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Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde

Titel: Sterbestunde - Hübner, M: Sterbestunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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gewaltsam abzutransportieren.«
    Ein Ausdruck des Entsetzens malte sich auf Seiferts Gesicht. Doch niemand sagte ein Wort.
    »Hey, Sie mit den roten Haaren.« Der Polizist deutete auf Seifert. »Ist Ihnen nicht gut? Sie sehen ziemlich blass aus.«
    Keine Reaktion. Seifert starrte vor sich auf den Boden.
    Der Beamte seufzte und schüttelte den Kopf. »Also gut, Herr Wagner«, wandte er sich wieder dem Wachmann zu. Der offizielle Teil schien erledigt zu sein. »Haben Sie irgendetwas, womit wir die Ketten aufkriegen?«
    »Ja«, antwortete der Wachmann, »im Gerätehaus da hinten. Ich habe schon jemanden losgeschickt.«
    »Prima, dann warten wir solange. Freiwillig kommen die sowieso nicht …«
    » MEIN GOTT !«, schrie Seifert hinter ihnen auf, und alle drehten sich erstaunt um. Sein Kopf war nach vorn geneigt, und er presste die Finger ans Ohr, als lausche er angestrengt. »Koschny? Sind Sie okay? Sagen Sie doch was!«
    »Mit wem zum Teufel redet der Kerl?«, wollte der Beamte wissen. Der Wachmann hinter ihm fluchte.
    »Verdammt, ich wusste es doch, da ist was faul! Hier müssen sich noch mehr von denen rumtreiben. Sind wahrscheinlich über Funk miteinander verbunden.«
    »Koschny!«, schrie Seifert verzweifelt, und Christian hätte sich vor Schreck beinahe die Barthaare ausgerissen. »Können Sie mich hören? ANTWORTEN SIE , VERDAMMT NOCH MAL !« Fluchend riss er sich den Stöpsel aus dem Ohr, der von seinem schulterlangen Haar verdeckt worden war. »Ich brauche sofort Hilfe«, wandte er sich verzweifelt an die Polizisten. »Da drin ist jemand in Lebensgefahr!«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte der Beamte.
    Seifert griff unter sein T-Shirt und löste das kleine Aufnahmegerät von seinem Gürtel. Mit zitternden Fingern betätigte er zwei der Tasten und hielt es den Polizisten hin. »Hier«, sagte er, »hören Sie es sich selbst an.«
    »Ich muss sagen, Sie fangen langsam an, mir auf die Nerven zu gehen, junger Mann.«
    Zwei Empfindungen stiegen beim Klang dieser Stimme in Koschny hoch: Entsetzen über den harten Gegenstand, der sich in seinen Rücken presste, und Wut darüber, dass er sich vor ein paar Stunden von dieser Stimme hatte täuschen lassen. Dass sie so überzeugend geklungen und dass er Respekt vor dieser Stimme gehabt hatte. Vor allem aber darüber, dass dieser promovierte Drecksack ihn noch immer junger Mann nannte.
    »Ich kann auch nicht behaupten, dass ich erfreut bin, Sie hier zu sehen, Professor «, erwiderte er.
    Staude riss ihm die Taschenlampe aus der Hand. »Nehmen Sie die Hände über den Kopf und rühren Sie sich nicht.« Damit ließ er ihn stehen und ging, die Waffe weiterhin auf ihn gerichtet, zu dem Durchgang am anderen Ende der Lagerhalle. Kurz darauf flackerte ein Dutzend Leuchtstoffröhren an der Decke auf. Koschny kniff die Augen zusammen, während die Kartons in den Regalen um ihn herum langsam Konturen annahmen. Nur wenige Meter links von dem Durchgang sah er einen kleinen abgetrennten Raum. Die schmale Holztür stand offen, und das Licht fiel hinein. Koschny konnte ein paar Stühle und die Beine eines Tisches erkennen. Vermutlich ein Frühstücksraum für das Lagerpersonal. An der gegenüberliegenden Wand war eine Art Packstation. Eine etwa zwei Meter breite Arbeitsplatte, auf der bündelweise Faltkartons lagen. An der Wand dahinter waren etliche Hängeregale befestigt, in denen Koschny mehrere Papierablagefächer ausmachen konnte. Außerdem gut zwei Dutzend Rollen Packband und zwei Abroller.
    »Ich dachte mir, dass Sie irgendwann hier aufkreuzen würden«, sagte Staude. Er stand in dem breiten Mittelgang und hielt die Waffe unsicher mit beiden Händen umklammert. »Nach dem, was Sie schon wussten, war es nur noch eine Frage der Zeit, bis Sie die Verbindung erkennen. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass es so bald passieren würde. Was hat Sie darauf gebracht?«
    Koschny hielt krampfhaft die Hände hinter dem Kopf verschränkt und tat sein Möglichstes, den Stöpsel in seinem Ohr mit dem Handballen zu verdecken. Er machte eine zögernde Bewegung zu der Leiche hin. »Sagen Sie Ihren Leuten lieber, dass sie Ihre Werbegeschenke nicht offen am Tatort herumliegen lassen sollen«, meinte er und betrachtete den Leichnam auf dem Boden. »Hoffentlich habe ich Sie nicht beim Aufräumen gestört. Es wäre bestimmt nicht gut, der Polizei diese Unordnung zu hinterlassen.«
    »Ich weiß zwar nicht, wie Sie es allein bis hierher geschafft haben, aber Sie werden keine Gelegenheit

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