geklungen.
    Sein Blick schwenkte unsicher zur Treppe zurück. Verschwinde , drängte seine innere Stimme. Hier gibt es niemanden mehr, dem du helfen könntest. Selbst mit einer Pistole wäre das Risiko zu groß, zu unberechenbar. Es ist vorbei, gib auf. Geh zurück zu Hofer und warte. Oder, noch besser, verschwinde aus diesem Gebäude, von diesem Gelände, aus dieser ganzen gottverdammten Gegend, und lass den Dingen ihren Lauf. Sven ist tot, bring dich in Sicherheit!
    Aus irgendeinem Grund konnte und wollte er das nicht akzeptieren. Letztendlich hatte man immer eine Wahl. Es kam nur darauf an, die richtige Entscheidung zu treffen.
    Er holte tief Luft und trat durch die Tür.
    Hastig zuckte sein Blick hin und her. Er versuchte alles gleichzeitig zu erfassen, sämtliche Türen im Auge zu behalten. Was sollte er tun, wenn sich

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